Kühe, die auf die Toilette gehen – das ist auf dem Betrieb von Familie Röösli in Hellbühl LU Alltag geworden. Im Rahmen des Ressourcenprojekts «Ammoniak und Geruch Zentralschweiz» wurden im neuen Milchviehstall verschiedene ammoniakmindernde Massnahmen umgesetzt, darunter auch die Cowtoilet.

Die Cowtoilet ist eine freistehende Box, welche die Kuh mithilfe von Lockfutter freiwillig betritt. Nach dem Fressen wird mithilfe eines Massagebechers ein Nerv zwischen Euter und Vulva stimuliert, wodurch bei der Kuh Harndrang entsteht. Der Harn wird aufgefangen und separat in einem Tank gelagert.

Durch die Trennung von Urin und Kot sollen die Ammoniak-Emissionen im Stall reduziert werden. Die erreichte Ammoniakreduktion durch den Einsatz der Cowtoilet wird auf dem Betrieb von Familie Röösli auf etwa 15 Prozent für Stall und Laufhof geschätzt. Die Cowtoilet gilt aktuell als emissionsmindernde Massnahme, bei welcher die Umsetzung fallspezifisch empfohlen wird.

30 000 Franken kostet eine Toilette – wer bezahlt?

Eine Cowtoilet bietet Kapazität für 25 Tiere und kostet 30 000 Franken (inkl. Installation). Auf dem Betrieb von Familie Röösli wurden zwei davon installiert. Familie Röösli wurde im Rahmen des Ressourcenprojekts neben der Planung auch finanziell unterstützt. «Im Rahmen der Strukturverbesserungsverordnung besteht die Möglichkeit, Investitionshilfen für bauliche Massnahmen und Einrichtungen zur Verwirklichung ökologischer Ziele zu entrichten. Momentan ist die Cowtoilet noch nicht auf der Liste der Massnahmen, welche unterstützt werden. Der Antrag wurde gestellt. Entscheiden wird das BLW», erläutert Markus Bucheli vom BBZN Hohenrain.

Die folgenden Massnahmen in Rindviehlaufställen werden aktuell in allen Zonen mit Beiträgen gefördert:

  • Laufflächen mit Quergefälle und Harnsammelrinne: Fr. 240.– pro GVE (je Fr. 120.– von Bund und Kanton)
  • Erhöhte Fressstände: Fr. 140.– pro GVE (je Fr. 70.– von Bund und Kanton)

Potenzial als Dünger, Güllemanagement als Herausforderung

Der abgetrennte Urin soll gezielt als Dünger eingesetzt werden, um den Verbrauch an Handelsdünger zu reduzieren und den Nährstoffeinsatz zu optimieren. Reiner Urin besitzt einen hohen Anteil an sofort verfügbarem Stickstoff und ist der einzige Hofdünger, der kaum Phosphor enthält. Insbesondere im Biolandbau könnte der Einsatz interessant sein. «Wie genau der Urin am effektivsten ausgebracht werden kann, wird nun getestet», ergänzt Bucheli.

Eine weitere Frage, die bei der Cowtoilet aufkommt, ist die Thematik rund um die Güllelagerung und -ausbringung. Durch den fehlenden Urin verändert sich die Fliessfähigkeit. «Dies wird sicherlich eine Herausforderung. Auf dem Betrieb Röösli sind Lagervolumen für acht Monate vorhanden. Somit ist genügend Platz vorhanden, damit man viel Regenwasser von den Dächern in die Gruben einleiten kann, um die dicke Gülle fliessfähig zu machen», erklärt Bucheli.