Seit dem Sommer 2024 kursiert im Internet ein Beitrag der Landwirtschaftssendung «Unser Land», in welchem über eine ungewöhnliche Düngungsmethode beim Weizen berichtet wird. Ein deutscher Landwirt erzählt, wie er die Stickstoffdüngung in Kombination mit Zucker durchführt. 

5 kg Haushaltszucker und 5 kg Stickstoffdünger pro Hektare, gelöst in 150 Liter Wasser: Landwirt Michael Muhr aus dem Landkreis Eichstätt (Deutschland) erzielt mit dieser Mischung pro Hektare 3,5 dt mehr Ertrag und höhere Proteingehalte. Dem Weizen würde durch den Zucker eine Signalwirkung vorgegaukelt werden, wobei dieser besser mit Trockenstress umgehen könne. In der umliegenden Anbauregion würden auf rund 1000 ha die Zuckerspritzung eingesetzt werden.

Der Dünger wird via Flüssigdüngung in den Weizen gespritzt. Sieben bis 14 Tage nach der Blüte muss der Weizen behandelt worden sein, sonst bringe die Spritzung laut Michael Muhr nicht den gewünschten Erfolg.

Der Einfluss des Zuckers auf den Ertrag

«Die Frage nach der Zuckerspritzung kommt bei uns in der Beratungspraxis in den letzten Jahren immer mal wieder hoch und wird neu thematisiert», sagt Michael Dreyer von der Agrarberatung Dreyer in Sachsen-Anhalt (Deutschland).

Wird rein über den zusätzlichen Kohlenstoff gerechnet, welcher der Zucker dem Weizen liefert, sei laut Michael Dreyer kein grosser Zusatznutzen hinsichtlich höherer Erträge und Proteingehalte zu erwarten. «Fakt ist aber, dass der Weizen den Zucker über die Blattdüngung aufnehmen kann und dieser auch verwertet werden kann», sagt Michael Dreyer. Es sei aber fraglich, ob diese 5 kg Zucker effektiv für diesen Mehrertrag verantwortlich sind.

Auch die Wirkung gegen Trockenstress müsste näher untersucht werden. «Möglicherweise induziert der Zucker eine Art ‹Phytohormoneffekt› und hat bereits in kleinen Mengen einen Einfluss auf den Weizen, wobei die Fotosynthese oder andere Stoffwechselvorgänge beeinflusst werden. Das kann nicht ausgeschlossen werden», sagt der Berater.

Ein weiterer Punkt, der beachtet werden muss, ist sicher die Förderung von Blattläusen und Blattkrankheiten wie Braunrost. «Wenn frischer Zucker kommt, wird sich der eine oder andere Pathogen sicher freuen», schätzt Dreyer ein.

Die Zuckerspritzung beim Weizen im Praxisversuch

Die N. U. Agrar hat im Rahmen von Versuchen zur Ährendüngung und Qualitätssicherung im Weizen vor einigen Jahren den Einfluss der Zuckerspritzung getestet. Folgende Ergebnisse sind dabei herausgekommen:

Schränken Trockenheit oder geringe Strahlung die Assimilationsleistung ein, wird die Eiweissbildung durch zu wenig Kohlenstoffverbindungen begrenzt. Spritzte man unter diesen Bedingungen 5 bis 10 % Zucker (1 kg Zucker je kg N) in die Ähre, stieg der Proteingehalt durch die N-Ährendüngung um 0,5 bis 1 %.

  • Die Zuckerspritzung erhöht die Anfälligkeit für (Braun-)Rost. Dieses Risiko ist gering, wenn eine Ährenbehandlung gegen Rost vorausging.
  • Die Zuckerzumischung vermindert generell die Stressempfindlichkeit, auch das Ätzrisiko.
  • Michael Dreyer möchte noch im Jahr 2025 kurzfristige Versuche zu dem Thema durchführen.

Hier geht es zum Video «Ungewöhnliche Methode, mehr Ertrag: Was bringt es, Weizen mit Zucker zu spritzen?»

Quellen: N. U. Agrar Info 12/2017