Kurz & bündig
- Die Maschinengenossenschaft Lauperswil und Umgebung im Emmental BE gibt es seit 50 Jahren.
- Am Anfang stand der gemeinsame Kauf eines Mähdreschers.
- Heute sind vor allem die Schleppschlauchfässer gut ausgelastet. Sie eignen sich gut für die gemeinsame Nutzung, weil beim Einsatzzeitpunkt Spielraum besteht.
- Die Genossenschaft will sich beim Maschinenangebot nicht verzetteln und bietet rund 15 Maschinen an.
Die Maschinengenossenschaft Lauperswil im Emmental zählt 59 Mitglieder. Kurt Fankhauser, Alexander Beer und Stefan Sommer sind treibende Kräfte. Sie wirken in der Genossenschaft als Präsident, Sekretär und als Mähdrescherfahrer und Maschinenspezialist.
Die Genossenschaft befindet sich in ihrem 51. Jahr. 1970 gründeten 15 Landwirte die Maschinengenossenschaft, um gemeinsam einen Mähdrescher anzuschaffen. In der Folge ergänzten weitere Maschinen das Angebot. Der Mähdrescher ist unterdessen ein paar Mal ersetzt worden. «In den 1970er-Jahren wurde in der Genossenschaft über die Anschaffung eines zweiten Mähdreschers diskutiert. Die Mitglieder entschieden sich jedoch dagegen.» Der 46-jährige Alexander Beer war damals natürlich nicht dabei. Die Episode ist ihm jedoch präsent, weil er im Jubiläumsjahr die Bücher durchstöberte.
Der Getreideanbau hat im Emmental Tradition und die Mitglieder der Maschinengenossenschaft befinden sich zwischen Lützelflüh und Trubschachen. Im Talboden hat es viel ebene Fläche, die für den Getreideanbau geeignet ist.
Berg- und Talbetriebe haben unterschiedliche Ansprüche
Die Betriebe sind nicht nur im Tal gelegen, sondern auch beidseitig auf den Hügeln. «Bei uns können nicht alle Maschinen überall eingesetzt werden, weshalb wir Maschinen für die Tal- und Berglandwirtschaft anbieten», nennt Präsident Kurt Fankhauser eine Besonderheit der geografischen Lage der Maschinengenossenschaft. Die beiden 7000 Liter Güllefässer mit Schleppschlauchgestänge stossen bei Hanglage bald einmal an ihre Grenzen. Die Betriebe weiter oben nutzen dann eher das Fass mit Weitwurfdüse, welches auch für das Verschlauchen eingesetzt werden kann. Hier unterscheiden sich die Ansprüche deutlich.
Was sich hingegen nicht unterscheidet, ist die gute Auslastung, welche die Maschinen erreichen. Eine hohe Auslastung ermöglicht günstige Tarife, was ja genau der Sinn der gemeinsamen Maschinennutzung ist. Hier spielt es letztlich keine Rolle, wie die Art der gemeinsamen Nutzung rechtlich organisiert ist.
Bei der Genossenschaft besteht die Verbindung darin, dass Neuanschaffungen durch die Genossenschaft getätigt werden und in ihrem Besitz sind. «Ich erinnere unsere Mitglieder immer wieder an unsere gemeinsamen Maschinen und ermuntere sie, diese zu nutzen, anstatt eine Arbeit auszulagern», so der Sekretär Alexander Beer. Er meint, dass es so etwas wie ein «Wir-Gefühl» braucht, damit für alle ein Nutzen entsteht. Diese Motivation scheint ganz gut zu gelingen.
So erreichen die Güllefässer hohe Auslastungen. Die beiden Schleppschlauchfässer leisten jährlich je um 1100 Fass. Beim Pumpfass sind es auch rund 1050 Einheiten. So können die fixen Kosten der Maschinen auf viele Einheiten verteilt werden. Kurt Fankhauser möchte den Maschinentarif unter dem ART-Tarif halten. Bei den Schleppschlauchfässern mit 15 Franken pro Fass liegt man rund einen Drittel tiefer.
Es braucht Kompromisse, damit es für alle passt
Die Fässer werden von rund 25 Mitgliedern regelmässig genutzt. «Hier haben wir darauf geachtet, dass die beiden Maschinen identisch zu bedienen sind. Das erleichtert die gemeinsame Nutzung enorm», so Alexander Beer. Neue Maschinen führt er sorgfältig ein, damit die Nutzer diese von Anfang an optimal nutzen können.
