Der Kobra-Verteiler formt einen schmalen Strahl. Die Gülle strömt in einem kompakten Schwall aus der Öffnung. Die Verteilbreite beträgt bloss 2,5 bis 3 m. Damit aber trotzdem eine anständige Arbeitsbreite erreicht wird, schwenkt der Verteiler-Kopf hin und her.

Der Kobra-ähnliche Verteilkopf hat der Einrichtung den Namen gegeben. Die Schwenkbewegungen werden mit einer hydraulisch angetriebenen Exzenterscheibe erzeugt. Dadurch ist die Verteilgenauigkeit besonders am Hang exakter als bei anderen Systemen, wo die Pendelbewegungen durch den Güllestrom selbst erzeugt werden.

Die Odermatt Umwelttechnik AG aus Niederwil SG hat den neuen Verteiler entwickelt und produziert zwei Modelle mit Ausbringleistungen bis zu 150 Kubikmeter pro Stunde. Durch die Pendelbewegungen sinkt die Gülle, welche die Kobra aus ihrem Munde speit, in kunstvollen Formen zu Boden. Die Bewegung sorgt zwar dafür, dass der Schwall auseinandergerissen wird, aber die Gülle dennoch in groben Tropfen am Boden auftrifft.

In den groben Tropfen bleibt der Stickstoff gebunden

Die groben Tropfen driften nicht ab und fallen platt auf den Boden. Im Gegensatz dazu erzeugt ein Breitverteiler feinere Tropfen oder zerstäubt die Gülle sogar, was bei unverdünnter Gülle zur Ausgasung und zur Geruchsbildung führt. Das Verhalten kennt man von den Feldspritzen: Dort wird mit Düsen, welche grobe Tropfen erzeugen, die Abdrift reduziert. Grobe Tropfen sinken schneller zu Boden als feine, leichte Tropfen, welche lange in der Luft schweben und im wörtlichen Sinn davon schweben und irgendwo neben der Zielfläche landen.

Je rascher die Gülle am Boden auftrifft, desto kürzer sind der Luftkontakt und die heikle Phase, in der sich Ammoniak verflüchtigen kann. Flüchtiger Ammoniak schädigt nicht nur die Umwelt. Er fehlt letztlich auf dem Betrieb als Dünger und kann nicht so leicht mit Handelsdünger ersetzt werden, da der Hofdünger die Nährstoffbilanz belastet.

Ammoniak-Verluste lassen sich mit einfachen Massnahmen stark reduzieren. Zum Beispiel, indem die Gülle mit Wasser verdünnt wird. Je mehr Wasser beigemischt wird, desto besser wird der flüchtige Stickstoff gebunden. Die Witterung spielt auch eine wichtige Rolle. Trockene und windige Verhältnisse gasen die Gülle stärker aus, als wenn diese bei eher kühler und feuchter Witterung verteilt wird.

Diese Empfehlungen sind nicht neu und jedem Landwirt bekannt. In der Praxis werden oder können sie jedoch nicht immer eingehalten werden. Das Verdünnen führt zu höheren Güllekosten. Ist die Gülle eins zu eins verdünnt, kostet dies das Doppelte. Oder es ist nicht immer möglich, kühles und feuchtes Wetter abzuwarten: vor allem dann, wenn Lohnunternehmer täglich im Einsatz stehen.

Hier wird mit Schleppschläuchen die Situation vor allem bei ungünstigen Bedingungen verbessert. Stroh, dass sich in vielen Güllen aufgrund der Tierhaltungs-Vorschriften in hohem Masse ansammelt, wird durch die streifenförmige Ablage jedoch konzentriert abgelegt. Wächst das Gras, bleibt das Stroh darauf liegen und gelangt ins Heu.

Viele Landwirte befinden sich hier in einem Dilemma. Dagegen hat die Firma Odermatt Umwelttechnik AG mit dem Kobra-Verteiler eine Lösung entwickelt.

Trotz viel Wind ist die Gülle exakt auf dem Feld verteilt

Beim Feldtest bei windigen Bedingungen hat sich gezeigt, dass die Gülle exakt verteilt wurde. Die Verteilbreite betrug zehn Meter, die Rindergülle enthielt viel Stroh und war nicht verdünnt.
Es hat sich auch gezeigt, dass die schweren Gülleteile durch den Wind nicht verfrachtet wurden. Die Arbeitsbreite konnte eingehalten werden.

