Der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft wurde 2019 im Wald nach dem Jahr 2003 die zweithöchste je verzeichnete Zwangsnutzung von Käferholz gemeldet. Die trockene Witterung der letzten beiden Sommer 2018 und 2019 sowie der milde Winter 2019/2020 könnten dieses Jahr zu einem verstärkten Auftreten von Borkenkäfern auch an Obstbäumen führen.
Verschiedene Borkenkäferarten – bei Fichten ist es der Buchdrucker, beim Obst ist es meist der Ungleiche Holzbohrer – profitierten von den günstigen Witterungsbedingungen. Borkenkäfer befallen bevorzugt bereits geschädigte oder geschwächte Bäume. Gefährdet sind Bäume im zweiten Standjahr oder von Frost, Trockenheit oder Pseudomonas (Bakterienbrand) geschwächte. An gesunden Bäumen können sie sich schlecht halten, weil sie durch den Saft ertränkt werden, sobald sie die Saftleitbahnen anbohren.
Meist im April, wenn die Temperaturen 18 bis 20 Grad erreichen, fliegen die Weibchen aus, bohren sich in Stämmen und Astpartien ein und erstellen dort ihren Brutgang. Der sichtbare Austritt von Sägemehl ist ein klares Anzeichen für einen Befall. Noch während des Bohrens der Brutgänge beginnt das Weibchen mit der Eiablage. Die ausschlüpfenden Larven ernähren sich von einem Pilz, der von den Tieren in den Gängen gezüchtet wird.
Sind die Käfer einmal ins Holz eingedrungen, ist eine Bekämpfung nicht mehr möglich. Eine bedeutende Reduktion der Tiere kann mit Alkoholfallen erreicht werden. Diese können selber gebaut oder fertig gekauft werden (zum Beispiel Rebell Rosso).
Pro Hektare sind mindestens acht Fallen aufzuhängen. Die Fallen werden am besten angrenzend, dem Zaun entlang oder ausserhalb der Obstanlage montiert, um die Käfer nicht unnötigerweise in die Anlage zu locken. Stark geschwächte Bäume sind aber leider oft attraktiver als die Fallen.
Verpasst man die ersten warmen Flugtage, riskiert man, dass bereits ein Teil der Käfer an unseren Bäumen an der Arbeit ist.