Kurz & bündig

- Familie Duperrex hält 57 Milchkühe der Rassen Braunvieh, Holstein und Red Holstein.
- Das Raufutter produziert sie auf dem eigenen Betrieb, ergänzende Eiweissträger werden zugekauft.
- Die Milch wird an die Zentralschweizer Milchproduzenten geliefert. Ein kleiner Teil kann ausserdem direkt ab Hof vermarktet werden.
- Über die Zeit wuchs der Betriebszweig Milchproduktion. Aktuell träumen Jean-Jacques und Serge Duperrex davon, auszubauen: Zum Beispiel einen Stall für Jungvieh und Galtkühe.

Ein Laufstall für die 57 Milchkühe. Braunvieh, Holstein und Red Holstein. Ein Melkroboter. Fütterung mit dem Futtermischwagen, einmal pro Tag. Aber keine Totalmischration. Weidegang im Sommer. Keine grossen Probleme mit Stoffwechsel- oder Eutererkrankungen. Höchstens die «Erdbeerkrankheit», die den Klauen der Kühe zu schaffen macht.

In wenigen Sätzen erklärt Jean-Jacques Duperrex, wie die Milchviehhaltung auf dem Betrieb Stöckweid funktioniert. In wenigen Sätzen erklärt er einen ganzen Wirtschaftszweig, der auf dem Hof zentral ist. So oder ähnlich wird es auf vielen Schweizer Milchviehbetrieben klingen.

[IMG 1]

Die Milchkühe sind Wirtschaftszweig und Leidenschaft

DossierJahresthema 2022«Schulterblicke»Donnerstag, 23. Dezember 2021 Doch Jean-Jacques Duperrex geht anschliessend in die Tiefe und es wird klar, wie ausgeklügelt die Tierhaltung in den Betrieb integriert ist, wie viele Überlegungen dahinterstecken und wie gross das Wissen und der Erfahrungsschatz der Familie Duperrex ist. Die Milchproduktion ist zwar ein wichtiger Wirtschaftszweig, der rentieren muss. Doch es ist auch eine Leidenschaft, bei der Jean-Jacques Augen zu leuchten beginnen, wenn er von den Kühen erzählt.

Die Milchkühe fallen grösstenteils in Jean-Jacques Aufgabenbereich. Unterstützung erhält er dabei von Sohn Serge. Das Ausmisten erledigen sie gemeinsam. Und auch die Fütterung machen sie zu zweit. Serge steigt auf den Kran und füllt Heu vom Heustock in den darunter stehenden Futterwagen. Anschliessend kommen Mineralsalze und Pflanzenkohle hinzu. Am Schluss fährt er zum Fahrsilo und «beisst» eine Portion Silomais und Silogras ab.

In der Zwischenzeit schiebt Jean-Jacques das alte Futter, das die Kühe aussortiert haben, zusammen, belädt damit die Schubkarre und bringt das Futter zu den Galtkühen. «Das beste Futter ist schon weg und somit ist die reduzierte Ration geeignet für die trockengestellten Tiere», erklärt Jean-Jacques. Den Milchkühen wirft Serge per Futterwagen neues Fressen auf den Futtertisch.

[IMG 4]

Totalmischration ist bei gemischter Herde nicht praktisch

«Wir produzieren das Raufutter auf dem eigenen Hof», sagt Jean-Jacques Duperrex. Die erfolgreiche Milchproduktion beginnt bereits auf dem Feld. Ausserdem sind die Konservierung und Lagerung des Futters zentral. Insbesondere im letzten verregneten Jahr sei die Heutrocknung – durch Abziehen der unter der Solaranlage erwärmten Luft – Gold wert gewesen. «Seit wir dieses Lüftungssystem haben, ist die Heuqualität besser. Es riecht auch jetzt noch, Ende Februar, gut nach Heugras. Wunderbar!», schwärmt Jean-Jacques.

[IMG 3]

Eiweisshaltige Futtermittel werden auf der Stöckweid indes nicht produziert. Soja- und Rapsschrot kaufen Duperrex’ zu und der Lohnunternehmer mischt die Futtermittel auf dem Betrieb. Soja und Raps werden als Kraftfutter im Melkroboter verfüttert. Das hat mehrere Vorteile: Die Kühe werden beim Melken mit einem «Zückerli» belohnt, das sie in den Roboter lockt.

