Eine effiziente Fütterung von Milchkühen ist entscheidend für die Produktivität und den wirtschaftlichen Erfolg. Eine mögliche Strategie kann die zusätzliche Supplementierung mit Vitamin B3 (Niacin) sein, da es eine zentrale Rolle im Stoffwechsel der Kühe spielt.

Forschende der ETH Zürich haben in einer Metaanalyse 41 Studien der letzten 40 Jahre mit fast 2000 Kühen untersucht. Sie haben zwei Formen von Niacin verglichen: pansenstabiles Niacin (RPN) und nicht geschütztes Niacin (RUPN). Ausserdem haben sie die Wirkung 21 Tage vor und nach dem Abkalben (der sogenannten Transitphase) und während der Laktation untersucht.

Es zeigt sich, dass eine zusätzliche Gabe von Niacin während der Transitphase keinen Mehrwert bringt. Während der Laktation hingegen kann Niacin die Milchproduktion steigern. Kühe, die über die gesamte Laktation durchschnittlich 4,7 g/Tag RPN bzw. 9,1 g/Tag RUPN erhielten, produzierten bis zu 1 kg/Tag mehr Milch, begleitet von einer Erhöhung der Futteraufnahme um 0,5 kg/Tag.

Niacin hat allerdings keinen Einfluss auf die Futtereffizienz von laktierenden Milchkühen. In der Schweiz sind die Futterkosten hoch. Daher führt mehr Milch nicht immer zu höheren Gewinnen. Wenn die Milchpreise niedrig bleiben oder die Futterkosten steigen, ist der finanzielle Vorteil der Niacin-Supplementierung minimal oder sogar vernachlässigbar.

 

Kommentar von Markus Rombach, Leiter Tierhaltung Agridea: Ökonomischer Mehrwert gering [IMG 2]

Zusätzliche Gaben von Niacin in der Laktation können die Milchleistung, einhergehend mit der Futteraufnahme, leicht steigern. Dies zeigt die Metastudie der ETH Zürich. In der Transitphase hingegen hat Niacin keinen zusätzlichen Nutzen. Das Vitamin hat bei der Supplementierung während der Transitphase weder einen Einfluss auf die Milchleistung noch auf die Futteraufnahme.

Die Studie der ETH Zürich unter der Leitung von Usman Arshad zeigt aber auch, dass der ökonomische Mehrwert durch mehr Milch schnell durch die höheren Futterkosten relativiert werden kann. Der Einsatz von zusätzlichen Futteradditiven sollte deshalb gut überlegt sein.

Bei Milchkühen mit gut funktionierendem Pansen reicht die Grundversorgung mit Niacin aus der Ration (inklusive Mineralfutter). Der Bedarf an Niacin wird auch durch das in der Ration enthaltene, aus der mikrobiellen Synthese stammende sowie aus dem endogenen Tryptophan gebildete Niacin gedeckt. Bevor man über den Einsatz von zusätzlichen Futteradditiven nachdenkt, sollte man immer erst die Grundration an den Bedarf der Tiere anpassen und diese optimieren.