Die Milchproduktion ist der wichtigste Betriebszweig der Schweizer Landwirtschaft. In den Alpen und im Jura gibt es neben dem Futterbau kaum andere Formen für einen standortgerechten und wirtschaftlichen Pflanzenbau, die Schweiz ist ein Grasland. Von 1 Millionen Hektar nutzbarer Landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) der Schweiz sind 70 Prozent Grasland, das meist von Milchviehbetrieben bewirtschaftet wird.
Im Jahr 2022 waren 17'603 Milchviehbetriebe aktiv, davon:
- 8806 im Berggebiet
- 9104 im Talgebiet
- 1897 auf Sömmerungsbetrieben
Die gute Nachricht: Diese 17'603 Milchviehbetriebe haben 680'632 Kühe gehalten, die zusammen 3,4 Milliarden Kilo Milch produzierten. Die schlechte Nachricht: Praktisch jeden Tag gibt ein Schweizer Landwirtschaftsbetrieb die Milchproduktion auf.
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In den Jahren 2000 bis 2022 haben über 20'000 Schweizer Milchproduzenten aufgehört
In den Jahren von 2000 bis 2022 haben 20'479 Schweizer Landwirtschaftsbetriebe die Milchproduktion aufgegeben, die Zahl der Milchviehbetriebe ist von 2000 bis 2022 um 54 Prozent gesunken.
Da ist es nur ein schlechter Trost, dass sich der Rückgang leicht verlangsamt: 2021 haben 471 oder 2,6 Prozent der Betriebe die Milchproduktion aufgegeben, 2022 «nur noch» 322 oder 1,8 Prozent der Milchproduzenten.
Anders gerechnet: 2021 haben jeden Tag 1,3 Betriebe die Milchproduktion aufgegeben, 2022 jeden Tag «nur noch» 0,88 Milchproduzenten.
Jahr | Milchproduzenten |
2000 | 38'082 |
2005 | 31'673 |
2010 | 26'097 |
2015 | 21'765 |
2020 | 18'396 |
2021 | 17'925 |
2022 | 17'603 |
Eigentlich sind die ausbezahlten Milchpreise 2022 leicht gestiegen, doch die gestiegenen Kosten für Futter, Energie oder Produktionsmittel haben diese leichte Erhöhung zunichte gemacht. Der Rückgang dürfte sich auch 2023 fortsetzen, zumal die Milchpreise teilweise bereits gesunken sind.
Die TSM Treuhand GmbH liefert die Zahlen zu den Milchviehbetrieben
Die TSM Treuhand GmbH in Bern erfüllt unterschiedliche öffentlichrechtliche und privatrechtliche Aufträge in der Landwirtschafts- und Lebensmittel-Branche. TSM steht für Treuhand, Statistik und Management.
Die Haupttätigkeit der TSM besteht in der Verwaltung der Datenbank dbmilch.ch, eine umfassende Datensammlung zur Milchproduktion, Milchprüfung und Milchverwertung der Schweiz. Zudem werden weitere Aufträge im Bereich Treuhand, Fondsverwaltungen, Statistiken und Exportkontrollen durchgeführt.
Die TSM Treuhand GmbH erhebt die Milchproduktions- und Milchverwertungsdaten der Schweiz monatlich und wertet diese im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW sowie der Milchbranche aus.
Strukturwandel: 95 Schweizer Milchviehbetriebe produzieren über 1 Million Kilo Milch pro Jahr
Im Jahr 2022 wurden gemäss der TSM Treuhand insgesamt 3,4 Millionen Tonnen Milch produziert. «Das sind 90'000 Tonnen unter der durchschnittlichen Produktion der vergangenen zehn Jahre», geben die Statistiker der TSM Treuhand zu bedenken. Und der Durchschnitt ist schon unterdurchschnittlich: Denn die Milchproduktion nimmt seit 2014 kontinuierlich ab.
