Kurz & bündig

- Christian Marro hat auf seinem Betrieb ein wetterunabhängiges Heutrocknungssystem gebaut mit drei Heustöcken, Unterdach-Warmluftanzug, Unterdach-Warmluftanzug mit Photovoltaik, Holzschnitzelheizung und Stromspeicherbatterie.
- Seither kann er jährlich 20 000 Liter Heizöl und 500 Lüfter-Stunden einsparen.
- Eine Energieberatung zeigte, dass Marro mit seinem System auf dem richtigen Weg ist.

Der Wylerhof im freiburgischen Pierrafortscha hat eine ziemliche Entwicklung hinter sich: 2013 waren es 16 Kühe und eine Heubombe, es folgte eine Aufstockung auf 45 Kühe und eine Kaltbelüftung mit Ölheizung. Jetzt, im Jahr 2024, leben 110 Kühe auf dem Hof, der mittlerweile ein Solardach und eine Schnitzelheizung hat.

Dahinter steckt Christian Marro (35). Marro, gelernter Schreiner und Meisterlandwirt, hat 2013 im Alter von 24 Jahren als Pächter den Betrieb in Pierrafortscha übernommen. Damals hatte er eine BG (Betriebsgemeinschaft) mit einem anderen Partnerbetrieb.

Acht Jahre später wurde aus der Zweier-BG eine Fünfer-BG. Hauptbetriebszweig ist die Käsereimilchproduktion für Gruyère und Vacherin mit 110 Milchkühen.

Auf rund 90 Hektaren der Betriebsfläche wird Dürrfutter produziert. Für Christian Marro ist eine hohe Grundfutterqualität essenziell: «Je besser die Futterqualität des Grundfutters ist, desto besser ist die Milchqualität und umso weniger Kraftfutter müssen wir zukaufen.» Das habe wiederum wirtschaftlich positive Auswirkungen. «Als Landwirt kann ich den Milchpreis nicht beeinflussen, aber meine Produktionskosten», sagt Marro.

Deshalb hat er sich mit seinen BG-Partnern entschieden, in ein effizientes und schlagkräftiges Heutrocknungssystem zu investieren. Dies war ein Prozess, der mehrere Jahre gedauert hat.

20 000 Liter Heizöl für die Heutrocknung verbraucht

«Bei der Grasernte auf dem Feld sind wir sehr schlagkräftig», erzählt Christian Marro. Doch die anschliessende Trocknung im Heustock war nicht effizient genug. Die Betriebsgemeinschaft bewirtschaftet 90 Hektaren Grasland, 95 Prozent der Flächen sind Kunstwiese. Futter aus Kunstwiese sei schwieriger zu trocknen als von Dauergrünland. Ausserdem werden teilweise bis zu 25 Hektaren Gras auf einmal geerntet.

Die Kaltbelüftung für die Futtertrocknung der vorher 45 Kühe reichte aber nicht aus. Die Lüfter mussten ständig laufen, damit das Futter nicht warm wurde.

Deshalb wurden damals zusätzlich zwei Ölofen mit insgesamt 220 Kilowatt Leistung installiert. «Das war ein günstiges und einfaches System. Doch wir verbrauchten jährlich 20 000 Liter Heizöl für eine Lufterwärmung um 9 bis 10 Grad», erklärt Marro. Dieses System war für den Junglandwirt keine befriedigende Lösung.

Als im Jahr 2021 der Kuhstall verlängert und die Kuhzahl auf 110 Kühe aufgestockt wurde, investierte Christian Marro in ein neues Heutrocknungssystem, welches sich aus mehreren Teilen zusammensetzt (siehe Schema):

  • Drei Heustöcke (insgesamt 4900 m3)
  • Unterdach-Warmluftanzug
  • Unterdach-Warmluftanzug mit Photovoltaik
  • Holzschnitzelheizung
  • Stromspeicherbatterie

Der Bau des ganzen Systems erfolgte in Teilschritten. Zuerst wurde im Jahr 2021 der Stall verlängert und in diesem Teil ein Unterdach eingebaut. Im Oktober 2023 wurde dann zusätzlich die Photovoltaikanlage auf dem älteren Stallteil installiert und im April 2024 die Schnitzelheizung in Betrieb genommen.

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Wetterunabhängig trocknen und eigenes Holz verwenden

Christian Marro wusste, dass für den Wylerhof mit so grossen Futtermengen eine Warmluftbelüftung nur mit Unterdach nicht ausreichen würde. Deshalb hat er eine zusätzliche Heizung mit 500 Kilowatt Leistung gekauft, um wetterunabhängig Futter trocknen zu können.

