Schafft es die Familie mit einem Kinderwagen oder der ältere Herr mit seinem Rollator überhaupt in den Hofladen? Diese Frage stellt sich wohl kaum jemand, der einen Hofladen eröffnet. Aber es sind genau diese Fragen, die entscheidend sein können, wie viel Umsatz ein Hofladen macht. An der Liebegg-Fachtagung «Den Hofladen attraktiv und umsatzstark gestalten» gab es Tipps und Tricks dazu.

DossierEin gepflegter Hofladen mit Produkten des eigenen Betriebs und Partnern: Wenn er erfolgreich ist, steckt nicht nur Zeit und Geld dahinter, sondern auch ein durchdachtes Marketingkonzept.AbsatzförderungMarketingMittwoch, 8. Dezember 2021 Der Bio-Hofladen der Familie Mahler auf dem Eichberg in Seengen AG hat eine schöne alte Holztüre, die aber Deko ist. Der eigentliche Eingang ist eine Türe, die sich automatisch nach innen öffnet. So haben Eltern die Hände frei, um den Wagen in den Laden zu schieben und müssen sich nicht mit der Türe abmühen.

Daniel Mahler und seine Frau Marlene haben den Hofladen im ehemaligen Kuhstall mit grosser Sorgfalt gestaltet. Die sandgestrahlten Balken machen den Raum heimelig. Für die Beleuchtung haben sie Schienen so in die Balken montiert, dass sie Spots verschieben und das Sortiment je nach Saison anders beleuchten können.

Das richtige Licht erhöht den Umsatz

Chris Mendelin ist Lichtberater bei Bracolux. Licht sei ein Marketinginstrument, erklärt er. Und zeigt, wie unterschiedlich Brot und Gemüse wirken, wenn sie mit einem LED-Strahler mit auswechselbaren «Chips» angestrahlt werden. Diese «Chips» sind Aufsätze, die sich einfach in den Strahler einsetzen lassen.

Ein Strahler mit einem hohen Farbwiedergabewert-Wert lässt Brot, Gemüse und Früchte frisch und farbenfroh aussehen. Wichtig sei auch, die Ware im Regal gleichmässig zu beleuchten, damit die Würste im hinteren Teil des Regals nicht aussehen, als seien sie längst abgelaufen. Ein schmales LED-Band könne da Wunder wirken.

Den Blick im Hofladen auf die Ware lenken

Wunder wirken kann auch eine kluge Einrichtung. «Das Produkt ist der Star», erklärt Hanspeter Roth von der Ladenbau-Firma Bolliger Söhne Schlossrued AG. Der Star brauche eine Bühne. Diese bekommt er, wenn in einem Laden geschickt präsentiert wird. «Verweildauer bringt Umsatz», weiss Roth. Gibt es in einem Laden also viel zu entdecken, ist der Einkaufskorb am Ende meistens voll.

Übersichtlich muss ein Laden dennoch sein. Roth plädiert deshalb für modulare Systeme, die sich je nach Saison anpassen lassen. Unter einen grossen Tisch können zum Beispiel kleinere Tische platziert werden und je nach Bedarf nach vorne gezogen werden, um Platz zu gewinnen und Produkte zu präsentieren. Damit kleinere Artikel wie Konfitüre-Gläser in hohen Regalen nicht untergehen, sind Zwischentablare aus Plexiglas sinnvoll.

Wichtig sei auch, dass der Einkauf «einfach gehe», auf Neudeutsch «convenient» sei: Schwere Ware soll man daher so platzieren, dass sie einfach zu erreichen ist. Im Laden braucht es genügend Platz, damit sich die Kunden wohl fühlen und aneinander vorbei kommen – wiederum lohnt es sich, den Hofladen selbst mal mit einem Kinderwagen abzuschreiten.

Idealerweise ist die Kasse am Ende des «Rundgangs» platziert, also nahe beim Ausgang und nicht mittendrin, wo sie die Kunden beim Einkaufen stört.

Jedem Hofladen eine persönliche Note geben

Bedient oder unbedient ist eine der grossen Entscheidungen, die es bei der Eröffnung eines Hofladens zu fällen gilt. Wie die Familie Mahler haben sich auch Erika und Christoph Gehrig vom Hubihof in Bellikon AG für einen bedienten Laden entschieden. Sie verkaufen ebenfalls Fleisch und Wein, Ware also, die ihren Preis hat. Zudem ist es Gehrigs ein Anliegen, ihre Kundschaft gerade in Sachen Fleisch persönlich beraten zu können.

Was bei Gehrigs auffällt: Ihr Hofladen hat grosse Fenster. Reinschauen und das Sortiment begutachten ist auch möglich, wenn der Laden geschlossen ist.

Mahlers setzen bei ihrem Bio-Hofladen stark auf Stammkundschaft. Ihr Laden ist auf dem Eichberg-Areal ausgeschildert, Mahlers bewerben ihn über einen Newsletter und Facebook.

Der Hubihof ist ebenfalls klar ausgeschildert, aussen schön angeschrieben und dekoriert. Im Laden ist die Ware liebevoll von Hand angeschrieben und mit einem klaren Konzept präsentiert. «Der Laden läuft sehr gut», bestätigt Christoph Gehrig. Und dies, obwohl er nicht mitten im Dorf oder an einer Strasse liegt.