Kurz & bündig
- Seit 1996 wachsen auf der Stöckweid Spargeln und Kürbisse.
- Beide Spezialkulturen vermarktet die Familie zum grössten Teil direkt über den Hofladen.
- Spargeln sind arbeitsintensiv und anfällig auf Kälte.
- Das Kürbisfest im Herbst lockt an einem Wochenende gegen 3000 Personen auf den Betrieb.
Serge Duperrex ist wirklich nicht schüchtern. Aber es fällt ihm doch etwas schwer, zuzugeben, dass er keine Spargeln isst. Die Kultur gefällt ihm, der Geschmack der Spargeln hingegen nicht. So bleibt mehr für die begeisterten KundInnen des Stöckweid-Hofladens: Die Nachfrage nach Grünspargeln ist hoch.
Die ersten Spargeln der Saison 2022 hat die Familie Duperrex am 19. April gestochen. Eingetragen wird das – natürlich – in einem der «Büechli». Serge überträgt die handschriftlichen Einträge später in ein Auswertungs-Programm. So sieht er, wie sich die Ernte entwickelt.
Denn bei den Spargeln kann es schnell gehen: In den ersten drei Tagen hat sich die Ernte um 20 kg bewegt, ist dann auf 48 kg hochgeschnellt und wieder auf knapp 30 kg zurückgegangen. Kühleres Wetter stoppt das Wachstum augenblicklich.
Zwei Mal pro Tag Spargeln ernten, wenn die Temperatur passt
Wärme hingegen führt dazu, dass nicht nur morgens um 6.15 h Spargeln gestochen werden, sondern eine zweite Runde am Nachmittag dazu kommt: Die Pflanze wächst bis zu 20 cm pro Tag. Ideal fürs Wachstum sind Temperaturen um 22 Grad. Das Ernte-Maximum ist mit 100 kg am Vormittag und weiteren 70 kg am Nachmittag erreicht.
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Und da die Familie Duperrex – wie bei all ihren Betriebszweigen – auf Qualität achtet, liegt es nicht drin, die Spargeln zu lange wachsen zu lassen. Denn kaum öffnen sich die Köpfe, sinken die Spargeln in den Qualitätsstufen ab und der finanzielle Ertrag geht zurück.
Wie kommen die Spargeln überhaupt auf die Stöckweid? Der Betrieb ist einer der wenigen in der Region, der in grösserem Rahmen Spargeln anbaut. Seinen Ursprung hat er in einem «Winterkurs», den Maya und Jean-Jacques Duperrex 1996 besucht haben. «Erfolgreiche Unternehmensführung» nannte sich der Kurs, der die Teilnehmenden ermutigt hat, neue Wege zu gehen.
Spezialkulturen auf der Stöckweid: Etwas zufällig, aber dann mit Plan
Dazu gehörten bei Duperrex’ Spargeln und Kürbisse. Den Spargel-Anbau besichtigten sie bei Bekannten, die sie Jahre zuvor auf einer Reise durch Kanada kennen gelernt hatten. Für die Kürbisse besuchten sie den Juckerhof in Seegräben, nachdem Jean-Jacques im Frühling 1997 für Mayas überzählige Kürbis-Setzlinge einen Platz auf einem der Felder gefunden hatte. «Und im Herbst gingen die Kürbisse weg wie warme Weggli», erinnert sich Maya Duperrex.
Kein Wunder, haben sie die Kürbisanbaufläche stetig ausgebaut. Das Kürbisfest im Herbst gehört seit der ersten Durchführung 1998 fest zum Jahresablauf. Ausser, Corona (2020) oder Hagel (2021) machen der Planung einen Strich durch die Rechnung.
So sind die Kürbisse zwar aus einem Zufall zu einem Betriebszweig geworden. Trotzdem steht ein klarer Plan dahinter, der in langen Diskussionen entstanden ist. «Jean-Jacques hat viele Ideen, ich bremse eher», sagt Maya Duperrex. Sie schätzt nicht nur die Risiken anders ein. Maya denkt auch den Arbeits- und Zeitaufwand, der hinter jeder neuen Idee steht, etwa bei der Verarbeitung und Vermarktung neuer Produkte.
Alltag bei den Spargeln: Stechen, einsammeln, sortieren, rüsten, abpacken
Spargeln etwa sind enorm arbeitsintensiv: So stechen acht Leute früh am Morgen und am Nachmittage in Handarbeit die Pflanzen, legen sie zu Bündeln in die Mitte, die dann mit einem Wagen eingesammelt werden.
