Ich habe in meinem Leben 15 Jahre lang geraucht. Also natürlich nicht ununterbrochen, manchmal nicht einmal täglich. Aber obwohl ich von diesen 15 Jahren sicherlich 10 Jahre lang der Ansicht war, ich sei überhaupt nicht süchtig, war ich eben doch ein Raucher. Und wissen Sie was? Ich war es sogar gern.

Ich mochte es, am Morgen nach dem Frühstück einen Kaffee zu trinken, nach draussen zu gehen, den Blick und meine Gedanken schweifen zu lassen, eine Zigarette zu rauchen und mir den Tag zurechtzulegen. Ich mochte es, bei der Arbeit Rauchpausen einzulegen. Ich mochte es, für ein wichtiges Telefonat eine Zigarette vorzubereiten (ich rauchte selbst gedrehte Zigaretten) und dann während des Gesprächs zu rauchen. Ich mochte die Zigarette an Anlässen, um mit anderen Rauchern ins Gespräch zu kommen. Ich mochte die Zigarette zum Bier, ich mochte die Verdauungszigarette und manchmal sogar die Zigarette gegen die Müdigkeit beim Autofahren.

Die Zigarette zum Abgabetermin

Und es gab noch eine weitere Zigarette, eine hilfreiche: Jene, wenn ich eine Kolumne (oder einen anderen Text für «die grüne») schreiben sollte, der Abgabetermin näher und näher rückte und weder die Ideen noch die Worte sprudeln wollten.

Und so ist es heute. Die Kolumne hätte ich – Zitat Chefin – «schon gestern» abschicken sollen. Noch vor anderthalb Jahren wäre völlig klar gewesen, was ich in dieser Situation tue: Kaffee, Zigarette, Balkon, graue Zellen wachrütteln.

Aber seit 18 Monaten wende ich diese Strategie nicht mehr an, und das kam so: In Unterlunkhofen fand wie jedes Jahr der legendäre Schüürball statt. Es wurde gefeiert, getrunken und geraucht wie bei den Bürstenbindern. Der Aufprall am Morgen danach war eher unschön. Sagen wir mal so: Ich hatte den ganzen Tag überhaupt kein Bedürfnis nach Alkohol oder Zigaretten. Irgendwann war Abend, ich schlief ein, ohne geraucht zu haben.

Tags darauf war ich immer noch nicht vollständig auf dem Damm und dachte mir, ich könnte ja mal wieder für eine Woche pausieren mit der Raucherei. Das tat ich, und das wirklich Komische daran war, dass es mir nicht einmal schwerfiel. Nach dieser Woche hatte ich gar nicht gross Lust, wieder mit dem Rauchen anzufangen. Und das ist bis heute so geblieben. Es hat sich einfach so ergeben. Mittlerweile kann ich sogar die Zigarette zum Bier an einer Party geniessen, ohne dass ich Angst habe, gleich wieder süchtig zu werden.

Die Vorteile, nicht mehr zu rauchen

Und obwohl ich das Rauchen mochte, mag ich es noch mehr, Nichtraucher zu sein: Ich kann meine Kleider länger anziehen und muss weniger Wäsche machen. Ich muss nicht mehr täglich mein Feuerzeug suchen. Ich muss mir nicht mehr die Frage stellen, wann denn nun der ideale Zeitpunkt wäre, eine Zigarette zu rauchen. Ich kann meine Freundin jederzeit küssen, ohne dass sie das Gesicht verzieht (ausser natürlich, es gibt andere, meist komplexere Gründe für eine Kusspause). Ich muss keine Zigarettenstummel mehr im Hosensack aufbewahren, weil kein Abfalleimer in der Nähe ist. Ich muss weniger husten und vor allem vergifte ich mich nicht mehr.

Aber in Momenten wie diesen, wenn ich eine Kolumne «schon gestern» hätte abgeben sollen – und gleichzeitig die Süsskartoffelernte bei unbeständigem Wetter startet –, dann erinnern sich meine Nerven daran, dass eine Zigarette auch ihre Vorteile hatte. Ich hoffe nämlich, dass ich nur einmal einen Text über das Thema «Schluss mit Rauchen» schreiben kann, und zwar diesen hier.