Kurz & bündig
-Die Heldstab AG gewinnt Kunden und Mitarbeiter durch Social-Media-Beiträge.
- Ein Redaktionsplan sorgt für regelmässige Beiträge.
- Es werden auch Videos für interne Schulungszwecke erstellt.
Die Mitarbeiter der Heldstab AG in Davos GR sind es gewohnt, bei der Arbeit gefilmt zu werden. Das ist kein Wunder, denn auf diversen Social-Media-Kanälen ist das Unternehmen fast täglich präsent.
Doch das ist nicht nur Werbung in eigener Sache. Die gesamte Landtechnikbranche in der Schweiz profitiert von den sympathischen und oft humorvollen Beiträgen aus dem Betrieb. Diese Sichtbarkeit war auch einer der Gründe, warum Hansruedi Heldstab und sein Team im Januar von Agrotec Suisse mit dem Unternehmerpreis 2025 ausgezeichnet wurden.
Familienunternehmen mit Tradition
Hansruedi Heldstab führt das Landtechnikunternehmen seit 2012. Gegründet wurde es im Jahr 1976 von seinen Eltern als Schmiede- und Schlossereibetrieb sowie für Hufschmiedearbeiten.
Seine Eltern sind bis heute im Betrieb aktiv. Sie unterstützen auch die Social-Media-Aktivitäten und machen bei Beiträgen gerne mit. Auch seine drei Brüder, die in anderen Branchen beruflich erfolgreich sind, unterstützen die familieninterne Weiterführung des Familienunternehmens.
Nach der Übernahme legte Hansruedi Heldstab richtig los. Er erweiterte die Räumlichkeiten und schuf einen Ausstellungsraum für Motorgeräte. Wenig später folgte die Eröffnung des Power-Sports-ATV-Center mit der Marke Can-Am. Das rasche Wachstum erforderte auch eine grössere Mitarbeiterzahl. Während das Unternehmen bei der Übernahme noch 5 Mitarbeiter hatte, zählt die Heldstab AG heute 17 Angestellte.
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Social Media als Lösung gegen Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist in der Landtechnikbranche ein grosses Problem. Während viele Unternehmen verzweifelt nach Mitarbeitern suchen, hat die Heldstab AG keine Mühe, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen. Hansruedi Heldstab ist überzeugt, dass dies auch an der aktiven Social-Media-Präsenz liegt. «Wir erreichen mit unseren Videos immer mehr Menschen, die sich ein authentisches Bild unserer Firma machen können. Dadurch haben potenzielle Mitarbeiter eine klare Vorstellung von uns als Arbeitgeber. Es ist schon vorgekommen, dass wir deswegen Blindbewerbungen erhalten haben. Wenn die Leute auf Social Media einen Eindruck von uns gewinnen, passen sie oftmals auch sehr gut in unser Team. Ich bin froh, haben wir keine Probleme bei der Mitarbeitersuche und brauchen deswegen keine aufwendigen Bemühungen zu betreiben», erklärt er.
Früher war die Mitarbeitersuche schwieriger, insbesondere wegen der geografischen Lage zwischen Albulatal und Prättigau. Da ist das Personalangebot nicht grenzenlos. Anfänglich erstellte Heldstab Facebook-Beiträge über Maschinenablieferungen und ohne klare Struktur. Mit einem Coaching in Unternehmensführung kam dann die entscheidende Idee, den Betrieb mit Videos vorzustellen.
Erfolgreiche Videos, aber mit viel Aufwand verbunden
Das erste Video, in dem Hansruedi Heldstab den Betrieb vorstellte, bescherte ihm viel Aufwand: «Ich filmte mich selbst, wie ich durch die Firma laufe und unsere Tätigkeiten erklärte und die verschiedenen Arbeitsplätze vorstellte. Dafür brauchte ich etwa 50 Anläufe», erinnert sich Heldstab lachend.
