Kurz & bündig

➜  Sämi Furrer baut in Russikon ZH einen Mutterkuh-Laufstall.
➜  Die Planung und Berechnung hat er mit der Firma Strüby Stallbau gemacht.
➜  Sämi Furrer erbringt viel Eigenleistung, um die Kosten tiefer zu halten.
➜  Finanziert wird der Bau über zwei Investitionskredite.

Stillsitzen, ausruhen, Ferien machen? Das ist nichts für Sämi Furrer. Der 26-Jährige hat Energie und sagt von sich, er sei doch schon viel ruhiger geworden. Mit seiner Freundin Janina Leysinger (25) lebt er in Russikon und bewirtschaftet seinen eigenen Betrieb, den «Schützenhof».
Er hat jung übernommen: Sein Vater, gesundheitlich stark angeschlagen, hat ihm den Betrieb 2015 verkauft. Sämi Furrer hat die Hypothek übernommen, dem Vater ein lebenslanges Wohnrecht gewährt und 35'000 Franken ausbezahlt. Das Darlehen dafür zahlt er nun in jährlichen Raten von 5000 Franken zurück. Die Schwester hat aufs Erbe verzichtet, das machte die Übergabe einfacher.

Weniger einfach war, dass Vater und Sohn nicht die gleichen Ansichten hatten, was die Betriebsführung angeht. Sämi Furrer will voll von seinem Betrieb leben können: «Das ging mit den 13 Milchkühen, die ich übernommen habe, schlicht nicht.» Nach einem Jahr hat er sich entschieden, die Milchkühe durch Mastkälber zu ersetzen. Anfangs hat der Vater im Stall mitgeholfen, mittlerweile gehen sich die beiden aus dem Weg.

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12 Boxen für Pensionspferde 
statt nur eine einzige Box

Dafür packt Janina Leysinger trotz einem 100-Prozent-Pensum als tiermedizinische Praxisassistentin mit 
an – sie hat den Anstoss gegeben, in Pferdeboxen zu investieren. «Eigentlich wollte ich nur eine Box für ihr Pferd bauen», erzählt Sämi Furrer. Beim Bewilligungsverfahren wurde ihm klar, dass nicht geht: Das Tierschutzgesetz schreibt zwingend mehr als ein Pferd vor.

Kurzerhand hat der junge Landwirt die Pläne geändert: Nun leben elf Pferde und ein Pony in Auslaufboxen und in Gruppenhaltung auf dem Hof. Bei der Finanzierung kam ihm die «Starthilfe» der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse zu Gute. Das zinslose Darlehen über 120 00 Franken muss er innert 12 Jahren zurückzahlen.

Bei der Stallarbeit hilft Janina Leysinger mit: «Ich arbeite Schicht, dann kann ich mir das meist gut einrichten», sagt sie. Auch sie sprüht vor Energie und hat eigene Pläne. Im April beginnt sie die Polizeischule in Zürich. Sämi Furrer unterstützt sie voll dabei: «Ich will sie sicher nicht auf dem Hof anbinden», sagt er und lacht.

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Der Young Farmer baut ein neues Zuhause für 
die Mutterkühe

Die Pferdepension rechnet sich für ihn, sie ist zum wichtigsten Standbein neben den Mastkälbern geworden. Und dann sind da noch die Mutterkühe: Im Moment leben sie in einer halbrunden Zelthalle mit Weidezugang. Aber wenn sie den Kopf ein wenig drehen, gucken sie auf die Baustelle. Auf dem «Schützenhof» entsteht gerade ihr neues Daheim: Ein 12 × 60 m grosser Bau mit einem Laufstall mit 30 Liegeboxen, einem Futterlager, einem Unterstand und – hoffentlich – einer Werkstatt.

Sämi Furrer arbeitet gern und viel, den Aushub für die Güllegrube erledigt er mit dem Bagger gleich selbst. Auch die Liegeboxen wird er selber montieren und für die Wand der Remise hat er eine pragmatische Lösung gefunden. Die Gemeinde Russikon montiert gerade die alten Telefonmasten ab, Furrer wird diese übernehmen und damit eine Wand zimmern. Der Stall selber wird auf der Seite Richtung Pferde umwandet, ansonsten ist er offen.

Einfach und rationell will Furrer seinen Stall, ohne technischen Schnickschnack. Deshalb will er auch keinen Mistroboter. «Es ist viel billiger, wenn ich das erledige!» Rechnen kann der junge Mann: Als er den Hof übernommen hat, hat er zwei der 
drei Traktoren abgeschafft. Nun stehen da ein Steyr und ein Hoflader, damit kommt er zurecht. «Maschinen, die herumstehen, kosten nur Geld», sagt er bestimmt.

Sämi Furrer erhält 
beim Bau des Laufstalls Unterstützung vom Profi

Die Pferdeboxen hat Sämi Furrer selbstständig geplant, berechnet und gebaut. Beim Freilaufstall hat er sich Unterstützung geholt. David Krummenacher von Strüby Stallbau hat den Budgetplan erstellt und sich um das Bewilligungsverfahren gekümmert.

