Regen mag die Ringelblume nicht: Dann faltet sie ihre Blätter zusammen. Deshalb hat sie auch den Beinamen «Wetterfrosch». Mit Regen sei zu rechnen, wenn die Ringelblumenblüten bis 7 Uhr morgens noch nicht geöffnet sind, sagt der Volksmund.
Vielleicht bringt also bei der Futterernte ein ergänzender Blick in den Garten etwas, wenn die verschiedenen Apps auf dem Handy sich nicht einig sind, ob es Regen gibt?
Seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt
Als Heilpflanze ist die Ringelblume seit dem Mittelalter bekannt. Die deutsche Äbtissin und Gelehrte Hildegard von Bingen erwähnt sie unter dem Namen «Ringula» und empfiehlt sie zur Behandlung von Verdauungsstörungen und Ekzemen.
Nachgewiesen sind unter anderem diese Wirkungen:
- antibakteriell
- antimykotisch
- antiviral (Grippe- und Herpes-Viren)
- entzündungshemmend
- Förderung der Wundheilung
- unterstützend bei inneren Parasite
Auf Basis der wissenschaftlichen Ergebnisse kann die äusserliche Anwendung bei Haut- und Schleimhautentzündungen sowie zur Wundheilung empfohlen werden.
Im Ratgeber «Kräuter für Nutz- und Heimtiere» ist vermerkt, dass die Ringelblume traditionell innerlich und äusserlich zur Anwendung kommt.
Die Drogistin Michelle Krügel aus Münsingen BE setzt die Ringelblume in Ölauszügen, Salben und Tinkturen ein. Sie kennt die beruhigende Wirkung der Ringelblume, denn der Konstitutionstyp Calendula sei ängstlich und habe Mühe, Verletzlichkeiten zu überwinden. «Die Ringelblume lässt Sonne ins Gewebe scheinen», sagt Krügel. Sie passe am besten, wenn es sich um Risswunden handelt oder wenn die Wundheilung stockt. Bei venösen Beschwerden und Geschwüren (offenes Bein beim Mensch) wäre die Calendula angesagt.
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Das Buch «Kräuter für Nutz- und Heimtiere» beschreibt die innerliche und äusserliche Anwendung von Ringelblumen bei folgenden Beschwerden:
Innerliche Anwendung der Ringelblume
- Magen- und Verdauungsbeschwerden
- Magen-Darm-Geschwüre
- Harnwegsinfekte
- Lebererkrankungen
- Reizzustände
- Unruhe
- Würmer
- Verstopfung
- Schweiss- und Harntreiben
Äusserliche Anwendung der Ringelblume
- Wunden (Riss-, Quetsch- und Brandwunden)
- Verbrennungen, Verbrühungen
- akute und chronische Hautentzündungen
- Entzündungen der Maul- und Rachenschleimhaut
- Entzündungen am Auge
- Hautpilze
- Mauke
- Strahlfäule
- Sommerekzem
Die Ringelblume ist ein Korbblütler: Ist eine Überempfindlichkeit dagegen bekannt, darf sie nicht verwendet werden. Dafür darf sie auf der Weide vorkommen und eingesät werden. Die Tiere fressen sie gerne.
Eine milde Salbe für Baby- und Altershaut
Auch für den Menschen ist die Ringelblume eine bewährte Heilpflanze. Sie kommt besonders bei rauen, aufgesprungenen Händen und Fusssohlen, geröteter Haut und kleinen Wunden zum Einsatz.
Bei Wunden desinfiziert sie als Tinktur. Unverdünnt kommt sie zum Einsatz, wenn es eilt – dann brennt die Tinktur aber! Sonst einen halben Teelöffel Tinktur in ein Glas abgekochtes, lauwarmes Wasser geben und die Wunde abtupfen.
Als Salbe sollte sie nur bei oberflächlichen Verletzungen zum Einsatz kommen. Weil die Salbe die Neubildung von Hautzellen stimuliert, kann sich bei einer oberflächlichen Heilung einer tiefen Verletzung im schlimmsten Fall Eiter bilden. Daher ist es wichtig, die Wunde genau zu inspizieren.
Ringelblumensalbe macht die Haut geschmeidig, elastisch und widerstandsfähig. Weil sie mild ist, darf sie auch bei Babys und alten Menschen eingerieben werden.
Steckbrief: Garten-Ringelblume(Calendula officinalis)
- Ein- bis zweijährige Pflanze.
- Wächst buschig-aufrecht, wird bis zu 50 cm hoch.
- Geringe Ansprüche an den Boden, wenig kälteempfindlich, mag vollsonnige, warme Standorte.
- Blütenköpfe in voller Blüte am besten an sonnigen Tagen am späten Vormittag ernten.
Anwendung
- Verwendung: frisch oder getrocknet.
- Innerlich (z. B. gegen Magen- und Verdauungsbeschwerden): frische oder getrocknete Blüten dem Futter beimischen.
- 1 Teelöffel Ringelblumenblüten entspricht etwa 0,8 g.
- Äusserlich (z. B. bei Wunden, Verbrennungen, Hautentzündungen, Mauke):
Aufgüsse: zur Wundheilung (2 TL Blüten und 150 ml Wasser).
Umschläge: 1 EL Blüten und 150 ml Wasser, kalt ansetzen, kurz aufkochen.
Tinktur: 1 Handvoll Blüten in 0,5 l Schnaps für 5 bis 6 Wochen ansetzen, in dunkle Flaschen abseihen und kühl lagern.
Öl zur Hautpflege: 2 Handvoll Blüten und 0,4 l Olivenöl 3 Wochen an einen warmen Ort ohne direkte Sonneneinstrahlung stellen, abseihen und in dunklen Flaschen lagern.
Quellen
- Ratgeber «Kräuter für Nutz- und Heimtiere», 2012, ISBN 978-3-200-02690-2, erhältlich bei Andermatt BioVet AG, www.biovet.ch
- «Kräuter- und Heilpflanzenatlas», 2023, ISBN 978-3-03888-369-2, Edition lmz AG, www.editiom-lmz.ch
Haftungsausschluss
Die Informationen zur Pflanze, deren Wirkung und das Anwendungsbeispiel sind eine Zusammenstellung aus verschiedenen Quellen. Die Wirkungen und Nebenwirkungen sind nicht vollständig aufgelistet. Die Schweizer Agrarmedien AG übernimmt keinerlei Haftung für die Folgen der Anwendung.