Bei den Maschinen muss man jedoch auch Kompromisse eingehen. Bei den Fässern wollen beispielsweise einige eine Oben-Anhängung und die andern eine Unten-Anhängung. Hier musste man sich auf eine Variante einigen. Die Fässer sind nun so eingerichtet, dass sie oben angehängt werden, weil dies für die meisten Traktoren, die an den Fässern eingesetzt werden, am besten passt.
Nicht verzetteln beim Maschinenpark
Der genossenschaftliche Maschinenpark umfasst 15 Maschinen. Die wichtigsten Maschinen sind nebst der drei Güllefässern vier Miststreuer. Das Angebot ist somit überschaubar und beinhaltet keine Futterbaumaschinen. Futterbaumaschinen eignen sich nicht für eine gemeinsame Nutzung im grösseren Umfang, sind die Verantwortlichen der Genossenschaft überzeugt. «Bei Heuwetter ist auf den Betrieben gleichzeitig viel los und die Maschinen müssen verfügbar sein. Heumaschinen können nur im kleineren Rahmen überbetrieblich genutzt werden», sind sich die drei einig.
Man habe zwar einmal in Betracht gezogen, ein Mähwerk anzuschaffen, weil es da etwas mehr zeitlichen Spielraum als bei Kreislern und Schwadern gibt. Die Idee wurde jedoch nicht umgesetzt. «Man muss darauf achten, dass man sich beim Maschinenangebot nicht verzettelt. Obwohl wir viele Wünsche erhalten, ‹diese und jene Maschinen wäre noch praktisch›, können wir dies nicht immer realisieren», so Kurt Fankhauser.
Die Maschinen werden nicht an einem zentralen Ort in einer Maschinenhalle abgestellt. «Sie sind dezentral auf den Betrieben verteilt. Die einzelnen Maschinen sind meistens dort abgestellt, wo sie in der Umgebung am meisten genutzt werden», so Kurt Fankhauser.
Die Landwirte, die eine Maschine der Genossenschaft beherbergen, werden dafür entschädigt. Die Landwirte sind dann auch für die Funktionstüchtigkeit der Maschinen verantwortlich und koordinieren die Einsätze. Bei Alexander Beer, welcher verkehrsgünstig im Talboden zwischen Langnau und Zollbrück wohnt, sind die beiden Schleppschlauchfässer abgestellt. «Wenn die Fässer zurückkommen, mache ich den Parkdienst und achte besonders auf die Funktion der Beleuchtungsanlage.» Bei einer gemeinsamen Maschinennutzung ist die Sicherheit besonders wichtig. So müssen die Maschinen stets Strassenverkehrstauglich sein.
Die gute Betreuung einer Maschine ist wichtig, damit Defekte mit Maschinenstillstand vermieden werden. Unterhaltsarbeiten werden zum Teil selbst durchgeführt oder Verschleissteile in der Werkstatt gewechselt.
Bei kleineren Sachen handelt der verantwortliche Landwirt selbst und wenn grössere Reparaturen anstehen, bespricht man sich meist kurz mit dem Vorstand. Dies habe sich in den vergangenen Jahren sehr gut bewährt. Vor grösseren Maschinenschäden, deren Ursache auf eine falsche Bedienung zurückzuführen wäre, blieb die Maschinengenossenschaft zum Glück verschont, weshalb sich selten die Frage stellte, den Anwender in Verantwortung zu nehmen.
Eine Online-Maschinen-reservation wird getestet
Im letzten Jahr machte die Maschinengenossenschaft Lauperswil und Umgebung eine Umfrage. Man wollte von den Mitgliedern wissen, ob man die Maschinen zukünftig online mit einer App auf dem Handy reservieren möchte oder dies weiterhin telefonisch tun will.
Knapp die Hälfte wollte weiterhin auf die bewährte telefonische Reservierung setzen. Wohl auch deshalb, weil sich dies bewährt hat und man nicht sicher ist, ob eine App hier tatsächlich eine Erleichterung bringt.
Am meisten würde eine solche Online-Reservierung wohl Alexander Beer bringen. Er koordiniert die Einsätze der Schleppschlauchfässer und erhält deswegen viele Anrufe. Trotzdem sieht er im Telefonieren auch Vorteile. «Ich bin überzeugt, dass wir so straffer planen können und nicht zuletzt auch ein bisschen Druck aufsetzen, zügig voran zu machen, damit das Fass bald der Nächste übernehmen kann.»