Am Schwenkkopf ist eine Klappe integriert. Mit dieser kann die Öffnungsweite verändert werden, was sich auf die Verteilbreite auswirkt. Das hat den gleichen Einfluss, wie wenn man den Daumen vorne auf einen Wasserschlauch hält und eine Düsenwirkung erzeugt, womit das Wasser weiter spritzt.

«Im Idealfall muss man die Öffnung mit der Klappe nur wenig verkleinern, damit die Düsenwirkung nicht zu gross ist und die Gülle zerstäubt», so Philipp Inauen. Er ist Betriebsleiter bei der Odermatt Umwelttechnik AG und hat den Verteiler entwickelt.

Der kleinere Verteiler ist für eine Ausbringmenge von rund 80 Kubikmeter pro Stunde konzipiert. Mit dem grösseren Verteiler kann man diese Menge auch ausbringen, indem die Klappe den Durchlass verengt. Mit der verstellbaren Klappe wird der Düseneffekt wie beim Wasserschlauch erreicht. Damit kann die Arbeitsbreite eingestellt werden. Beim grösseren Kobra-Verteiler lässt sich die Klappe serienmässig hydraulisch verstellen. Beim kleineren Modell erfolgt dies manuell mit einer Stellschraube oder optional ebenfalls hydraulisch.

Der Kobra-Verteiler ist einfach anzubauen und leichter

Der Kobra-Verteiler wiegt 46 Kilogramm. Sein Haupteinsatz ist die Verschlauchung, er kann auch am Fass eingesetzt werden. Im Gegensatz zu einem Schleppschlauch- oder Schlepp-schuhverteiler ist der Anbau viel einfacher, leichter und kann auch nachträglich realisiert werden.

Strohrückstände sind für den Kobra-Verteiler kein Hindernis. Beim anderen emissionsmindernden Verfahren mit dem Schleppschlauch treten vor allem im Verteilkopf Probleme mit Stroh auf. Dieser kann verstopfen, wenn der Stroh-Anteil zu hoch ist. Zudem bleibt Stroh auf der Pflanze liegen.

Beim Kobra-Verteiler hat sich gezeigt, dass die Gülle dank der grossen Tropfen samt dem darin enthaltenen Stroh hart auf dem Boden aufschlägt und Pflanzen kaum verschmutzen. Ob der Kobra-Verteiler als emissionsmindernde Massnahme wie der Schleppschlauch in der künftigen Agrarpolitik anerkannt wird, wird sich in den nächsten Jahren weisen.

Die Politik fordert im ÖLN ab dem Jahr 2022 ein Obligatorium für eine bodennahe Ausbringung. Im Moment werden als Massnahmen das Schleppschlauch-, das Schleppschuh- und das Eindrill-Verfahren namentlich genannt. Mit diesen Verfahren hat die Gülle wenig Luftkontakt, was Emissionen reduziert.

Zurzeit läuft diesbezüglich eine Vernehmlassung in der Luftreinhalte-Verordnung. Die Anhörung dürfte dazu führen, dass die Landwirtschafts-Vertreter weitere Massnahmen zur Emissionsminderung vorschlagen.

Hier besteht für den Kobra-Verteiler Hoffnung, die geplanten ÖLN-Vorschriften zu erfüllen. Vor allem auch dann, wenn das Stroh in der Gülle mit dem Schleppschlauchverteiler auf die Pflanze gelangt und mit dem Futter geerntet wird. Immer mehr Landwirte suchen für dieses Problem nach Lösungen.

 

Kurz & bündig

  • Emissionsmindernde Ausbringtechniken bringen mehr Güllenährstoffe aufs Feld.

  • Der Kobra-Verteiler erzeugt grosse Tropfen, was die
    Ausgasung von Ammoniak reduziert.

  • Odermatt Umwelttechnik AG baut zwei Kobra-Modelle mit einer Verteilleistung von bis zu
    150 m3/Std. Preis je nach Grösse Fr. 2000.– resp. Fr. 2500.–.