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Unterstützt wird die Familie Duperrex durch Verwandte, Freunde und Bekannte. Seit April 2022 arbeitet Katalin Fábián (26) als Saisonarbeitskraft mit. Die junge Rumänin hat die letzten Jahre auf einem Gemüsebetrieb in der Nachbarschaft gearbeitet und kennt die Arbeitsabläufe.
Effizient sei Katalin Fábián und sie arbeite sorgfältig, sagt Serge Duperrex. Das ist bei Spargeln enorm wichtig: Da täglich nur die Pflanzen abgeschnitten werden, die gross genug sind (rund eine Messerlänge à 25 cm plus Kopf), braucht es Sorgfalt und Erfahrung, um nicht die noch aufwachsenden Spargeln zu verletzten.
«Deshalb konnten wir auch während dem ersten Lockdown nicht einfach Leute einstellen, die bei uns nach Arbeit fragten», sagt Serge. Er muss sich auf seine Mitarbeitenden verlassen können und selber anpacken: «Wenn ich die Leuten dauernd kontrollieren muss, verliere ich Zeit und Geld.»
Sind die Spargeln geerntet, kommen sie in den Eventraum. Dort waschen, sortieren, rüsten und bündeln dann vier Leute mit Hilfe einer Maschine die Ernte. Bei 100 kg dauert das rund zwei Stunden. Die Spargeln kommen in den Kühlraum und im Hofladen in den Kühlschrank.
Hohe Wertschöpfung bei den Spargeln dank Verkauf im Hofladen
Duperrex’ verkaufen drei Kategorien in gestaffelten Preiskategorien. Die erste Qualität kostet 9.– Franken pro Bund à 500 Gramm, die zweite 8.– Franken und die dritte 6.50 Franken. Serge ist es ein Anliegen, dass die Spargeln schön mit einer Stöckweid-Etikette präsentiert werden und sich die Kundschaft auf hohe Qualität verlassen kann. «Deshalb kaufen wir auch keine Spargeln zu», sagt er.
Die Wertschöpfung ist hoch: Rund zwei Drittel geht im Hofladen über die Theke, ein Drittel geht an Abnehmer wie die Landi Albis mit fünf Volg-Läden, eine Denner-Filiale und kleinere Hofläden. «Für Restaurants sind unsere Produkte eher zu teuer», sagt Serge Duperrex.
Der Aufwand lohnt sich also, denn die Spargeln ziehen Kundschaft in den Hofladen, die auch in der «spargelfreien» Zeit wieder kommt. So ist es auch finanziell vertretbar, dass während der Spargel-Zeit keine Anlässe im Eventraum stattfinden können.
Zwei Parzellen Spargeln, davon ist eine im Vollertrag
Die Familie Duperrex baut auf zwei Parzellen Spargeln an: Eine Hektare ist aktuell im Vollertrag. Die zweite Parzelle (75 Aren) haben sie 2020 mit Wurzeln bepflanzt. Im ersten Jahr gibt es einen geringen Ertrag, ab nächstem Jahr rechnen sie auch auf dieser Parzelle mit Vollertrag.
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Die grössere Parzelle haben sie 2016 mit einjährigen Pflanzen im Presstopf bestückt statt wie üblich mit Spargel-Wurzeln. Serge Duperrex seufzt, wenn er an den Juni 2016 zurückdenkt: «Es war ein Kampf.» Das Wetter sei lange extrem schlecht gewesen. Als sie die Pflanzen endlich in einem 27-stündigen Grosseinsatz in den Boden gebracht hatten, regnet es erneut. Immer wieder mussten sie Pflanzen nachsetzen, bis heute seien die Bestände nicht überall gleich dicht.
Spargeln benötigen eine Bewässerung: Auf beiden Parzellen gibt es daher Leitungen, welche reihenweise eingeschaltet werden können und die Pflanzen an den Wurzeln bewässern. Das ist effizient, da das Wasser dort ist, wo es die Pflanzen brauchen. Zudem vereinfacht es die Ernte, da der Boden trockener ist.
