Kurz & bündig

  • Die Andrey und Schafer Lohnunternehmung AG setzt Traktoren mit Reifendruck-Regelanlagen ein.
  • Auf der Strasse wird der Reifeninnendruck auf 1,5 bar eingestellt. Im Acker wird mit 0,6 bar gefahren.
  • Dabei vergrössert sich die Bodenaufstandsfläche. Das schont den Boden und verbessert die Zugkraftübertragung.

Vario Grip ist eine integrierte Reifendruck-Regelanlage, welche Fendt bei seinen 800er- und 900er-Varios als Option ab Werk anbietet. Die Luft gelangt über Drehdurchführungen, die in den Naben integriert sind, zu den Reifen. Die Bedienung zur Druckanpassung in den Reifen erfolgt ebenfalls integriert am Terminal.

Lohnunternehmer Fernand Andrey zweifelte nie am Nutzen dieser Technik. Deshalb sind seit zwei Jahren alle Grosstraktoren seines Unternehmens damit ausgerüstet. Nachrüstlösungen mit einer Leitungsführung über die Kotflügel sagten Andrey weniger zu, zumal diese Einrichtungen auch erst seit dem Sommer 2020 von den Strassenverkehrsämtern abgenommen werden.

Den Boden schonen und deshalb Fahrspuren vermeiden

«Für uns steht die Bodenschonung an erster Stelle und schon lange suchten wir nach praktikablen Lösungen. Auch Doppelräder waren eine Option, welche wir auch nutzten. Das hilft sehr gut, um Fahrspuren zu vermeiden. Der Aufwand für das Montieren und Demontieren war jedoch riesig. Die Reifendrücke waren fix und konnten nicht mobil verstellt werden.»

Kommt hinzu, dass ein doppelter Reifensatz in der Liga der Grosstraktoren teurer ist als die Druckregel-Anlage. Für die Option Vario Grip erinnert sich Fernand Andrey an einen Aufpreis von rund 12 000 Franken.

Bei einem stets optimalen Reifendruck verspricht ein Reifendruck-Regelsystem auf dem Acker bis zu 15 Prozent mehr PS und damit auch Einsparungen beim Treibstoff- und beim Arbeitsaufwand.

Fernand Andrey machte diesbezüglich keine Auswertung oder Vergleiche von Verbrauchswerten mit den Vorgänger-Traktoren. «Für mich zählt der Bodenschutz», bekräftigt er nochmals.

«Und dazu hilft es, auf dem Acker den Luftdruck abzusenken. Die Bodenfruchtbarkeit muss erhalten bleiben. Wenn dies durch eine zusätzliche Ausrüstung am Traktor unterstützt werden kann, lohnt es sich sowieso, da geht es nicht nur um Investitionskosten und Einsparpotenzial aufgrund von Zahlen.»

Fernand Andrey ist über das Einsparpotenzial dank besserem Grip nicht erstaunt. «Ich gehe davon aus, dass allein die Einsparungen an Diesel und die höhere Flächenleistung die Zusatzkosten kompensieren.»

«Wir haben sofort gemerkt, dass mit abgesenktem Reifendruck der gleiche Traktor viel mehr Zugkraft aufbringt. Den geringeren Schlupf sieht man von blossem Auge. Zudem konnte auch der Ballast reduziert oder ganz darauf verzichtet werden.»

Rauf und runter mit dem Reifendruck

Die Andrey und Schafer Lohnunternehmung AG setzt vor allem gezogene Bodenbearbeitungsgeräte ein. Grubber, Kreiseleggen und Säkombinationen haben Arbeitsbreiten von sechs Metern auf einem eigenen Fahrwerk. Am Vorgewende muss der Traktor also nicht die gesamte Last des Anbaugeräts tragen. Die Reifen werden weniger belastet und kommen mit einem geringeren Druck aus.

Die Fahrer stellen auf dem Feld normalerweise einen Reifendruck von 0,6 bar ein. Auf der Strasse beträgt der Druck 1,5 bar. Ein hoher Druck auf der Strasse erhöht die Sicherheit. Da der Reifen hart ist und nicht auf einem weichen Luftpolster «schwimmt», ist die Spurführung exakter. Zudem rollt der Reifen leichter und ist leichter lenkbar.