Doch die Mühe hat sich gelohnt. Das Resultat belohnte ihn dafür, dass er sich als Firmenchef selbst in Szene gesetzt hatte. Die Follower-Zahlen stiegen flott an. Das hat Heldstab beflügelt, aber auch an Grenzen gebracht. Er wollte seine Follower regelmässig unterhalten, erkannte den Erfolg als Marketingmassnahme und wollte nicht mehr darauf verzichten. «Ich konnte mir kaum noch eine Pause leisten», gibt er zu bedenken. «Wenn ich während meiner Ferien zwei Wochen lang keine Videos postete, fragten die Leute besorgt nach, was mit mir bloss los sei.»
Heute läuft alles strukturierter ab. Um professioneller zu werden, stellte Hansruedi Heldstab im Jahr 2024 eine Social-Media-Managerin ein. Sie hat eine Anstellung von 60 Prozent, hat den Chef in diesem Bereich entlastet und professionelle Strukturen geschaffen.
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Social Media mit Plan und fixen Posting-Tagen
Heute basiert der Social-Media-Auftritt der Heldstab AG auf einem klaren Redaktionsplan, den Hansruedi Heldstab und seine Social-Media-Managerin Marion Guler zusammengestellt haben:
Montag: Maschinenmontag mit der Vorstellung eines Geräts oder einer Maschine, etwa eine Schneefräse mit ihren Einsatzmöglichkeiten.
Mittwoch: Mitarbeitermittwoch, an dem mit humorvollen Videos ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin im Fokus steht.
Freitag: Faktenfreitag mit technischen Inhalten, zum Beispiel eine Anleitung zum Wechseln eines Lagers.
Dienstag und Donnerstag: Inhalte zu Power Sports, der eigenen Marke für geländegängige ATVs.
«Erfolg mit Social Media kommt nicht von ungefähr», betont Hansruedi Heldstab. «Man muss es professionell angehen, einfach nebenbei funktioniert das nicht auf Dauer.»
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Social Media: Von der Zeitfalle zum Erfolgsfaktor
Wer Social Media nur sporadisch nutzt, etwa dann, wenn einem gerade etwas Lustiges über den Weg läuft, weiss, dass dies Zeit kostet. Vielen Direktvermarktern in der Landwirtschaft dürfte es ähnlich gehen. Man möchte seine Produkte präsentieren, hat aber keine klare Strategie oder keine Zeit dafür. Oft wird Social Media deshalb als Zeitverschwendung abgetan.
«Das kenne ich sehr gut», sagt Hansruedi Heldstab. «Früher habe ich mich nach Feierabend oft mit Social Media beschäftigt. Dabei besteht die Gefahr, dass man nicht richtig abschalten kann.»
Social Media als Mittel der Marketingstrategie
Heute sieht Heldstab Social Media als festen Bestandteil seines Unternehmens. Natürlich könnte der Eindruck entstehen, dass in seiner Firma nichts anderes gemacht wird, als Videos zu drehen, doch das Gegenteil ist der Fall. Der gezielte Einsatz von Social Media unterstützt den Maschinenhandel. Neue Geräte werden in Aktion präsentiert, potenzielle Kunden so direkt angesprochen und Verkaufsprozesse beschleunigt. «Mit einem einzigen Video können wir eine grosse Reichweite erzielen und unseren sonstigen Werbeaufwand reduzieren», erklärt Heldstab. Deshalb ist er froh, eine eigene Social-Media-Stelle geschaffen zu haben.
Nach einem durchdachten Redaktionsplan produziert Social-Media-Managerin Marion Guler die Inhalte, um eine kontinuierliche Präsenz und professionelle Qualität zu gewährleisten. Zudem gestaltet und realisiert sie auch weitere PR- und Marketingmassnahmen. «Darüber bin ich froh. Das sind heute sehr wichtige Arbeiten, die man ansonsten vor sich hinschiebt, weil man sonst schon genug zu tun hat, und die am Wochenende für den Chef übrig bleiben», sagt Heldstab.
Dank Schulungsvideos ist Wissen jederzeit abrufbar
Doch Social Media ist nicht das einzige digitale Werkzeug, das in der Heldstab AG zum Einsatz kommt. Intern nutzt das Unternehmen eine Mitarbeiter-App, die unter anderem Schulungsvideos enthält. Diese sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern helfen den Mitarbeitenden, sich schnell und eigenständig Wissen anzueignen.
