«Sie ist unsere Perle», das steht jeweils in den Bewertungen der Familie, die Doris Bächtold jeden Donnerstag unterstützt. Doris Bächtold (55) erzählt das mit einem Lachen, aber ohne falsche Bescheidenheit. Seit sie bei 2015 bei Agrihome begonnen hat, kocht sie für diese Familie einmal pro Woche das Mittagessen, isst mit den vier Kindern, schickt sie wieder in die Schule und kümmert sich dann um alles, was im Haushalt gerade nötig ist.
Dabei lässt ihr die Familie freie Hand und vertraut darauf, dass die Bäuerin sieht, was ansteht. Doris Bächtold entscheidet, ob sie Fenster putzt, bügelt oder Wäsche zusammenlegt. Sie macht den Kindern Zvieri und bereitet das Nachtessen vor. Danach hat sie Feierabend – was bedeutet, dass sie nach Hause auf den Betrieb im luzernischen Menzberg fährt und dort das Abendessen zubereitet.
Den Betrieb führt seit 2016 ihr Sohn. Bächtolds Mann ist mittlerweile pensioniert, hilft aber weiterhin auf dem Hof mit. Und wenn seine Frau für Agrihome arbeitet, erledigt er viel von dem, was früher in ihr Aufgabengebiet fiel: «Er arbeitet gern im Garten, kocht und betreut mit mir jeden Mittwoch zwei unserer Grosskinder.»
Doris Bächtold hat früh geheiratet und lange Jahre auf dem 17-ha-Betrieb im Berggebiet mitgearbeitet: Sie hat die fünf Kinder grossgezogen und überall mitgeholfen. Als die jüngste Tochter ihre Ausbildung abgeschlossen hatte, hat Doris Bächtold entschieden, dass sie eine neue Abwechslung braucht.
Ein Inserat in der «BauernZeitung» brachte sie zu Agrihome. Seit 2015 arbeitet Bächtold, die leidenschaftlich gern haushaltet, nun in einem 50-Prozent-Pensum.
Agrihome führt für die Mitarbeiterinnen eine Warteliste
«Wir suchen Frauen wie Doris Bächtold», sagt Andrea Fuchs, die Geschäftsführerin von Agrihome. «Bodenständige Frauen, am liebsten mit einer hauswirtschaftlichen Ausbildung oder einer abgeschlossenen Bäuerinnenschule, die bei Agrihome mit Herzblut dabei sind.»
[IMG 2] Andrea Fuchs leitet Agrihome seit 2014. Die Nachfrage nach den guten Diensten ihrer Mitarbeiterinnen sei riesig: «Arbeit wäre da, aber es ist schwierig, gute Leute zu finden», sagt Fuchs. Für einige Mitarbeiterinnen gebe es mittlerweile eine Warteliste. Werbung fürs Angebot macht sie deshalb aktuell keine mehr.
Quereinsteigerinnen sind willkommen, wenn sie motiviert sind, Fachkompetenz in der Hauswirtschaft und einen einwandfreien Leumund mitbringen und Mundart sprechen. Reinigung steht bei den Einsätzen klar an erster Stelle: «Das lässt sich am einfachsten abgeben», begründet Fuchs.
Die Kundinnen und Kunden kommen aus der ganzen Gesellschaft: Von den Familien mit Kindern bis zu älteren, teils kranken Menschen. Bei der Einteilung der Einsätze braucht es Fingerspitzengefühl: «Wir kennen unsere Mitarbeiterinnen und sie sagen uns auch, was sie sich zutrauen. Zu einer psychisch kranken Person etwa können wir nicht jede Mitarbeiterin schicken.»
Im Lauf der Einsätze entwickeln sich teilweise enge Bindungen, erzählt Andrea Fuchs: So habe eine Mitarbeiterin einen Kunden bis ans Sterbebett begleitet. Diese Nähe sei auch eine Herausforderung, die Mitarbeiterinnen müssen sich abgrenzen können.
Viel Wertschätzung für die Agrihome-Mitarbeiterinnen
Die Rückmeldungen sind – wie bei Doris Bächtold – in den meisten Fällen sehr positiv. Dabei hilft sicher, dass die Kundinnen ein Neukundengespräch führen müssen und nach der Angewöhnungszeit melden, ob sie zufrieden sind.
Stimmt es zwischen der Mitarbeiterin und der Kundin nicht, versucht Fuchs zu vermitteln. Klappt das nicht, kommt es zu einem Wechsel: «Auch für unsere Mitarbeiterinnen sollen die Einsätze kein ‹Müssen› sein», betont sie.
Ein Spannungsfeld sei die Wegpauschale, berichtet Andrea Fuchs: «Unsere Mitarbeiterinnen möchten mehr Geld, die Kundinnen lieber gar nichts bezahlen.»
Fuchs erachtet 10 Franken als guten Kompromiss, möchte aber die Attraktivität als Arbeitgeberin steigern. Dazu gehören «Goodies» wie ein Gratis-Abo der «BauernZeitung». Sie kann sich auch Anpassungen im Personalreglement vorstellen, wie beispielsweise eine «Treue-Prämie».
Was jetzt schon dazu gehört und selbstverständlich ist: Die Mitarbeiterinnen sind versichert, die Sozialleistungen werden über den LBV abgerechnet und Schwarzarbeit wird nicht toleriert. Vernimmt Fuchs, dass jemand eine Mitarbeiterin schwarz anstellen will, schreitet sie ein. «Bis jetzt habe ich aber zum Glück nur von einem Fall vernommen», sagt sie.
Wertschätzung bringt sie ihren Mitarbeiterinnen mit einem Weiterbildungstag und einem gemütlichen Tag entgegen. Und dadurch, dass die Mitarbeiterinnen von den Bewertungen erfahren – wie Doris Bächtold, die als «Perle» mit grosser Freude ihre Einsätze leistet.
Das ist Agrihome
Claudia Bucher hat Agrihome am 1. Juli 2007 gegründet. Die Idee, dass Bäuerinnen Privathaushalte mit Entlastungsbedarf unterstützen, überzeugte die Jury des Agropreises, die Agrihome 2008 auszeichnete.
Gestartet ist Agrihome mit neun Mitarbeiterinnen. 2021 leisteten 64 Mitarbeiterinnen rund 35'000 Arbeitsstunden. Seit Juli 2015 gehört Agrihome als Dienstleistung «Haushaltservice» zum Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband.
Für die Mitarbeiterinnen bedeutet das, dass sämtliche Abrechnungen über den LBV laufen. Sie erfassen ihre Einsätze über eine App, die Agrihome-Geschäftsstelle übermittelt die Daten ins Buchhaltungssystem.
Agrihome konzentriert sich auf den Kanton Luzern und die benachbarten Regionen. Ähnliche Angebote, die sich an Bauernfamilien, aber auch an Privathaushalte wenden, gibt es in der ganzen Schweiz.
Der SBLV hat eine Zusammenstellung der Angebote.