Kurz & bündig
- Auf der Stöckweid gibt es genügend Arbeit für vier Vollzeit-Stellen.
- Einen wichtigen Beitrag leisten zudem der Lehrling Jan Burkhard, die Duperrex-Töchter Chantal und Fabienne sowie Faye Kleiner, die Partnerin von Serge.
- Wie es nach der Hofübergabe im nächsten Jahr mit Angestellten weitergeht, diskutieren Duperrex’ aktuell.

Auch in der Landwirtschaft ist es aktuell nicht einfach, ausgebildetes Personal zu finden. Umso mehr schätzen Jean-Jacques, Maya und Sohn Serge Duperrex ihre Mitarbeitenden.

Zum Beispiel Tochter Chantal, die jeden Montag auf der Stöckweid mitarbeitet. Sie ist seit August 2020 festangestellt. Vorher hat sie im Stundenlohn während Arbeitsspitzen oder an Anlässen mitgearbeitet.

Chantal Arnold jongliert Kinder, Job und Ausbildung aneinander vorbei

Chantal Arnold (32) lebt mit ihrem Mann Rolf und den drei Kindern im Alter zwischen zwei und fünf Jahren in Kappel am Albis. Sie ist ausgebildete Fachfrau Hauswirtschaft und sprudelt – wie ihr Vater – vor Ideen.

Neben der Arbeit auf der Stöckweid, auf dem eigenen Bio-Betrieb und dem ganzen Familienalltag macht sie gerade eine Ausbildung zur Spielgruppenleiterin. «Eine Bauernhof-Spielgruppe, das wäre toll», sagt sie. Sie sei überall einsetzbar, sagt sie und lacht.

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Man glaubt es ihr sofort: Wer cool drei Kinder, zwei Jobs und eine Ausbildung aneinander vorbei jongliert, kann zupacken. Die Stöckweid liegt ihr am Herzen: «Hätte Serge nicht übernehmen wollen, hätte ich die Ausbildung als Landwirtin gemacht.»

Nun überlegt sie, ob sie nicht in einigen Jahren noch die Bäuerinnenschule machen möchte, falls ihr Schwiegervater weniger intensiv auf dem Betrieb in Kappel am Albis mitarbeiten möchte.

Buchhaltung genauso wie kreatives Flair

Dort leben 38 Aufzuchtrinder und 30 Legehennen, zudem stehen 40 Obstbäume auf dem Betrieb. Rolf Arnold arbeitet 70 Prozent als Elektriker, sein Vater Hans Arnold hilft im Stall und betreut gemeinsam mit seiner Frau Elvira jeden Montag die Kinder: Damit Chantal Arnold auf der Stöckweid arbeiten kann.

Eine ihrer fixen Aufgaben ist es, in der Buchhaltung die Kontierungen vorzunehmen. Besonders gerne hilft sie bei den Anlässen mit: «Ich mag es, den Raum schön herzurichten», sagt sie. Und ihr kreatives Flair kann sie am Kürbisfest ausleben: Da sind sie und Schwester Fabienne damit beschäftigt, Figuren auszutüfteln. Inspiration findet sie im Internet und verschiedenen Magazinen.

Besprechungen am Frühstückstisch

Wer was macht, entscheidet die Familie Duperrex jeweils beim gemeinsamen Frühstück mit allen, die an diesem Tag auf der Stöckweid mitarbeiten.

Danach sind alle selbständig unterwegs, treffen sich (meistens) beim Mittagessen wieder, nicht aber beim Znacht: «Da schaut jeder selber», sagt Maya.

Wochenpläne seien schwierig, sagt Serge Duperrex. «Das Wetter hat ja immer Einfluss auf unsere Arbeit», erklärt Jean-Jacques.

Für die formalen Seite der Anstellungen auf der Stöckweid ist Serge zuständig. Seine Schwester Fabienne unterstützt ihn dabei: «Als Steuersekretärin kann sie mich da sehr gut beraten.»

Zuverlässige und flexible Mitarbeitende sind gesucht

AboPorträt von Kati Fábián, die im Gewächshaus steht und einen grauen Kater auf dem Arm trägt.«Schulterblicke»Katalin Fábián: Die Künstlerin packt auf der Stöckweid anDonnerstag, 22. September 2022 Bei den Anforderungen an ihre Mitarbeitenden sind sich Duperrex' einig: Zuverlässigkeit und Flexibilität sind das A und O. «Das sieht man den Leuten halt nicht an», sagt Maya. Doch mit Kati Fábián hätten sie unglaublich Glück gehabt. Die junge Rumänin packt an und entlastet Familie Duperrex.

