Beim Klimawandel spielt es eine Hauptrolle: Das Kohlenstoffdioxid mit der chemischen Formel CO2. Dieses Gas entweicht in die Atmosphäre, wenn wir unser Haus mit Erdöl heizen oder Auto fahren.
Mit dem Pariser Klimaabkommen verpflichteten sich 2015 Länder weltweit dazu, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, um die Klimaerwärmung möglichst unter 1,5 Grad zu halten. Auch die Schweiz hat das Abkommen unterzeichnet und will nun mit dem Klimaschutzgesetz insbesondere in den Sektoren Gebäude, Verkehr und Industrie Reduktionen erzielen.
Wer selbst nicht senken kann, kompensiert die Emissionen
Es gibt Branchen, die ihre Emissionen niemals im geforderten Rahmen senken können. Beispiele sind die Stahlproduktion, die Zementherstellung oder der Import von Erdöl. Sie sind per Schweizer Gesetz verpflichtet, ihre Emissionen zu kompensieren. Das heisst, sie unterstützen Klimaprojekte, die zur CO2-Reduktion in der Atmosphäre beitragen.
Als Gegenleistung für ihre finanziellen Beträge erhalten die Firmen CO2-Zertifikate. Diese Zertifikate bescheinigen ihnen die reduzierten Emissionen, die beispielsweise durch ein Aufforstungsprojekt auf der Insel Sumatra im Indischen Ozean zustande kamen.
Auch Privatpersonen können CO2-Zertifikate kaufen, um beispielsweise ihre Flugreise zu kompensieren. Auf diesem sogenannt freiwilligen Markt werden auch Projekte der Schweizer Landwirtschaft unterstützt: Agroforst und Humusaufbau sind wohl die zwei bekanntesten Beispiele. Mit dem Zertifikate-Handel kann dabei Wertschöpfung generiert werden.
Nicht aus der Wertschöpfungskette heraus verkaufen
Nun stellt sich die Frage, an wen die Zertifikate verkauft werden sollten. An die Stahlbaufirmen? Bettina Koster, Verantwortliche für Klima bei Agridea, rät davon ab: «Dadurch werden die Zertifikate aus der Wertschöpfungskette heraus verkauft.»
Koster holt aus: «Zukünftig steht die Reduktion der CO2-Emissionen in den landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten im Zentrum. Die Reduktionsleistungen werden innerhalb der Landwirtschaft in Wert gesetzt – wie beispielsweise in Zusammenhang mit den Bemühungen der Verarbeiter und dem Detailhandel, netto Null Emissionen bis 2050 zu erreichen.»
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«Der Druck bezüglich Emissionsreduktion wird noch steigen.»
Bettina Koster, Agridea
Die Lebensmittelfirmen beziehen ihre Rohstoffe aus der Landwirtschaft. Diese landwirtschaftliche Produktion setzt auch CO2 frei. Das heisst wiederum, dass Nestlé, Emmi, Migros & Co. ihre Reduktionsziele nur erreichen, wenn auch in der Landwirtschaft Emissionen reduziert werden. «Der Druck auf die Lebensmittelkette wird bezüglich Emissionsreduktion noch steigen. Von daher wäre ich als LandwirtIn sehr vorsichtig damit, Klimazertifikate aus der Wertschöpfungskette heraus zu verkaufen», sagt Koster.
Denn einmal verkaufte Zertifikate dürfen nicht ein zweites Mal verkauft werden – andernfalls würden die Emissionsreduktionen doppelt gezählt werden. Es kann also passieren, dass ein Betrieb sich bemüht und Emissionen reduziert, die Zertifikate verkauft – und anschliessend klopfen Milchabnehmer oder andere Partner an und fordern ihrerseits Reduktionen. Das kann schwierig werden.
«Es geht um die freiwillige Teilnahme»
Für Landwirtschaftsbetriebe geeigneter sind Programme, die von ihren Getreide-, Milch- oder Gemüseabnehmern unterstützt oder sogar initiiert werden. «Es gibt erste solcher Humusaufbau- und andere Projekte. Von obligatorischer Teilnahme oder konkreten Verpflichtungen der Landwirtschaft sind wir dabei noch weit entfernt. Es geht um die freiwillige Teilnahme», erklärt Koster.
Es geht auch darum, erste Erfahrungen zu sammeln – in einem Gebiet, das komplex, theoretisch und manchmal etwas unübersichtlich ist.