Die Zusammenarbeit klappt bestens, Krummenacher ist stärker für das ganze Papier zuständig, Furrer führt aus. Die Bauleitung liegt bei beiden. Denn der Terminplan ist sportlich: Am 24. Dezember 2018 hatte Furrer die Baubewilligung im Haus, eigentlich wollte er dann sofort mit dem Aushub beginnen. Nun ist es später, weil eine Baufirma keine Kapazität hatte. Dennoch: Ende April, Anfang Mai soll der Holzbau gestellt werden. Danach montiert Sämi Furrer die Liegeboxen und Ende Mai können die Kühe einziehen.

Ob es die gleiche bunt gemischte Herde ist, die jetzt in der Zelthalle steht? Wohl kaum: «Als ich begonnen habe, musste ich halt nehmen, was mir der Viehhändler angeboten hat», sagt Furrer ganz ehrlich. Eigentlich möchte er gern Holstein-Kühe, die er dann mit einem Mastmuni decken will. Im Moment überwintern Zebus bei ihm, Galloway-Kühe stehen neben Braunvieh mit und ohne Hörnern. «Hörnern steh ich kritisch gegenüber – wegen den Verletzungen», so Furrer.

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Sämi Furrer will vom Hof leben, Nebenerwerbe bringen «Zückerli»

Für die Finanzierung konnte der junge Landwirt von der Erfahrung des Stallbauers profitieren. Der Ursprungsplan war, die Hypothek weiter zu belasten. Nun deckt Sämi Furrer das 
Investitionsvolumen von 490 00 Franken mit einem Investitionskredit von 288 00 Franken der Zürcher Landwirtschaftlichen Kreditkasse, den Restbeitrag mit einem Kredit einer Bank. Er selber hat 20 00 Franken als Eigenleistung ins Budget eingetragen, hofft aber, zwischen 40 00 und 
50 00 Franken selber zu leisten. «Das ist vernünftiger – falls ich mal Land zukaufen kann oder eine neue Maschine brauche, kann ich dann die Hypothek angehen», sagt Furrer.

Die Kosten pro Kuhplatz von 8700 Franken (Kuhteil und Anteil Güllegrube) hat er extra für «die grüne» ausgerechnet – «ich baue nicht alle Jahre, deshalb ist das für mich eigentlich nicht relevant».

Die Entscheidung, den Stall zu bauen, ist ihm leicht gefallen: «Entweder investiere ich in den Hof oder ich arbeite nur noch auswärts», sagt Furrer. Nebenerwerbe hat er, zu Stoss-
zeiten arbeitet er bei einem Heu- und Strohhandel, zudem bei einem Hufschmied als Aufheber und im Stundenlohn für eine Firma, die Erdsondierungen macht.

Dieses Geld bezeichnet er als «Zückerli». Das er für sich und seine Freundin ausgeben kann, wenn es denn möglich ist: «2019 mache ich 
sicher keine freien Tage, jetzt wird 
gebaut», sagt er. 2017 hat er aber mit seiner Freundin zehn Tage in Las Vegas verbracht. «Das war ganz in Ordnung», grinst er – obwohl er nicht gern Ferien macht und es nicht ausstehen kann, untätig zu sein. Dennoch ist es ihm wichtig, mit seiner Freundin Zeit zu verbringen und um der Beziehung willen auch mal Abstand vom Hof zu nehmen.

Hofladen mit Produkten vom Betrieb und Wald-Honig

Die Energie des Paares ist ansteckend: Sogar die verletzte Rottweiler-Hündin Edda blüht auf und spielt mit einem Stück Holz, als Sämi Furrer und Janina Leysinger die weiteren Standbeine des Betriebs zeigen: Hinter dem Haus gackert eine Schar Legehennen. Im Sommer dürfen die Hühner frei herumstreunen.

Vor dem Haus steht ein Hofladen mit Fleisch von den eigenen Tieren und Honig von Bienen, die auf 
Furrers Waldstück leben. Ausserdem: selbst gemachter Sirup, Konfitüre und Bastelarbeiten von Janina Leysingers Mutter. Der Hofladen liegt an einem Spazierweg und läuft gut. «Und ich komme mit den Leuten ins Gespräch, kann auch erklären, wieso eine Kuh dreckig ist», sagt Sämi Furrer. Er ist offen. Doch eine weitere Ausbildung kann er sich nicht vorstellen, weil er keine Lehrlinge will. Deshalb reiche ihm der Abschluss als Landwirt.

Nächstes Projekt des Young Farmers: Ein warmes Haus für das junge Paar

Weitere Pläne? Furrer zeigt aufs Haus: «Ich esse und schlafe da nur.» Heizen kann er einzig die Stube mit einem Kachelofen. Da er seine Zukunft klar auf dem «Schützenhof» und mit Janina sieht und sich auch eine Familie vorstellen kann, ist für ihn klar: «Da baue ich neu.» Abreissen, das Haus 
etwas versetzen und einen Fertigbau hinstellen – wer Furrers Energie erlebt, sieht das künftige Daheim des Paars fast schon vor sich.

Betriebsspiegel «Schützenhof»

Samuel Furrer, Russikon ZH

LN: 16,56 ha
Produktionsform: ÖLN
Tierbestand: 65 Mast-Kälber/Jahr, 15 Mutterkühe und 15 Kälber, 11 Pensionspferde und 1 Pensionspony, 7 Legehennen
Kulturen: Mais und Kunstwiese
Betriebszweige: Kälbermast, Mutterkühe, Pferdepension, Hofladen mit Fleisch und Eiern
Arbeitskräfte: Samuel Furrer, Freundin Janina Leysinger hilft