Der Vorstand hat sich jedoch entschieden, ab der zweiten Jahreshälfte 2021 eine Versuchsphase mit einer Online-Reservierungsapp zu starten. Zunächst wird dies nur für die Schleppschlauchfässer angewendet. Wenn sich das Verfahren bewährt, sollen im nächsten Jahr alle Maschinen in die Plattform integriert werden. Ausgenommen bleibt der Mähdrescher.
Man setzt weiterhin auf einen eigenen Mähdrescher
Vor sechs Jahren wurde letztmals der Mähdrescher ersetzt und die neue Maschine mit einem Leasing finanziert. Dies ist nicht üblich, normalerweise bezahlt die Maschinengenossenschaft mit eigenen Mitteln. Da es sich jedoch um eine längerfristige Investition handelt, habe man sich für diese Finanzierungsart entschieden.
Die Alternative wäre gewesen, die Drescherei aufzugeben. Da innerhalb der Genossenschaft dennoch 50 Hektaren geerntet werden können und mit Stefan Sommer ein versierter Fahrer zur Verfügung steht, hat man sich für eine neue Maschine entschieden.
Stefan Sommer führt daneben sein eigenes Lohnunternehmen mit zwei Feldhäckslern, welche er in der Region einsetzt. Er ist als Landmaschinenmechaniker auch eine Ansprechperson und wichtige Stütze, wenn irgendwo etwas nicht klar ist oder kontrolliert werden muss. Zudem verantwortet er den Unterhalt der Mistzetter.
Dank der Genossenschaft die Arbeiten selber erledigen
Eine Maschinengenossenschaft funktioniert nur dann gut, wenn die Genossenschafter die eigenen Maschinen möglichst oft nutzen. Die drei Vertreter der Genossenschaft sind sich einig, dass ohne die Koordination in gemeinsame Investitionen die Landwirte in der Region die höheren Maschinenkosten hätten.
Passt das Zusammenspiel unter den Mitgliedern, kann hier jeder profitieren und dank dem vorhandenen Angebot landwirtschaftliche Arbeiten selbst ausführen, anstatt diese an einen Dienstleister auszulagern. Mit einem Anteilschein von 500 Franken wird man Mitglied: Wenn man von der Hauptversammlung aufgenommen wird, woran noch nie jemand gescheitert sei.
Fragt sich nur, ob sich für eine Organisation wie eine Genossenschaft genügend Mitglieder finden, welche im Vorstand Verantwortung tragen? Dies sei bisher kein Problem, sagt Präsident Kurt Fankhauser. Den grössten Aufwand hätten sowieso nicht sie, sondern die Kassiererin, welche rund drei Mal im Jahr die Rechnungen verschickt.
Die drei Vertreter der Maschinengenossenschaft Lauperswil und Umgebung sind zwar noch jung, haben dennoch um die zehn Jahre oder mehr im Vorstand mitgewirkt. Alexander Beer erwähnt, dass es wichtig sei, junge Landwirte früh einzubeziehen und für eine allfällige zukünftige Verantwortung in der Genossenschaft vorzubereiten. Dies gehört zu den nächsten Projekten, wie auch die Anschaffung neuer Maschinen. Zur Diskussion steht ein Transportfass um die Gülle vom Feldrand zu Verschlauchen und ein neuer Seitenstreuer als Ersatz für den Bergzetter.
Maschinengenossenschaft Lauperswil und Umgebung
- 1 Mähdrescher New Holland TC5070
- 1 Pumpfass Hadorn 7 m3 mit Weitwurfdüse
- 2 Pumpfässer Hadorn 7 m3 mit Schleppschlauch
- 1 Schleppschlauch 9 Meter Hochdorfer (3-Punkt-Anschluss)
- 1 Weidemulcher Maschio
- 1 Kurzscheibenegge Knoche
- 2 Mistzetter Strautmann 7,5 und 9 m3
- 1 Mistzetter Jeantil 11 m3
- 1 Bergzetter Kirchner 6 m3
- 1 Brennholzspaltmaschine Althaus mit Spältenbock
- 1 Prismenwalze 6,4 m Güttler
- 1 Mäusevergaser
- 1 Blitzhacker
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