Zusätzlich kann Jean-Jacques so die Kraftfuttermenge individuell anpassen. Das ist wichtig, weil in der Milchviehherde gleich drei verschiedene Rassen vorkommen. «Würden wir eine Totalmischration inklusive Soja füttern, würden entweder die Braunen verfetten oder die Red Holstein und Holstein wären unterversorgt. So können wir die Bedürfnisse je nach Rasse anpassen», sagt Jean-Jacques.

Damit sind sie erfolgreich. Stoffwechselkrankheiten, herbeigeführt durch eine falsche Fütterung, seien bei ihnen zum Glück selten, sagt Jean-Jacques.

[IMG 2]

Eher zu schaffen mache ihnen die «Erdbeerkrankheit», die offiziell Mortellaro heisst. «Ich weiss, ich bin nicht der Einzige, der damit kämpft. Es beschäftigt mich trotzdem und ich frage mich, was ich noch dagegen tun könnte.» Eine Weile lang jagten sie die Kühe regelmässig durch ein Klauenbad. Aber das sei aufwändig gewesen und sie hätten immer aufpassen müssen, dass die Kühe nicht stehen bleiben und ins Wasser koten. Deshalb informieren sich Duperrex’ aktuell über eine Methode, bei der im Melkroboter die Klauen gewaschen und dann desinfiziert werden.

Für die Klauenpflege kommt dreimal im Jahr der Klauenpfleger. Zwischendurch führt Jean-Jacques einzelne Kühe selbst in den Klauenstand, um sie zu behandeln.

Für ein paar Stunden auf die Weide, bevor es zum Melken geht

Einen Teil des Grundfutters holen sich die Kühe gleich selbst: In der Vegetationsperiode treiben Duperrex’ die Tiere jeden Tag auf die Weide. «Dort machen sie sich immer sehr schnell ans Fressen. Bevor sie sich dann hinlegen, holen wir sie zurück in den Stall», erzählt Jean-Jacques. Bei der Weidehaltung hätten sie einiges ausprobiert. «Ob Vollweide, Kurzrasen oder eine andere Methode – jeder Landwirt lobt doch seine eigene Methode. Wir mussten herausfinden, was bei uns funktioniert», erklärt Jean-Jacques Duperrex. Sie können den Tieren nicht freien Verkehr gewähren. Das Zaunsystem, das nötig wäre, würde die Zufahrtsstrasse zum Hofladen blockieren und die Arbeiten rund um den Hof einschränken.

Damit der Roboter ganz ausgelastet ist, müssen die Kühe nach ein paar Stunden auf der Weide wieder nach drinnen, um der Reihe nach zum Melken zu gehen. Die Zeit auf der Weide tut den Tieren aber sichtlich gut, erzählt Jean-Jacques Duperrex: «Sie fressen gut und gerne. Die Bewegung ist sicherlich auch positiv für die Kühe. Für mich selbst hat es den Vorteil, dass auf der Weide die Brunsterkennung einfacher ist.»

Betriebsspiegel Stöckweid

Serge und Jean-Jacques Duperrex, Maya Duperrex, Knonau ZH

LN: 51,3 ha plus 2,8 ha Wald
Kulturen: Silomais, Winterweizen, Wintergerste, Urdinkel, Kunstwiesen, Kürbis, Spargel, Streuwiesen
Tierbestand: 57 Milchkühe (H, RH, Brown Swiss)
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten (Silieren, Mähen, Saaten), Direktvermarktung mit Hofladen, Hofgastronomie, Solaranlage, 1. August Brunch
Arbeitskräfte: Jean-Jacques, Maya und Serge Duperrex, Lehrling Jan Burkard (50 %), 1 Saisonnier (März bis November), diverse Aushilfen und Tagelöhne

www.stoeckweid.ch

Solange Kühe Milch geben, spielt Rasse keine Rolle

Um nochmals zurück auf die bunt durchmischte Herde zu kommen: Weshalb halten Duperrex’ verschiedene Rassen? «Wir hatten immer Brown Swiss. Dann konnten wir anfangs der Nullerjahre die Kühe des Nachbarn übernehmen, Red Holstein. Nebst der eigenen Aufzucht kauften wir vom Händler teils schwarze Holstein dazu», erzählt Jean-Jacques Duperrex. Das seien auf ihrem Betrieb einfach die wirtschaftlich überlegeneren Kühe, so der Landwirt.

Heute kauft die Familie Duperrex keine Tiere mehr, sondern zieht die eigenen Kälber nach. Die Aufzucht findet aber nicht auf dem Hof statt, sondern bei einem Partnerbetrieb, im Vertrag geregelt. «Manchmal wäre der Zukauf von geeigneten Kühen einfacher. Aber die Zucht macht mir Freude und das ist auch etwas wert», sagt Jean-Jacques Duperrex und lacht.