Neben Wasser brauchen Spargeln genügend Wärme. Ist Bodenfrost angesagt, die Spargeln aber schon fast erntereif, hat Serge Duperrex auch schon versucht, mit einem Gebläse die ganz kalte Luft von den zarten Stangen fernzuhalten. Denn: Friert die Spargel, platzt die äusserste Schicht und die Pflanze hat keinen Saft mehr. Das kann sogar passieren, wenn der Kopf noch nicht aus der Erde schaut.
Zudem bremst eine erfrorene Spargel das Wachstum des ganzen Stocks aus: «Wir mussten auch schon zwei Wochen lang reihenweise Spargeln knapp über der Erde abschneiden, die erfroren sind. Das ist Knochenarbeit – und Ertrag gibt es keinen», sagt Serge Duperrex.
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Immerhin sind Spargeln langlebige Gewächse: Die Flächen werden etwa alle zehn Jahre ersetzt. Die nächste grössere Pflanzaktion steht 2023 an. Familie Duperrex macht sich jetzt schon Gedanken, auf welcher Parzelle sie setzen möchte und ob eventuell eine grössere Fläche möglich wäre. Das würde dann aber wohl auch eine Investition in eine grössere Rüst- und Sortiermaschine benötigen.
Maya Duperrex zieht 200 verschiedene Kürbissorten an
Im Hofladen stehen aber nicht nur Spargeln, sondern nach wie vor auch Kürbissuppe in Gläsern. Die Kürbisse sind die Domäne von Maya Duperrex. Sie zieht rund 200 Sorten, davon sind 50 Sorten Zier- und 150 Sorten Speisekürbisse. Die Samen bestellt sie im Januar, als Basis dient ihr «Büechli», in welchem sie minutiös notiert, von welcher Sorte sie wie viele Exemplare angezogen hat.
Etwa 3600 Pflänzchen wachsen aktuell im Gewächshaus, sauber beschriftet und ordentlich aufgereiht. Ende Mai werden die Pflanzen ins Freiland gesetzt. Eine schwarze Folie bringt Wärme in den Boden, unterdrückt das Unkraut und hält die Kürbisse sauber. Dadurch müssen sie weniger intensiv gewaschen werden und sind besser lagerfähig.
Das Kürbisfest ist einer der Jahres-Höhepunkt
Ernte-Hochsaison ist ab September, der Höhepunkt sicher das Kürbisfest. Dieses lockt immer am ersten Wochenende nach dem Bettag zwischen 2000 und 3000 Personen auf die Stöckweid. In der Remise sind die Kürbisse in allen Formen, Farben und Grössen ausgestellt und zu Figuren drapiert.
In der Woche nach dem Fest besucht seit Jahren die Vorschul-Klasse der Internationalen Schule Zug die Stöckweid. Die Kleinen dürfen ihren Kürbis ab Feld ernten und nach Hause mitnehmen. Duperrex’ beliefern die Schule zu Halloween mit weiteren (Schnitz-)Kürbissen. Ihr Engagement führt dazu, dass die Eltern der Kinder den Hofladen besuchen und weiterempfehlen: «Das ist eine Kundschaft, die wir ganz bewusst pflegen», sagt Maya Duperrex.
Wenn die Spargel Bäumchen sind, sind die Kürbisse reif
Bis die Kleinen aber strahlend Kürbisse ernten, dauert es noch einige Monate. Bis Mitte Juni bücken sich Duperrex’ und ihre HelferInnen täglich über die Spargelreihen. Danach wachsen die Pflanzen zu einem Bäumchen aus, das abgemulcht und in den Boden eingearbeitet wird.
Dieses Jahr – hoffentlich – nach dem grossen Kürbisfest, das die letzten zwei Jahre schmerzlich vermisst wurde.
Betriebsspiegel Stöckweid
Serge und Jean-Jacques Duperrex, Maya Duperrex, Knonau ZH
LN: 51,3 ha plus 2,8 ha Wald
Kulturen: Silomais, Winterweizen, Wintergerste, Urdinkel, Kunstwiesen, Kürbis, Spargel, Streuwiesen
Tierbestand: 57 Milchkühe (H, RH, Brown Swiss)
Weitere Betriebszweige: Lohnarbeiten (Silieren, Mähen, Saaten), Direktvermarktung mit Hofladen, Hofgastronomie, Solaranlage, 1. August Brunch
Arbeitskräfte: Jean-Jacques, Maya und Serge Duperrex, Lehrling Jan Burkard (50 %),Katalin Fábián (März bis November 2022), diverse Aushilfen und Tagelöhner
www.stoeckweid.ch