Auf dem Acker wendet sich das Blatt. Das weiche Luftpolster vergrössert die Reifenaufstandsfläche. Hier werden die beiden grössten Nutzen generiert, da sich mehr Stollen mit dem Boden verzahnen und für weniger Schlupf und dafür mehr Vorschub sorgen und einer grösseren Reifenkontaktfläche zum Boden. So wird das Gewicht besser verteilt und die Druckspitzen im Boden gehen weniger tief.

Für den Fahrer ergibt sich ebenfalls einen direkten Nutzen. Denn ein «schwammiges» Fahrgefühl ist hier von Vorteil und der Reifen kann Unebenheiten und Erschütterungen schlucken und den Fahrer davor schützen.

Anbautechnik unterstützt die Bodentragfähigkeit

«Mit der Reifendruck-Anpassung wollen wir Fahrspuren vermeiden. Dabei kommt uns zugute, dass wir seit 20 Jahren die allermeisten Flächen unserer Kunden mit dem Mulchsaat-Verfahren bestellen. Das hilft uns bei unseren Bemühungen ebenfalls, da der Boden nicht mehr tief bearbeitet wird und stabiler ist, um die Radlasten zu tragen.»

Das Lohnunternehmen setzt auch ein Holmer-Trägerfahrzeug mit Gülletank und Schleppschuhgestänge ein. Im Hundegang ist ein spurversetztes Fahren möglich. Dadurch wird die Radlast auf eine grössere Fläche verteilt und die Reifen verfügen ebenfalls über eine Druckregelanlage.

Zunächst seien die Kunden teilweise skeptisch gewesen gegenüber dem grossen Gefährt. Unterdessen habe sich jedoch auch bei diesem Fahrzeug die Druckabsenkung bewährt und die Kunden würden heute die spurfreie Arbeitsweise schätzen, erklärt Fernand Andrey.

 

Fendt Vario Grip

Mit der integrierten Reifendruck-Regelanlage Fendt VarioGrip lässt sich der Reifeninnendruck mittels Klick im Vario-Terminal einstellen. Eine Anpassung des Reifendrucks von 0,6 bis 2,5 bar ist auch während der Fahrt möglich. Ein wassergekühlter Doppelkompressor sorgt für die Luftversorgung.

Fendt Grip Assistant unterstützt den Fahrer bei gegebener Ballastierung hinsichtlich dem richtigen Reifenluftdruck sowie der optimalen Arbeitsgeschwindigkeit. Alternativ berechnet der Fendt Grip Assistant je nach Anbaugerät die optimale Ballastierung.

Vario Grip wird für die Baureihen Fendt Vario 800 und 900 verwendet.

 

 

 

Luftleitungen über die Kotflügel

Reifendruck-Regelanlagen können an Fahrzeugen nachgerüstet werden. Dabei werden Luftleitungen meistens über die Kotflügel und ausserhalb der Räder mit einer Drehdurchführung auf das Rad übertragen.

Für landwirtschaftliche Fahrzeuge besteht nun eine Lösung, wie solche Einrichtungen montiert sein müssen.

Die Vorgaben sind in einem Merkblatt des Bundesamtes für Strassen ASTRA geregelt. Dabei geht es vor allem um die Abstände von Leitungen zum Fahrzeug, respektive zur Aussenflanke des Reifens von max. 80 mm. Damit soll die Gefahr reduziert werden, dass dort andere Verkehrsteilnehmer wie zum Beispiel Fahrradfahrer einhängen.

Die Teile der Reifendruck-Regelanlage, die ausserhalb des Fahrzeugs montiert sind, werden zur Gesamtbreite des Fahrzeugs gemessen. Für einen Traktor mit grünem oder weissem Kontrollschild (gewerblich) gelten hier 2,55 Meter.

Im Weiteren dürfen die aussenliegenden Leitungen nur während der Veränderung des Reifendrucks unter Druck stehen.

Eine nachgerüstete Reifendruck-Regelanlage muss mit einer Selbstdeklaration für eine fachgerechte Montage dokumentiert sein. Diese Bestätigung dient der Meldung der Änderung an die Zulassungsbehörde und ist als Kopie auf dem Fahrzeug mitzuführen.