Landmaschinen sind Gerätschaften, die wir alle bei der täglichen Arbeit in Feld und Stall auf unseren Betrieben einsetzen. Das würde wohl noch jeder Landwirt und jede Landwirtin unterschreiben. Hier hört es dann aber auch schon auf mit der Einigkeit. Damit meine ich nicht einmal die ewigen Diskussionen um die besten Marken. Je nach Betrieb sind die Landmaschinen nämlich deutlich mehr als einfach ein Mittel zum Zweck. Die Maschinen der Landwirte erfahren manchmal ein Mass an Zuneigung, das die eine oder andere Bäuerin fast schon neidisch machen könnte, und man fragt sich: Ist das wirklich nur eine Maschine oder nicht doch eher ein Familienmitglied?
Die Maschinen bekommen beispielsweise nicht selten Spitznamen. Sogar bei uns, wo die Beziehung zu den Gerätschaften eher pragmatischer Natur ist. Wir haben beispielsweise das Cabriolet – ein New Holland TL80 ohne Kabine – oder den Schlumpf (T5.105, klein und blau) im Sortiment. Im Haushalt ist zudem Ruedi, der Staubsaugroboter, aktiv. Und ich bin mir fast sicher, dass das auch bei Ihnen zu Hause nicht anders ist.
Die Maschinen sind treue Wegbegleiter
Bei manch einem Landwirt wechselt die Stimmlage direkt in sanftere Sphären, wenn er von seiner liebsten Maschine spricht. Altgediente Gefährte werden als Veteranen oder treue Wegbegleiter bezeichnet. Kein Wunder, wenn man Tausende Stunden, teilweise bis spät in die Nacht, mit einer Maschine verbracht hat und damit oft auch unter Druck gute Arbeit abliefern konnte.
Bei den Spitznamen hört es noch nicht auf mit der Zuneigung für unsere Gefährte. Es gibt besondere Waschmittel für die Maschinen, Konservierungswachs, Rostschutzöl, Cockpitreiniger und vermutlich noch vieles mehr, von dessen Existenz ich gar nichts weiss. Also eigentlich gar nicht so anders als bei den «Chüenis», die für die Viehschau ihre Kühe herausputzen und stylen.
Die Wichtigkeit der Maschinen zeigt sich auch im branchenüblichen Klatsch und Tratsch: Wenn einer eine neue Traktormarke hat, so wird das in landwirtschaftlichen Kreisen mit derselben Ernsthaftigkeit diskutiert, wie wenn ein verheirateter Familienvater mit einer jungen neuen Freundin daherkommt.
Eine gemeinsame Geschichte gibt es nicht ohne Emotionen
Ob das ein rein landwirtschaftliches Phänomen ist? Ich glaube nicht. Viele haben einen Namen für ihr erstes Auto, für ihr Wohnmobil, ihr Fahrrad. Und auch in anderen Berufen besteht eine enge Verbindung zu den persönlichen Gerätschaften: der Lastwagen eines Chauffeurs etwa, der Bagger eines Maschinenführers auf dem Bau oder der Forwarder eines Forstarbeiters.
Wenn man viel Zeit mit etwas verbringt, ob bei der Arbeit oder privat, dann wird mit den Jahren langsam an einer gemeinsamen Geschichte geschrieben. Und eine gemeinsame Geschichte gibt es nicht ohne Emotionen.
Die Saison 2025 neigt sich dem Ende zu. Es stehen jetzt ein paar Fragen an, die unsere Mechanisierung betreffen: Welche Maschinen stellen wir instand, welche ersetzen wir? Oder gibt es sogar solche, die wir ersatzlos streichen? Das sind, selbst ohne wahnsinnig viele Emotionen, gar nicht so einfache Fragen. Die Tragweite könnte grösser sein als auf die Schnelle vermutet: Schliesslich besteht ja die Option, dass aus der Antwort auf diese Fragen eine langjährige Beziehung entsteht. Da lohnt es sich schon, genau hinzuschauen.
Hagenbuchs Randnotizen
Sebastian Hagenbuch ist Landwirt und Agronom. Er führt einen Betrieb mit zwei Standorten in Rottenschwil und Unterlunkhofen im Kanton Aargau.
Hagenbuch erzählt in seiner Kolumne von Alltäglichem und Aussergewöhnlichem, wechselt ab zwischen Innen- und Aussensicht, immer mit kritischem Blick und einem Augenzwinkern.