Im Auftrag von SRG (Schweizer Radio und Fernsehen) und Tamedia («Tagesanzeiger», «Berner Zeitung», «Bund», «20Minuten») befragen zwei verschiedene Institute in mehreren «Umfrage-Wellen» Stimmbürger zu den Abstimmungsvorlagen. Fünf Wochen vor der Abstimmung zur Massentierhaltungs-Initiative MTI zeigen die ersten «Wellen» der SRG-Trendumfrage und die Tamedia-Abstimmungsumfrage ein knappes Ja für die MTI.

Bei Volksinitiativen wird die Ja-Mehrheit in diesen beiden Umfragen aber erfahrungsgemäss von Woche zu Woche kleiner – so wie bei den Trinkwasser-Initiativen im Juni 2021 – bis sie in eine Nein-Mehrheit kippt. Unsere Prognose fünf Wochen vor der Abstimmung ist deshalb: Die MTI wird mit 60 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.

Die erste SRG-Trendumfrage startet mit knapper Mehrheit für die Massentierhaltungs-Initiative

Für die erste SRG-Trendumfrage zur Massentierhaltungs-Initiative hat das Forschungsinstitut GFS Bern vom 29. Juli bis 15. August 2022 rund 12’000 Stimmberechtigte befragt. Deren Stimmabsichten in Prozent:

  • bestimmt dafür (33)
  • eher dafür (18)
  • weiss nicht / keine Antwort (3)
  • eher dagegen (14)
  • bestimmt dagegen (32)

Wenn man die Antworten «weiss nicht / keine Antwort» zu den Nein-Stimmen zählt, ergibt die erste «Welle» der SRG-Trendumfrage:

  • 49 Prozent Nein-Stimmen
  • 51 Prozent Ja-Stimmen

Erfahrungsgemäss verlieren Volksinitiativen in den letzten Wochen vor dem Abstimmungstermin bis zu 10 Prozent Ja-Stimmen. Die Massentierhaltungs-Initiative würde demnach am 25. September 2022 mit 60 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.

Gemäss dem Forschungsinstitut GFS Bern deutet auch die Stimmung in den Kantonen auf eine Ablehnung hin: «Das Stände-Mehr (neben der Mehrheit der Stimmbürger muss auch die Mehrheit der Stände = Kantone der Initiative zustimmen) steht bereits jetzt auf der Kippe. Die ländlich geprägten Kantone der Westschweiz sind bereits im Nein», erklärt Politikwissenschafter Lukas Golder.

«Grundsätzlich anerkennen die Stimmbürger die Probleme wegen der Massentierhaltung, beispielsweise Antibiotika-Resistenzen», analysiert Lukas Golder. «Sie sehen aber auch, dass der Status quo in der Schweiz gut ist. Am Schluss könnte die drohende Erhöhung der Preise tierischer Lebensmittel entscheidend werden und vor allem Partei-Ungebundene ins Nein treiben».

Auch die erste Tamedia-Abstimmungsumfrage startet mit einer Mehrheit für die Massentierhaltungs-Initiative

Für die erste Tamedia-Abstimmungsumfrage hat das Forschungsinstitut Leewas GmbH der Politologen Lucas Leemann und Fabio Wasserfallen vom 3. bis 4. August 2022 rund 16ʼ000 Stimmberechtigte befragt. Deren Stimmabsichten in Prozent:

  • bestimmt dafür (40)
  • eher dafür (15)
  • weiss nicht / keine Antwort (2)
  • eher dagegen (10)
  • bestimmt dagegen (33)

Wenn man die Antworten «weiss nicht / keine Antwort» zu den Nein-Stimmen zählt, ergibt die erste «Welle» der Tamedia-Abstimmungsumfrage:

  • 45 Prozent Nein-Stimmen
  • 55 Prozent Ja-Stimmen

Einen ähnlich «guten» Start legten die beiden Trinkwasser-Initiativen im Juni 2021 hin. Die erste «Welle» der Tamedia-Abstimmungsumfrage ergab damals für die Trinkwasser-Initiative eine Zustimmung von 54 Prozent, für die Pestizid-Initiative 53 Prozent. An der Urne wurden dann beide mit über 60 Prozent Nein bachab geschickt.

Das Forschungsinstitut Leewas GmbH befragte die Stimmbürger zusätzlich, ob sie glauben, dass die Preise tierischer Lebensmittel bei einer Annahme der Massentierhaltungs-Initiative (wie die Allianz gegen die Massentierhaltungsinitiative warnt) um bis zu 40 Prozent steigen werden. Die Antworten in Prozent:

  • Ja, das ist realistisch (43)
  • Nein, ich rechne mit höheren Preissteigerungen (5)
  • Nein, die Preise werden weniger stark steigen (43)
  • Weiss nicht (9)

Wenn man die Antwort «weiss nicht» zu den Nein-Stimmen zählt, glauben 57 Prozent der Schweizer Stimmbürger fünf Wochen vor der Abstimmung, dass die Preise tierischer Lebensmittel bei einer Annahme der Massentierhaltungs-Initiative um bis zu 40 Prozent steigen werden. Womit das Schicksal der MTI besiegelt ist.

Wieso unterscheiden sich die Resultate von SRG-Trendumfrage und Tamedia-Abstimmungsumfrage?

Die Ergebnisse der SRG-Trendumfrage und die Tamedia-Abstimmungsumfrage liegen um mehrere Prozent auseinander. Der Grund dafür sind die unterschiedlichen Erhebungs-Methoden:

  • Die SRG-Trendumfrage vom Forschungsinstitut GFS Bern ist ein Mix von drei verschiedenen Erhebungen-Verfahren und damit auch Zielgruppen, nämlich per Fixnet-Telefon, Mobiltelefon und Online. Das mindert «Schlagseiten» aufgrund einer Erhebungs-Art vor allem zu einem frühen Zeitpunkt.
  • Die Tamedia-Abstimmungsumfrage vom Forschungsinstitut Leewas GmbH ist dagegen eine reine Online-Erhebung, die von LeeWas noch modelliert wird. Weil die tendenziell konservativeren Nutzer von Fixnet-Telefonen wegfallen, liefert sie eher oppositionelle Einschätzungen.