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«Wenn jemand unsicher ist, kann er einfach in der App nachschauen. Egal, ob es um die Bedienung einer neuen Schweissanlage oder eine Softwarefrage im Büro geht», erklärt Heldstab. «So finden unsere Leute sofort eine Lösung, auch wenn gerade niemand da ist, den sie fragen könnten.»
Effizienzsteigerung durch digitale Lösungen
Dank dieser digitalen Wissensplattform spart das Unternehmen viel Zeit. «Statt dass ich oder ein erfahrener Mitarbeiter jedes Mal dieselbe Erklärung wiederholen muss, sind die Infos einheitlich und jederzeit abrufbar», sagt Heldstab. Dabei gehe es nicht darum, persönliche Gespräche zu ersetzen, im Gegenteil: «Die Videos sorgen dafür, dass alle auf demselben Wissensstand sind, und erleichtern so die Zusammenarbeit.»
Die Idee zur App entstand, als innerhalb kurzer Zeit drei neue Mitarbeiter eingestellt wurden. Statt jede Einweisung mehrfach durchzuführen, begann Heldstab, Schulungsvideos zu erstellen. Diese decken inzwischen weit mehr ab als nur die Arbeitsabläufe am Computer und zeigen die Nutzung neuer Werkzeuge bis hin zur richtigen Bedienung der Kaffeemaschine.
Ein digitales Werkzeug, das mitwächst
Die Mitarbeiter-App entwickelt sich ständig weiter. Auch Lehrlinge sind aktiv an der Erstellung neuer Inhalte beteiligt. «Wenn wir eine neue Maschine in Betrieb nehmen, ist es manchmal ihre Aufgabe, diese in einem Erklärvideo vorzustellen», erzählt Heldstab. So wird ihr Wissen dokumentiert und vermittelt.
Die Heldstab AG zeigt, wie moderne Technik gezielt genutzt werden kann, um betriebliche Abläufe zu optimieren.
Betriebsspiegel der Heldstab AG
Hansruedi Heldstab, Davos GR
Motorgeräte und Landtechnik
Motorgeräte: Honda, Stihl, Husqvarna
Maschinen/Traktoren: Rigitrac, John Deere, Antonio Carraro, Iseki, Avant, Rapid
Power Sports Center: Can-Am
Arbeitskräfte: 17 Mitarbeiter mit Lehrlingen
Soziale Netzwerke für das Marketing nutzen
Facebook, Instagram, Tiktok, Linkedin und andere Plattformen bieten Unternehmen die Möglichkeit, sich und ihre Marke einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren. Hansruedi Heldstab nutzt diese Kanäle nicht nur für das Marketing, sondern auch zur Mitarbeitergewinnung.
Durch regelmässige Einblicke in den Werkstattalltag vermittelt er authentische Eindrücke aus dem Betrieb und macht sich als Arbeitgeber bekannt. Seine Follower erhalten ortsunabhängig einen Eindruck von der angenehmen Atmosphäre im Unternehmen.
Social Media für Direktvermarkter und Hofläden
Auch in der Landwirtschaft sind soziale Netzwerke wertvolle Werkzeuge. Für Direktvermarkter und Hofläden sind sie mittlerweile unverzichtbar, um mit Kunden in Kontakt zu treten, Neuigkeiten zu teilen und Verkaufstermine bekannt zu geben. Der Erfolg solcher Massnahmen hängt massgeblich von der Reichweite ab. Je mehr Follower den Beiträgen folgen, desto grösser die Sichtbarkeit. Um eine treue Community aufzubauen, sind regelmässige und ansprechende Beiträge wichtig. Ziel sollte es sein, Inhalte so zu gestalten, dass die Nutzer gespannt auf den nächsten Post warten und dem Unternehmen langfristig folgen.
Alltagsgeschichten als Content-Idee
Die Frage ist oft, welche Themen sich für Beiträge eignen. Oft liegen die besten Geschichten direkt vor uns – wir nehmen sie nur nicht als solche wahr. Ein Besuch im Stall, ein Arbeitstag im Büro oder kleine Anekdoten aus dem Alltag können für Konsumenten spannend sein. Authentische Einblicke schaffen Nähe und Vertrauen.