Nebst der Leistung in PS oder kW gibt es beim Traktoren-Kauf weitere Eigenschaften, welche zu berücksichtigen und am Ende aussagekräftiger sind. «Da diese Eigenschaften jedoch korrelieren mit der Leistung, wird oft «nur» von der Leistung gesprochen», sagt Stefan Gfeller. Er ist Spezialist für Digitalisierung und neue Technologien an der HAFL in Zollikofen BE.
Sein Tätigkeitsfeld zeigt, dass eigentlich auch Smart Farming zu den weiteren Eigenschaften der Leistungsfähigkeit eines Traktors gehört. So steigert beispielsweise ein exaktes Lenksystem die Leistungsfähigkeit eines Traktors ebenfalls, da es zu weniger Überlappungen kommt und am Vorgewende zügiger gewendet werden kann.
Traktor auf die vorhandenen Maschinen abstimmen
Wer einen neuen Traktor kauft, muss darauf achten, dass dieser zu den vorhandenen Maschinen und Geräten passt. Wichtige Eigenschaften sind:
- Nutzlast/zulässige Achslasten
- durchgehende Hubkraft
- Drehmomentverlauf und -anstieg und max. Drehmoment
- Verbrauchsverlauf
- Gewicht des Traktors
- Hydraulikausstattung
- Getriebeart/Gangabstufung
- Grösse/Wendekreis
«Werden die Anforderungen an diese Eigenschaften definiert, vor allem Gewicht und Nutzlast, landet man entsprechend in einer Leistungskategorie. Wobei innerhalb einer Gewichtsklasse die Leistung natürlich bis zu 20 kW variieren kann.» Andersherum können beispielsweise Traktoren in derselben Leistungsklasse ein zulässiges Gesamtgewicht von acht bis zwölf Tonnen aufweisen.
Hohe Motorbelastung ist das Ziel, das selten erreicht wird
Ein Traktor-Motor kann nie dauernd zu 100 Prozent belastet werden. Beim Strassentransport ist das nur beim An- oder Bergauf-Fahren möglich. Bei konstanter Geschwindigkeit kann der Motor nicht voll belastet werden, wie auch auf dem Feld, beispielsweise bei Pflegearbeiten, nicht.
«Eine hohe Motorbelastung muss das Ziel sein, was jedoch stark von den Arbeiten abhängt. Mit der richtigen Kombination von Arbeitsbreite, -tiefe, -geschwindigkeit und Traktor-Grösse kann die Motorenbelastung optimiert werden.» Anhand von Motordiagrammen unter Volllast kann der spezifische Treibstoffverbrauch von Traktoren verglichen werden. «Entscheidend ist dann beim Praxiseinsatz, dass der Traktor auch im entsprechenden Drehzahlbereich und Belastung eingesetzt wird. Wichtig ist es, dass der Fahrer oder die Fahrerin den Drehmoment- und Verbrauchsverlauf des Motors kennt und entsprechend bei den Arbeiten verwendet.»
Ein Traktoren-PS ist nicht immer gleich stark
Wer einen Traktor ersetzt, kann sich bei der PS-Wahl auch am bisherigen Traktor orientieren. Neue Traktoren haben aber oft mehr Ausstattung und ein höheres Leergewicht. Hier muss man genau vergleichen, damit die Verhältnisse gewahrt bleiben.
Für den Vergleich von verschiedenen Traktoren muss darauf geachtet werden, dass die gemessenen Werte vergleichbar sind. So lässt sich beispielsweise die Leistungsangabe von Hersteller A nicht direkt mit Hersteller B vergleichen, falls diese unterschiedliche Messmethoden verwendet haben. Stefan Gfeller empfiehlt Testberichte von Agroscope oder der DLG, wo einheitliche Messmethoden an der Zapfwelle und der Zugleistung angewendet werden.
Vorsorglich zusätzliche PS kaufen?
Grundsätzlich müsse der Traktor zu den auf dem Betrieb geplanten Arbeiten für diesen Traktor passen, stellt Stefan Gfeller klar. Mehrkosten für eventuelle, zukünftig zu erledigende Arbeiten, lohnen sich nicht. Wenn jedoch bereits klar ist, dass in naher Zukunft entsprechende Arbeiten auf dem Betrieb ausgeführt werden möchten, ist es sinnvoll, den Traktor entsprechend dem künftigen Bedarf anzuschaffen.
Eine andere Frage ist, wie hoch der Anteil der Arbeiten ist, für den ein Landwirt die maximale Leistung/Zuladung usw. des grossen Traktors bräuchte. Sind das nur wenige Stunden im Jahr, dann lohnt sich der zusätzliche Kaufpreis für die Mehrleistung sicher nicht. Da sind alternative Möglich-keiten wie die Miete eines grösseren Traktors von Berufskollegen oder die Auslagerung der leistungsintensiven Arbeiten an Dritte wirtschaftlicher.