[IMG 7]

Er sei aber nicht allzu streng, was die Merkmale angeht, meint Jean-Jacques: «Wenn eine Kuh Milch gibt, geeignete Zitzenanlage für den Roboter hat und gesund ist, darf sie in der Herde bleiben.» Da spielen kleine Mängel oder die Rasse dann keine Rolle.

Die Milch liefern Duperrex’ an die Zentralschweizer Milchproduzenten. Ausserdem ist am Milchtank ein Hahn eingerichtet, bei dem die Kundschaft ihre Milchkessel und Petflaschen füllen kann. Ein kleinerer Anteil der Milch kann so direktvermarktet werden. In die Direktvermarktung im eigenen Hofladen («die grüne», Ausgabe 3/2022) geht auch das Fleisch der Mastkälber und der abgehenden Kühe, die in die Metzg mussten.

Die Ideen zum Stallausbau reifen lassen

Beim Kaffee an der Wärme kommen Duperrex’ auf ihre Träume zu sprechen, wie Serge und Jean-Jacques Duperrex es nennen. «Wir machen uns oft Gedanken zu Verbesserungen im Stall», gibt Serge Duperrex zu und schmunzelt. Das sei sicherlich nicht schlecht, fügt er hinzu: «So können Ideen reifen. Wenn wir dann in Zukunft bauen, wird das Resultat hoffentlich ausgeklügelt und durchdacht sein.» Im heutigen Stall fehle die Möglichkeit, Kühe zu separieren. Eine grössere Abkalbebox wäre besser, damit mehrere Kühe gleichzeitig kalben könnten, erzählt Serge Duperrex.

Aktuell fehlt schlichtweg der Platz für einen Box-Ausbau. Dem könnten sie abhelfen, indem sie zum einen das Gülleloch vergrössern und auf der Mistplatte dann Platz hätten für einen Galt- und Jungviehstall. Aber das sei eher langfristig geplant, sagt Serge.

Die beiden erklären, wie der Stall sich über die Jahre entwickelt hat: 1993 wurde der Anbinde- zum Laufstall umgebaut. Noch heute sind die Laufgänge etwas schmaler als dies bei neu gebauten Laufställen oft zu sehen ist. Für die Kühe bedeutete es von einem Tag auf den anderen eine Umstellung vom Warm- zum Kaltstall. «Das haben sie erstaunlich gut und ohne grosses Federlesens mitgemacht», erinnert sich Jean-Jacques. Als Familie Duperrex anfangs der Nullerjahre die Kühe und die Milchkontingente des Nachbarn übernehmen konnte, wurde die Melkerei langsam zu klein. 2008 wurde daher ein Melkroboter eingebaut, der bis heute im Einsatz ist und mittlerweile über 300'000 Kühe gemolken hat, wie Jean-Jacques stolz erzählt.

[IMG 5]

Mutterkühe stehen nicht zur Diskussion

Wenn der Roboter dereinst ersetzt werden müsse, werde er wahrscheinlich im Zuge von Stallumbauten an einen anderen Standort wechseln, sagt Serge Duperrex. Ob ein neuer Roboter angeschafft werde oder ob beispielsweise auf Mutterkühe umgestellt werden soll – das steht gar nicht zur Diskussion, sagen Serge und Jean-Jacques Duperrex. «Auf unseren Hof passen Milchkühe. Wir können nicht auf der gesamten Fläche ackern. Das stattdessen produzierte Futter wollen wir nutzen und betreiben damit die intensivere Milchwirtschaft», erklärt Serge.

[IMG 6]

Ein konkreter Stallumbau ist nicht geplant. Aktuell ist «nur» die Erneuerung des Dachs in die Wege geleitet. Dabei sollen Dachluken mehr Licht in den ehemaligen Anbindestall bringen. Weitere Projekte müssen noch etwas warten. «Wir wachsen und entwickeln uns Schritt für Schritt. So kommen wir mit den Investitionen besser nach», sagt Jean-Jacques Duperrex.

Ein Laufstall für die Milchkühe. Braunvieh, Holstein und Red Holstein. Ein Melkroboter. Fütterung mit dem Futtermischwagen, einmal pro Tag. Aber keine Totalmischration. Weidegang im Sommer. Ob diese Faktoren alle unverändert bleiben werden, ist nicht sicher. Schliesslich haben Duperrex’ viele Ideen für Änderungen. Klar ist, dass die Milchkühe auch künftig eine wichtige Rolle auf der Stöckweid spielen werden.