Für die Herstellung von Mineraldünger braucht es viel Energie. Mit steigenden Energiepreisen schiessen daher auch die Preise für Stickstoff-, Phosphor- und anderem Dünger in die Höhe. «Ammonsalpeter kostet beispielsweise rund 100 Franken pro 100 kg. Normal wäre um 40 Franken pro 100 kg», sagt Jürg Friedli, Geschäftsführer der Landor.
Wie sich die Preise in den nächsten Monaten entwickeln werden, sei schwierig zu prognostizieren. Eine Entspannung sei aber nicht in Sicht.
Den Dünger frühzeitig bestellen hat sich letztes Jahr ausgezahlt
Der Preis ist das eine, die Verfügbarkeit das andere. «Die Lage ist vor allem beim Stickstoffdünger angespannt. Knapp sind insbesondere auch alle Bio-Dünger. Andere Dünger sind zwar auch teuer, aber eindeutig besser verfügbar», sagt Jürg Friedli.
Um die Düngerversorgung für den eigenen Betrieb zu sichern, riet Friedli vor knapp einem Jahr in einem Interview mit «die grüne», Mineraldünger frühzeitig zu bestellen. Das habe sich ausgezahlt, die bestellten Mengen konnten geliefert werden. «Viele Landwirte haben deshalb bereits im Juli oder August 2022 für das Jahr 2023 bestellt», berichtet Friedli.
Der Transport des Mineraldüngers geschieht zum grossen Teil per Schiff auf dem Rhein. Bei tiefem Wasserstand kann dieser Transportweg zur weiteren Herausforderung werden, erklärt Friedli. Wenn alle Stricke reissen, geben die Behörden die Dünger-Pflichtlager frei. Diese sind laut Friedli gefüllt: «Damit könnte der Bedarf für vier Monate abgedeckt werden.»
Eigenen Hofdüngerbewusster einsetzen
Der teure Mineraldünger lässt die Bedeutung des Hofdüngers steigen. Das bemerkt auch Daniel Widmer, Berater am Strickhof ZH: «Ich erhalte vermehrt Anfragen von Ackerbauern, die sich frisch oder intensiver für die Verwendung von Hofdünger interessieren.» Widmer berät sie in grundsätzlichen Fragen der Güllemenge oder der Einarbeitung.
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«Der eigene Hofdünger wird bewusster eingesetzt. Die Anfragen zu unserer Gülletechnik steigen», sagt René Messer, der in Bözberg AG ein Gülletransport-Unternehmen führt. Auf viehlosen Betrieben seien die Hürden jedoch nach wie vor da, fremde Gülle anzunehmen.
Kosten des Gülletransport führen zu Diskussionen
Aktuell zahlt der Gülleproduzent den Transport. Bei den tiefen Schweinepreisen machen die Schweineproduzenten aber vermehrt Druck: Der Gülleabnehmer solle sich an den Kosten beteiligen. «Und obwohl diese fremde Schweinegülle immer noch günstiger ist, schwenken einige Ackerbauern doch auf Mineraldünger um, wenn sie für die Gülle zahlen müssen», so Messer.
Grundsätzlich geht Berater Widmer davon aus, dass das Interesse von kurzer Dauer ist: «Sobald die Dünger-Preise sinken, kommt vermehrt Kunstdünger zum Einsatz. Er ist im Handling einfacher.»