Marro hat bewusst zwei Holzschnitzelöfen angeschafft. Zuerst hatte er sich überlegt, einen Luftentfeuchter anzuschaffen. Doch das wäre von den Strom- und Anschaffungskosten her viel teurer gewesen: «Bei uns ist alles ziemlich gross. Deshalb braucht es auch grosse Lüfter und Öfen, was wiederum mehr Energie benötigt.»

Mit den Holzschnitzelöfen kann er das Holz des eigenen Waldes nutzen, welches er vorher kaum absetzen konnte. Für die beiden Öfen bekam Marro 50 Prozent finanzielle Unterstützung vom Bund und Kanton als Beitrag für die «Bauten, Anlagen und Einrichtungen zur Produktion nachhaltiger Energie».

Die Öfen regulieren die Heiztemperatur selbst. Die in den Heustock geblasene Luft darf 42 Grad nicht übersteigen. Somit heizen die Öfen weniger stark, wenn mehr Wärme vom Unterdach kommt. Die Öfen kann er flexibel entweder bei beiden Lüftern einsetzen oder bei Bedarf sogar beide Öfen für einen Lüfter verwenden.

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«Im Sommer bin ich zu 95 Prozent autonom»

Die Investitionen in diese Anlagen haben für den Betrieb langfristig auch einen wirtschaftlichen Nutzen. Denn mit dem Unterdach-Warmluftanzug kann die Aussenluft um bis zu 6 Grad erwärmt werden. Unter den Solarpanels sind es sogar 7 Grad. Die Panels erwärmen die Luft stärker, weil sie schwarz sind. So wird die Luft mit dem Unterdach-System ohne zusätzliche Energiekosten erwärmt.

Durch die Belüftung mit warmer Luft muss Marro die Lüfter weniger lang laufen lassen: Das spart Strom und Trocknungszeit, was sich positiv auf die Heuqualität und die Trocknungskosten auswirkt.

Zudem kann die zusätzliche Schnitzelheizung mit erneuerbarer Energie aus dem eigenen Wald betrieben werden. Die PV-Anlage kann doppelt genutzt werden, sowohl zur Stromproduktion als auch zur Lufterwärmung. Mit der PV-Anlage kann somit ein Teil des Stroms für die Lüfter selbst produziert werden. Bei guten Bedingungen kann Marro 110 Kilowatt Strom auf dem Dach produzieren.

Der nächtliche Stromverbrauch und die eingeschränkte Stromproduktion bei schlechtem Wetter werden mit einer 60-Kilowatt-Speicherbatterie abgefedert. Die Batterie hat zwar 80 000 Franken gekostet, doch die Investition hat sich bereits ausbezahlt. «Im Sommer bin ich zu 95 Prozent autonom. Doch wenn beide Lüfter laufen, reicht die Batterie nicht aus, um den Nachtbedarf zu decken. Die Batterie ist dann bereits am Abend um 21 Uhr leer», bedauert Christian Marro.

Mit dem neuen Heutrocknungssystem kann Marro nicht nur 20 000 Liter Heizöl sparen, sondern auch einen Viertel der Lüftungszeit. Das zahlt sich aus, wenn man bedenkt, dass die beiden Lüfter (mit 26 und 32 Kilowatt Leistung) zuvor je rund 1000 Stunden pro Jahr gelaufen sind.

Ausserdem ist Marro mit seinem hohen Stromverbrauch stark von der Strompreiserhöhung betroffen. Im 2022 hatte er Stromkosten in der Höhe von 35 000 Franken.

«Meine Stromrechnung wäre jetzt rund 16 000 Franken höher als noch im Jahr 2022, bei gleichem Stromverbrauch. Und das nur wegen der Teuerung. Aber mit der Photovoltaikanlage ist das jetzt zum Glück nicht so», sagt Marro. Deshalb hat sich für ihn die Investition in die PV-Anlage und Speicherbatterie bereits gelohnt.

Dieses System kann man nicht «ab Stange» kaufen

«Unsere Art der Heutrocknung ist ein ganzes System, welches wir zuerst begreifen mussten», erklärt Marro. Im Gespräch wird klar, dass sich Christian Marro sehr ausgiebig mit der Thematik beschäftigt hat. Vor dem Bau hat er an einem Webinar teilgenommen, das die landwirtschaftlichen Schulen Grangeneuve und Inforama Rütti zusammen mit Spezialisten aus Österreich organisiert hatten. Danach holte er sich mit Pierre Aeby Beratung von der landwirtschaftlichen Schule Grangeneuve.

