Kurz & bündig

- Die Hofübergabe der Stöckweid ist vollzogen, seit 1. Januar 2023 gehört der Betrieb Serge Duperrex.
- Nun geht es ans Einreichen von Baugesuchen.
- Geplant sind ein Stöckli und ein neues Wohnhaus.
- Der Milchviehstall soll erweitert und mit einer integrierten Biogas-Anlage ergänzt werden.

Langweilig ist es auf der Stöckweid nie: Deshalb gibt es beim Treffen Mitte Juni auch viel zu besprechen. Wie haben sich Projekte entwickelt, über die letztes Jahr in «die grüne» zu lesen war?

AboChristian Thalmann (links), Jean-Jacques Duperrex und Noëmi Elmiger (rechts) SchulterblickeRISE-Analyse: Nachhaltigkeit unter die Lupe genommenDonnerstag, 24. November 2022 Was haben Duperrex’ zum Beispiel für Lehren aus der RISE-Analyse gezogen? Einen Tag lang waren HAFL-Dozent Christian Thalmann und Projektmitarbeiterin Noëmi Elmiger auf dem Betrieb und haben Gespräche geführt. Serge Duperrex hat den Forschenden die Buchhaltung des Betriebs geschickt. Einige Wochen später trafen sich HAFL-Forschende und Familie Duperrex zur Auswertung. 

Zu ihrem Erstaunen waren sie trotz Photovoltaikanlage im negativen Bereich, was die Nachhaltigkeit betrifft. Die Erklärung: Den Strom vom Solardach speisen sie ins Netz ein und nutzen ihn nicht selber. «Mit der neuen Anlage sollte sich das ändern», sagt Serge Duperrex. Denn ein Hagelsturm im Sommer 2021 zerstörte die Photovoltaikanlage, 2022 wurde der Ersatz eingebaut. Mit dem Ziel, nicht nur Strom einzuspeisen, sondern auch selber zu nutzen.

Solaranlage läuft noch nicht ganz so, wie es vorgesehen ist

DossierJahresthema 2022«Schulterblicke»Donnerstag, 23. Dezember 2021 «Das klappt leider erst in den nächsten Wochen», sagt Serge Duperrex. Denn wegen Lieferproblemen konnten sie zwar den Teil der Anlage wie geplant in Betrieb nehmen, der Strom ins Netz speist. Den Eigenverbrauch konnten sie bis Mitte Juni 2023 noch nicht nutzen, weil ein entscheidendes Bauteil nicht verfügbar war. 

Was ihre Lehren aus der RISE-Analyse sind? Serge und sein Vater Jacqui zucken mit den Schultern, Maya lacht: «Interessant, aber viel Aufwand.» Geändert haben sie nichts, weil das auch kaum möglich ist: Der hohe Dieselverbrauch, der sich negativ auf die Nachhaltigkeitsbilanz niederschlägt, erklärt sich mit den Lohnarbeiten des Betriebs und der hohen Eigenmechanisierung.

Neue Maschine für die Spargeln und hydraulischer Klauenstand

Diese Eigenmechanisierung haben sie in den letzten Monaten nicht gross ausgebaut, aber doch so, dass einiges an Neuem zusammenkommt: Die Spargeln sortieren sie nicht mehr auf einem Band. Eine neue Maschine wäscht und sortiert für Duperrex.

«Das erleichtert uns die Arbeit enorm», sagt Maya Duperrex. Dank der neuen Maschine seien sie – wenn genügend Arbeitskräfte auf dem Betrieb sind – statt um 11 Uhr zwischen 8.30 und 9 Uhr fertig. Ebenfalls vor allem bei den Spargeln kommt neu eine kleine Kreiselegge zum Einsatz.

Ein neuer, hydraulischer Klauenstand erleichtert vor allem Jacqui Duperrex den Arbeitsalltag. Und der Occasion-Hoflader, den sie zuerst gemietet und nun gekauft haben, ist praktisch für Arbeiten im Gelände, etwa für den Paloxen-Transport.

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Auf der aufgewerteten Fläche gedeiht die Kunstwiese

AboBagger und Dumper schichten Bodenhorizonte aufSchulterblickeAls Kompensation für eine Umfahrungsstrasse erschafft der Kanton Zürich neue FruchtfolgeflächenDonnerstag, 21. Juli 2022 Ein grosses Projekt, das noch bis Ende August 2023 läuft, war und ist die Bodenaufwertung (Ausgabe 8/2022). Wo früher eine Naturwiese war, konnten Duperrex’ nun erstmals von der neu angelegten Kunstwiese profitieren: «Das Gras ist dicht, die Qualität und die Menge sehr gut», zeigt sich Serge Duperrex zufrieden.

Auch sei der Boden trotz sehr schwierigen Wetterverhältnissen im Frühling gut befahrbar gewesen. «Keine Verdichtungen, keine Spuren», hat auch Jacqui Duperrex bemerkt.

