Früher hat man gepflügt, geeggt und dann gesät. So entstand ein Saatbett, indem das Saatkorn gut keimen konnte. Dank neuer Maschinenentwicklungen, Herbizidmöglichkeiten und Traktoren, die mehr PS auf den Boden bringen, haben sich heute auch reduzierte Bodenbearbeitungs- und Saatverfahren längst etabliert.

Mit dem Mulchsaatverfahren und mit der Direktsaat kann mit insgesamt weniger Energieeinsatz ebenfalls ein keimfähiges Umfeld für das Saatkorn geschaffen werden. Da der Boden nicht mehr gewendet, tief gelockert und wieder rückverfestigt wird, brauchen diese Verfahren weniger Diesel. Allerdings sind dafür meistens höhere Fahrgeschwindigkeiten notwendig, damit ein Grubberschar oder die Scheibe einer Kurzscheibenegge genügend Feinerde am Saathorizont aufbereiten. Das ist beim Pflugverfahren auch gemächlicher möglich.

Schnell fahren ist besser für die Bodenstruktur

AboMarcel Villiger will mit möglichst wenig Arbeitsintensität gute Erträge.«Fokus Boden»Mit weniger Intensität bei der Bodenbearbeitung zum gleichen ErtragFreitag, 28. April 2023 Bei der Pflugsaat spielt für alle Arbeitsschritte die Geschwindigkeit keine grosse Rolle. Eine Kulturegge arbeitet zwar auch besser mit mehr Tempo, oftmals kommt jedoch eine Kreiselegge oder Bodenfräse für die Saatbettherstellung zum Einsatz. Hier kann auch langsam gefahren werden, wenn der Traktor nicht allzu kräftig ist.

Eine langsame Fahrgeschwindigkeit macht das Saatbett umso feiner und es kann mit simpler Sätechnik gesät werden. Ohne Mulchrückstände auf der Oberfläche ist das Säen selbst mit einem Schleppschar störungsfrei, da nichts daran hängen bleibt.

Das Verfahren, so angewendet, ist zum Säen ein Traum, für den Boden jedoch eine Katastrophe. Je langsamer die rotierenden Geräte für die Saatbettherstellung über das Feld gefahren werden, desto intensiver wird am Bearbeitungshorizont die Bodenschicht poliert. Beim Betonieren macht man das auch, wenn man die Bodenoberfläche mit der Taloche glätet. So härtet der Beton fest aus und bildet keine Risse.

Auf der Baustelle ist das super, im Ackerboden jedoch nicht. Das Wasser kann nur mühsam infiltrieren und Erosion ist eine Folge davon. Die Pflugsaat, welche dank des Pflugs überhaupt ermöglichte, Kulturen gezielt anzubauen, entwickelte sich wegen der hohen Intensität an der Bodenstruktur in eine falsche Richtung und erosionsschonendere Verfahren waren notwendig.

Bei der Bodenbearbeitung geht es darum, ein Saatbett anzulegen

Flügelschargrubber oder Kurzscheibeneggen schaffen das Saatbett mit weniger Intensität. Allerdings ist dabei im Saatbereich und an der Oberfläche mit Rückständen zu rechnen. Da kann eine Schleppschar-Sämaschine nicht mehr mithalten und schleift alles mit.

Neue Bauformen von Scharen mit Scheiben und Vorbereitungsgeräten mit Räumern ermöglichen dennoch, ein Saatkorn genau so präzis im Ackerboden zu platzieren wie mit der Pflugsaat.

Das ist auch bei der Direktsaat so. Dort erfolgt gar keine Bodenvorbereitung und nur die Werkzeuge für die Kornablage agieren im Boden. Es ist heute kein Problem mehr, ein Saatkorn mit geringer Intensität in ein gutes Keimumfeld zu legen.

Allerdings ist die Sache mit dem «sauberen Tisch» beim Pflug nicht vom Tisch zu weisen. Die Unkrautbekämpfung ist ohne ihn chemischer, funktioniert jedoch tadellos und ist ein guter Kompromiss, wenn man die bessere Bodentragfähigkeit, den geringeren Energieaufwand und die verminderte Erosionsgefahr berücksichtigt.

Trotzdem stellt sich die Frage, ob man der Pflugsaat nicht wieder mehr zutrauen sollte. Exakt gepflügt – es müssen ja nicht 25 Zentimeter sein –und mit zügigem Eggenstrich oder Saatkombination, wird das Verfahren nie zum alten Eisen gehören.

Pflugsaat
Wendende Systeme haben die höchste Bodenbearbeitungsintensität. Hier ist die Störung des Oberbodens sehr hoch. Die Grundbodenbearbeitung wird mit wendenden Werkzeugen durchgeführt. Es folgt die Saatbettbereitung und die Saat. Die Arbeitsgänge sind auch mit einer Saatkombination möglich.

Mulchsaat
Nichtwendenden Systeme haben durch ihre lockernde und mischende Arbeitsweise weniger Arbeitsintensität. Man unterscheidet krumentiefe Lockerung auf bis zu 25 cm sowie Systeme ohne Lockerung, bei denen auf die eigentliche Grundbodenbearbeitung verzichtet wird und deren Arbeitstiefe auf 10 bis 15 cm begrenzt ist. Das weitere Vorgehen ist wie beim Pflug.

Direktsaat
Die Direktsaat hat die geringste Bearbeitungsintensität. Die Saatgutablage erfolgt ohne vorherige Bodenbearbeitung. Die Saat hat eine Bodenbewegung von maximal 25 Prozent. Die Bearbeitungstiefe entspricht der Tiefe der Saatgutablage. Für die Saat ist eine direktsaatfähige Maschine notwendig.