«Ich habe mir das ganze Wissen fast selbst zusammensuchen müssen, es waren so viele Puzzleteile», sagt Marro. Denn dieses Heutrocknungssystem kann man nicht einfach «ab Stange» kaufen.

Es muss individuell auf den Betrieb abgestimmt werden. Deshalb sei es wichtig, sich kompetente Beratung zu holen und zusammen mit dem Zimmermann an einen Tisch zu sitzen.

Zusätzlich hat Marro eine Energieberatung hinzugezogen. Die Plattform Agro-Clean-Tech bietet spezifische Energieberatungen für KMU an. Diese Beratung hat Christian Marro in seiner Entscheidung bestärkt. Sie konnte ihm zeigen, dass er mit der Planung eines Unterdaches, der PV-Anlage, der Schnitzelheizung und einer Speicherbatterie auf dem richtigen Weg ist.

Bau von Unterdach-Warmluftanzug

Die Heutrocknung mit einem Unterdach-Warmluftanzug ist gemäss Christian Marro kein 08/15-System. Entscheidende Faktoren für eine zufriedenstellende Funktion sind:
- Dachfläche
- Ansaugöffnung (in Quadratmeter) = Kanalhöhe mal Dachbreite
- Dachlänge

Diese Faktoren müssen zur Heustock- bzw. Lüftergrösse passen. Solche Werte sollten von einer Fachperson berechnet werden, damit am Schluss das ganze System aus Lüfter-, Unterdach- und Heustockgrösse aufeinander abgestimmt ist. Bei solchen Projekten ist es sinnvoll, mit der Beratungsperson und dem Zimmermann zusammen an einen Tisch zu sitzen.

Kombination mit PV-Anlage
Eine Wärmerückgewinnung unter einer Photovoltaikanlage ist möglich und sehr wirksam. Dazu gibt es gewisse Anforderungen, welche unbedingt von Beratungspersonen analysiert werden sollten. Die landwirtschaftlichen Schulen Grangeneuve und Arenenberg bieten Beratungen durch Fachpersonen an.

Mit vier Heustöcken wären die Lüfter noch besser ausgelastet

Rückblickend auf den ganzen Bau ist Christian Marro sehr zufrieden mit seiner Heutrocknungsanlage. Er würde sie wieder so bauen. Einzig bei den Heustöcken würde er anstatt drei lieber vier Heustöcke auf derselben Fläche bauen. Somit hätten die Lüfter mehr Leistungsreserven.

Denn die heutigen neuen Lüfter sind meistens mit einem Frequenzumformer ausgestattet, womit die Leistung der Lüfter flexibel angepasst werden kann. Gegen Ende der Trocknungszeit braucht es nicht mehr die volle Lüfterleistung. Dann drosselt Marro die Lüfter, womit er wiederum Strom einsparen kann. Mit vier etwas kleineren Heustöcken könnte er die Lüfterleistung noch besser umsetzen.

Ausserdem hätte Marro gerne die ganze Dachfläche mit Solarpanels ausgestattet. Diesen Plan hat der Heimatschutz aber nicht bewilligt. Der Heimatschutz war auch der Grund, weshalb der Stall zweistöckig gebaut wurde. Einzig dieser Bauplatz wurde akzeptiert.

«Anfänglich hatte ich Angst vor einer Tropfsteinhöhle im Stall. Rückblickend kann ich sagen, dass es sehr gut funktioniert. Der Heustock über dem Stall isoliert sowohl im Sommer wie auch im Winter», meint Christian Marro. Es lohnt sich also, einen Bau von A bis Z durchzudenken und sich beraten zu lassen.

Betriebsspiegel derBetriebsgemeinschaft Wylerhof

Christian Marro, Pierrafortscha FR

LN: 128 ha
Kulturen: Kunstwiese, Mais, Raps, Winterweizen
Tierbestand: 110 Milchkühe, 120 Aufzuchttiere, 500 Legehennen
Weitere Betriebszweige: Direktvermarktung von Eiern und Pouletfleisch, Sömmerungsbetrieb
Arbeitskräfte: 5 BG-Partner, 2 Lehrlinge

www.vom-wylerhof.ch