Schwieriges Spargeljahr 2023 wegen Trockenheit und Nässe

Das Wetter machte ihrer eigentlich bewährten Planung der Arbeiten im Jahresverlauf dieses Jahr einen Strich durch die Rechnung. Etwas müde wirken die drei deshalb, als sie von der Spargel-saison 2023 erzählen: Was im Herbst nach schönen und kräftigen Pflanzen aussah, hat nach gutem Start gelitten. [IMG 4]

Zu trocken war es zuerst, danach zu kalt und zu nass. «Rund 40 Prozent der Pflanzen sind verfault», sagt Serge Duperrex. Und gegen Ende der Saison war es so heiss, dass Duperrex’ bewässern mussten.

Aktuell haben Duperrex vier Spargelflächen. Auf zwei davon sind die Pflanzen so weit, dass geerntet werden kann. Eine weitere kommt nächstes Jahr dazu, 2025 werden dann alle vier Flächen im Vollertrag sein – «wobei wir eine reduzieren, da der Ernteaufwand zu hoch ist», erklärt Serge Duperrex.

In «normalen» Jahren sei es zwar viel Arbeit, aber machbar, Spargeln zu produzieren und daneben den ersten Schnitt zu silieren. Dieses Jahr sei es extrem hektisch geworden, in drei Tagen hätten sie alles erledigen müssen.

«Meistens waren wir um 5 Uhr im Stall und danach alle um 6 Uhr auf dem Feld, um Spargeln zu ernten», sagt Serge Duperrex. In anderen Jahren sei es problemlos möglich gewesen, dass Jacqui die Stallarbeit erledigt und die anderen Stöckweid-Leute sich um die Spargeln gekümmert hätten. Dieses Jahr seien die Zeitfenster fürs Spargelschneiden, Silieren und Mais säen wegen des Wetters sehr kurz gewesen.

Mehr Arbeit für Maya Duperrex ohne Kati Fàbiàn

Bemerkbar macht sich, dass Kati Fàbiàn in ihre Heimat Rumänien zurückgekehrt ist. Die junge Frau war nicht nur im Stall und auf dem Feld eine grosse Hilfe, sondern entlastete Maya Duperrex auch im Haushalt und bei den Kürbissen.

Ihr Nachfolger sei für Stall- und Feldarbeiten eine tatkräftige Unterstützung. Doch «im Haushalt kann und will ich ihn nicht einsetzen», sagt Maya Duperrex. Entsprechend habe sie nun noch mehr zu tun – doch beklagen tut sich wie immer niemand. Ob sie am Limit laufen? Nein, antworten alle drei. Es bleibe halt etwas mehr liegen, «Büroarbeiten, zum Beispiel», sagt Serge Duperrex.

Und das Klauenschneiden hätten sie ein bisschen vernachlässigt, ergänzt Jacqui. «Nächstes Jahr müssen wir dafür auch in der Spargelsaison wieder mindestens einen halben Tag pro Woche einplanen.»

Betriebsspiegel Stöckweid

Serge Duperrex, Knonau ZH

LN: 51,3 ha plus 2,8 ha Wald
Kulturen: Silomais, Winterweizen, Wintergerste, Urdinkel, Kunstwiesen, Kürbis, Spargel, Streuwiesen
Tierbestand: 57 Milchkühe (H, RH, Brown Swiss), 10 bis 20 Aufzucht- und Mastkälber
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten (Silieren, Mähen, Saaten), Direktvermarktung mit Hofladen, Hofgastronomie, Solaranlage, 1. August-Brunch
Arbeitskräfte: Jean-Jacques, Maya, Faye und Serge Duperrex, 1 Lehrling, 1 Mitarbeiter Vollzeit, Chantal Arnold (20 % , bis Ende Juli 2023), diverse Aushilfen und Tagelöhner

www.stoeckweid.ch

Kaum Zeit für Ferien, dafür eine zivile Hochzeit im Juli

Und den Wunsch nach mehr Freizeit, den schieben die drei noch etwas auf: Jacqui Duperrex konnte drei Tage wandern, Maya hat einen kurzen Ausflug nach Karlsruhe gemacht, plant zwei Tage im Graubünden und möchte eigentlich noch mit ihrer Schwester ans Meer. «Wir suchen noch einen Termin», sagt sie und lacht ihr leises Lachen.

Serge Duperrex und Faye Kleiner haben am 1. Juli zivil geheiratet, das grosse Fest ist dann im Oktober: «Nach den ganzen Anlässen und nicht auf dem Betrieb», sagt Serge Duperrex. «Die Hochzeitsreise machen wir dann wohl im Januar oder Februar.»

Ein neuer Lernender ab August und ganz viele Baupläne

Denn vorher gibt es noch ganz viel zu tun. Zum Beispiel beginnt im August ein neuer Lernender auf der Stöckweid. Jan Burkhard, der auf der Stöckweid einen Teil seiner Zweitaus-bildung in Teilzeit absolviert, zieht weiter auf einen Betrieb mit Pouletmast. «Das ist für ihn wichtig, da er sich das als künftigen Betriebszweig auf dem eigenen Hof vorstellen kann».