Für den Lehrling ist Serge zuständig, da er Meisterlandwirt ist: «Sein Teilzeit-Modell passt sehr gut für uns.» Lehrling Jan Burkhard arbeitet 50 Prozent bei der Landi in Mettmenstetten, zu 50 Prozent ist er Lehrling. Das bedeutet, dass er eineinhalb Tage pro Woche auf der Stöckweid ist und einen Tag pro Woche in Lindau am Strickhof Unterricht hat.

AboJan Burkhard steht neben dem Kammschwader.«Schulterblicke»Jan Burkhard: Lernender auf der Stöckweid absolviert die ZweitausbildungDonnerstag, 22. September 2022 Für Duperrex’ passt das. Ideal sei auch, dass Lehrling Jan Burkhard schon 28 Jahre alt und Landwirt nicht seine erste Ausbildung sei. Denn Familienanschluss kann Serge nicht bieten, da er nicht auf dem Hof wohnt. Somit ist auch unklar, ob nach Jan Burkhard ein weiterer Lehrling auf die Stöckweid kommt.

Zudem: «Der Hof ist nicht für jeden geeignet», sagt Serge. Es seien unterschiedliche und anspruchsvolle Betriebszweige, die viel Selbständigkeit erfordern. Einen Lernenden, der eine Attestlehre machen möchte, kann sich Serge auf der Stöckweid nicht vorstellen: «Das braucht enorm viel Unterstützung, die wir wohl nicht bieten können.»

Hofübergabe geplant, Wohnsituation immer noch offen

Per 1. Januar 2023 wird Serge Duperrex den Betrieb übernehmen. Danach werden sowohl Maya wie Jean-Jacques angestellt sein. Gibt dann Serge den Tarif durch? «Vorerst ändert sich wohl nicht viel», sagt Serge. Er möchte mit der Familie weiterhin gemeinsam über die Geschicke der Stöckweid entscheiden.

Der Betrieb steht gut da, die Betriebszweige sind klar strukturiert und laufen. Was aber ungelöst ist, ist die Frage der Wohnsituation. Maya Duperrex würde eigentlich gerne vom Betrieb wegziehen. Doch zum einen sind Wohnungen in der Region teuer, zum anderen möchte Jean-Jacques auf dem Hof bleiben. Im Wohnhaus gibt es nur zwei Wohnungen, in einer davon lebt noch Jean-Jacques Mutter.

Serge Duperrex sucht deshalb gemeinsam mit seinen Eltern nach Lösungen. Er wohnt mit seiner Partnerin Faye Kleiner in Mettmenstetten. Vorstellbar ist für ihn, ein neues Wohnhaus zu bauen, das Platz für alle Generationen und Bedürfnisse bietet.

Vorausplanen, wer wann Ferien hat

AboFaye Kleiner schultert einen Kürbis.«Schulterblicke»Faye Kleiner: Vom Boot auf den Stöckweid-BetriebDonnerstag, 22. September 2022 Ferien sind Serge Duperrex und seiner Partnerin ein Anliegen. «Eine Woche im Sommer muss möglich sein», sagt Serge. Denn früher sei schliesslich auch die ganze Familie Duperrex einmal im Jahr für eine Woche an den Bodensee gereist. «Das lässt sich planen, wir haben Leute, die uns unterstützen», ist er überzeugt.

Bei Jean-Jacques ist das Reise-Bedürfnis weniger ausgeprägt, er ist mit Reisen in der Schweiz und rundum zufrieden. Wenn er grössere, längere Reisen macht, schätzt er es, wenn diese geführt sind, damit er viel sehen und lernen kann.

Maya reist gerne, obwohl ihr die Corona-Pandemie das Reisen ziemlich verleidet hat. Sie kann sich aber vorstellen, zusammen mit Jean-Jacques auf geführte Reisen zu gehen. «Mein Traum ist aber, einmal den Jakobsweg zu erleben», sagt sie.

Betriebsspiegel Stöckweid
Serge und Jean-Jacques Duperrex, Maya Duperrex, Knonau ZH

LN: 51,3 ha plus 2,8 ha Wald
Kulturen: Silomais, Winter-weizen, Wintergerste, Urdinkel, Kunstwiesen, Kürbis, Spargel, Streuwiesen
Tierbestand: 57 Milchkühe (H, RH, Brown Swiss), 10 bis 20 Aufzucht- und Mastkälber
Weitere Betriebszweige: Lohn-arbeiten (Silieren, Mähen, Saaten), Direktvermarktung mit Hofladen, Hofgastronomie, Solaranlage, 1. August-Brunch
Arbeitskräfte: Jean-Jacques, Maya und Serge Duperrex, Lehrling Jan Burkhard (50 %),Kati Fábián (März bis November), Chantal Arnold (20 %) diverse Aushilfen und Tagelöhner

www.stoeckweid.ch