Zugenommen hat dagegen die Zahl der Milchwirtschaftsbetriebe, die grosse bis sehr grosse Milchmengen produzieren, von 400'000 Kilo bis über 1 Million Kilo Milch/Jahr. Zugenommen hat gleichzeitig auch die Zahl der Milchwirtschaftsbetriebe, die sehr kleine Milchmengen produzieren, nämlich unter 50'000 Kilo Milch/Jahr:
- 95 Milchwirtschaftsbetriebe (+14) = 0,54 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je über 1'000'001Kilo Milch/Jahr
total 124'871 Tonnen Milch/Jahr = 3,84 Prozent der gesamten Milchmenge
- 812 Milchwirtschaftsbetriebe (+30) = 4,61 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 500'001 - 1'000'000 Kilo Milch/Jahr
total 521'523 Tonnen Milch/Jahr = 16,04 Prozent der gesamten Milchmenge
- 710 Milchwirtschaftsbetriebe (+57) = 4,03 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 400'001 – 500'000 Kilo Milch/Jahr
total 315'769 Tonnen Milch/Jahr = 9,71 Prozent der gesamten Milchmenge
- 1220 Milchwirtschaftsbetriebe (–30) = 6,93 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 300'001 – 400'000 Kilo Milch/Jahr
total 422'184 Tonnen Milch/Jahr = 12,98 Prozent der gesamten Milchmenge
- 2597 Milchwirtschaftsbetriebe (–80) = 14,75 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 200'001 – 300'000 Kilo Milch/Jahr
total 631'232 Tonnen Milch/Jahr = 19,41 Prozent der gesamten Milchmenge
- 6079 Milchwirtschaftsbetriebe (–217) = 34,53 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 100'001 – 200'000 Kilo Milch/Jahr
total 872'298 Tonnen Milch/Jahr = 26,82 Prozent der gesamten Milchmenge
- 4006 Milchwirtschaftsbetriebe (–112) = 22,76 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je 50'001 – 100'000 Kilo Milch/Jahr
total 302'842 Tonnen Milch/Jahr = 9,31 Prozent der gesamten Milchmenge
- 2084 Milchwirtschaftsbetriebe (+14) = 11,84 Prozent aller Milchviehbetriebe
produzieren je unter 50'000 Kilo Milch/Jahr
total 61'676 Tonnen Milch/Jahr = 1,90 Prozent der gesamten Milchmenge
Die Milchwirtschaftsbetriebe in der Klasse 100’001 bis 200’000 Kilo haben mit 26,8 Prozent oder 872’298 Tonnen Milch/Jahr zwar den höchsten Anteil an der produzierten Milchmenge sämtlicher Kategorien – gleichzeitig geben in dieser Klasse aber auch die meisten Betriebe die Milchproduktion auf.
Die Schweizer Käseproduktion ist erstmals seit sechs Jahren rückläufig
Der Hauptteil der in der Schweiz vermarkteten Milch wird zu Käse verarbeitet :
- 44,5 % Käse
- 15,4 % Butter
- 11,0 % Konsummilch
- 10,5 % Dauermilchwaren (Mager- und Vollmilchpulver)
Die Käseproduktion hat im Jahr 2022 erstmals seit sechs Jahren abgenommen. Mit einer Produktion von 201‘937 Tonnen liegt die Käsemenge jedoch weiterhin über der Marke von 200‘000 Tonnen.
«Der Rückgang der Käseproduktion hat auch einen Zusammenhang mit der Abnahme beim Käseexport, der im Vergleich zum Vorjahr um rund 5‘500 Tonnen zurückgegangen ist», schreibt die TSM.
Die rückläufige Produktion ist bei fast allen Kategorien festzustellen. Nur bei der Kategorie Frischkäse ist die Produktion gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen.
Der meistproduzierte Käse ist nach wie vor Le Gruyère AOP mit einer Produktion von 31‘937 Tonnen, gefolgt von Mozzarella mit 24‘366 Tonnen und Schweizer Raclettekäse mit 16‘738 Tonnen.