Der neue Lernende ist Anfang 20 und gelernter Zimmermann. Er wird, ausser einem Tag Schule pro Woche, voll auf der Stöckweid arbeiten. «Das entlastet uns dann sicher», ist Serge Duperrex überzeugt.

Für einen klassischen EFZ-Lehrling fehlt schlicht der Platz: Zum einen können Duperrex den Familienanschluss – zum Beispiel mit einem gemeinsamen Abendessen – auf ihrem vielseitigen Betrieb schlicht nicht bieten. Zum anderen passt die Wohnsituation nicht, da Serge Duperrex und Faye Kleiner nicht auf dem Betrieb wohnen.

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2024 soll gebaut werden – als erstes ein Stöckli

Das soll sich ändern: Demnächst stellen Duperrex nämlich Baugesuche. Nicht nur für den Neubau von Stöckli und Wohnhaus, sondern auch für eine Stallerweiterung mit Biogas-Anlage. Die Hofübergabe ist nun notariell beglaubigt und damit kann Serge Duperrex die Baueingaben machen.

Ihr Plan ist ehrgeizig: Im Winter wollen sie mit dem Bau des Stöcklis beginnen. Geplant ist ein Elementhaus ohne Unterkellerung mit zwei Wohnungen. Dieses soll im Frühjahr 2024 – vor der Spargelsaison – fertig sein. In eine der Wohnungen werden Jean-Jacques und Maya Duperrex ziehen, in die andere der Angestellte. Danach wird das aktuelle Wohnhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. In diesen werden Serge Duperrex und Faye Kleiner ziehen, ein Studio soll für Lehrlinge zur Ver-fügung stehen.

Erweiterter Stall für die Milchkühe samt Biogas-Anlage

Damit nicht genug: Der Milchviehstall wird vergrössert. Familie Duperrex macht keine halben Sachen: Sie stocken die Anzahl Tierplätze auf und bauen eine Biogas-Anlage ein. Diese soll nicht nur den Mist der Stöckweid-Rinder, sondern auch die Gülle eines benachbarten Schweinebetriebs in Strom und Wärme umwandeln.

Da es zwischen den Betrieben bereits eine Leitung gibt, ist dies logistisch einfach möglich. Der Nachbarbetrieb hat Ferkel und braucht daher viel Wärme. Den Strom möchten Duperrex’ entweder ins Netz einspeisen oder selber nutzen – je nach Vergütung.

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Bauen, um als produzierender Betrieb bestehen zu können

Woher die drei den Mut nehmen für ein solches Projekt? Maya Duperrex lacht laut, Serge und Jacqui schauen sich an: «Wir sehen keine andere Möglichkeit, wenn wir als produzierender Betrieb bestehen wollen.» Denn die Vorgaben der Agrarpolitik empfinden beide als Einschränkungen, nicht als Unterstützung.

Das zeigt sich in ihrem Entscheid, auf die RAUS-Beiträge zu verzichten und nicht mehr zu weiden. Serge Duperrex rechnet vor, dass jede Kuh 180 Tage auf die Weide muss, um den Beitrag von 190 Franken zu erhalten. Die Milchleistung sinke durchs Weiden im Schnitt um drei Liter pro Tage, das heisst, ihm entgehen 540 l Milch à 50 Rappen: «Der Aufwand, den wir haben, um die Kühe auf die Weide zu treiben und danach die Strasse zu reinigen, ist noch nicht eingerechnet.»

Jean-Jacques Duperrex ergänzt, dass ihnen das Tierwohl wichtig sei: «Das können wir unseren Kühen in einem neuen, komfortablen Laufstall eher bieten als mit diesen aufwändigen Weidegängen.»

Jetzt schon melken Duperrex mit einem Roboter, dieser muss in den nächsten Jahren ersetzt werden: Im Sinn von «Wenn schon, denn schon» finden es Duperrex’ sinnvoll, stärker auf Roboter zu setzen, um den Betrieb mit mehr Tieren, aber gleich vielen Arbeitskräften führen zu können. Neu sollen neben einem Melkroboter auch die Entmistung und die Fütterung mit einem Roboter erfolgen.

Dieses Jahr wird geplant, 2024 dann hoffentlich gebaut

Somit wird 2023 ein Jahr der vielen Planungen, 2024 hoffentlich das Jahr der Baustellen. Zu überlegen gibt es jetzt schon viel: Wohin zum Beispiel mit dem Mais, wenn die Fahrsilos nicht mehr zu Verfügung stehen? Dafür planen Duperrex’ ein Hochsilo, das recht bald erstellt werden muss.

Ob alles so kommt, wie sie es sich wünschen? Das hängt nicht zuletzt von den Personen ab, die ihre Gesuche behandeln. Auf den Plänen sehen Wohnhäuser und Stall mit Biogas-Anlage vielversprechend aus. Wie viel Energie die drei brauchen, bis alles gebaut ist, wird sich zeigen.