Kurz & bündig
- Andreas Perler produziert seit 12 Jahren biologisch.
- Perler reizt die höheren Ansprüche im biologischen Ackerbau.
- Perler produziert ertrags- und qualitätsorientiert Saatgetreide und Saatkartoffeln.
- Die Behandlungsfenster für die Kulturpflege sind je nach Witterung kurz.
- Für Hack- und Striegelarbeiten braucht es moderne Geräte, die exakt eingestellt werden können.
Andreas Perler (53) aus dem freiburgischen Wünnewil ist Ackerbauspezialist. Vor zwölf Jahren entschied er mit seiner Frau, das Bewirtschaftungssystem auf Bio umzustellen. Das war ein Entscheid, hinter dem die ganze Familie stand.
Perler weiss also, was es heisst, die Produktionsform zu ändern. Aus diesem Grund sieht er die aktuellen Trends in der Landwirtschaft kritisch, bei denen man dank Beiträgen eine extensive Produktionsweise ohne grosse finanzielle Risiken ausprobieren kann.
«Egal wie man vorgeht, man muss seine Produktionsform konsequent umsetzen und aktiv zu einer guten Qualität beitragen», ist Perler überzeugt.
Das Schlüsselerlebnis: Gute Kartoffelernte ohne Absatz
Perler hat sich für die biologische Produktionsweise entschieden, weil er so mehr agronomisches Wissen einbringen kann. Sein Schlüsselerlebnis hatte er vor vielen Jahren, als er noch konventionell produzierte.
Die Kartoffelernte war hervorragend, aber er konnte nicht die gesamte Ernte absetzen. «Da wurde mir bewusst, dass ich mich mit dieser Produktionsart auf meinem Betrieb nicht weiter entwickeln kann. Da zugleich Bio-Produkte nachgefragt waren, sah ich in der Bio-Produktion eine Lösung für mein Problem. Innerhalb weniger Jahre haben wir den Betrieb auf Bio umgestellt.»
Was Andreas Perler zwar nicht so direkt sagt, aber dennoch durchblicken lässt: Die konventionelle Produktion, mit mehr oder weniger vorgegebenen Behandlungsmassnahmen im Ackerbau, langweilte den Vollblut-Landwirt immer mehr.
«Das Erlebnis mit der guten Ernte, die ich nicht verkaufen konnte, war nur noch das letzte Puzzle-Teil, das es brauchte, um umzustellen.» Perler verspürte schon mehrere Jahre den Drang, sich mehr um den Boden und die Entwicklung der Kulturen zu kümmern, als dies mit der konventionellen Produktion notwendig ist. Er wollte häufiger auf seinen Feldern Entscheidungen treffen.
«Ich will anhand meiner Beobachtungen Strategien für die nächsten Schritte entwickeln, zum Beispiel bei der Unkrautbekämpfung.» Das ist es, was ihn an seinem Beruf fasziniert.
Perler liebt die agronomischen Herausforderungen
Perlers Berufsstolz besteht darin, hohe Erträge und beste Qualität zu ernten. Er ist ein Landwirt, dem nicht mittels Agrarpolitik gesagt werden muss, wie zu wirtschaften sei und bis wann welche Kultur oder Zwischenkultur auf dem Feld zu stehen hat.
Die agronomischen Herausforderungen stehen bei ihm im Vordergrund. Darin will Perler immer besser werden. Das bedeutet bei ihm, mit naturnaher Produktion und wenig Hilfsstoffen viele Nahrungsmittel zu erzeugen.
Dabei hat er ein scharfes Auge auf die Qualität, produziert er doch für die Saatzucht Düdingen Saatkartoffeln und Saatgetreide: «Da kann man bei der Feldhygiene nichts dem Zufall überlassen. Einfach mal abwarten und schauen, was kommt, das geht nicht. Man muss den Ackerbau aktiv angehen und Verunreinigungen oder Vermischungen mit Unkräutern oder Vorkulturen vermeiden.»
Das ist mit der konventionellen Produktionsform weniger schwierig. Beim Biolandbau hingegen anspruchsvoll. So muss Perler beispielsweise Behandlungszeitpunkte genau treffen, etwa beim Unkrautstriegeln. Zudem ist Durchwuchs der Vorkultur für die Saatgutproduzenten nicht akzeptabel. Die Ansprüche der Saatgutorganisation sind richtigerweise hoch: Niemand will Saatgut mit Unkraut kaufen.
Denn Sinn von agrarpolitischen Details hinterfragen
Andreas Perler schafft es, die Qualitäts-Anforderungen zusammen mit einer biologischen Produktionsweise seit zwölf Jahren unter einen Hut zu bringen. Dabei hinterfragt er Details der Agrarpolitik kritisch, wenn sie ihm in die Quere kommen.
So fragte er beispielsweise beim BLW nach, wie die Vorgabe einer Begrünung zwischen zwei Hauptkulturen praxistauglich umgesetzt werden soll, wenn die Dauer dazwischen mindestens sieben Wochen dauert. Unkrautkuren während mehrerer Wochen nach der Getreideernte sind ihm als Fachmann wichtig. Damit hat er für die Feldhygiene gute Erfahrungen gemacht und eine Gründüngung hätte dann schlecht auch noch Platz. Die Antwort steht noch aus, aber Perler wird auch für diese Herausforderungen eine Lösung finden, ohne die biologische Produktionsweise in Frage stellen zu müssen.
Gründüngungen sind Andreas Perler wichtig und er nutzt deren Potenzial. Zum Beispiel zwischen einer Getreidekultur und Kartoffeln. Dabei achtet er darauf, dass er diese nicht zu früh sät, damit keine Samen gebildet werden.
Als Grundversorgung den Boden gut ernähren
«Seit ich biologisch produziere, achte ich in erster Linie auf einen gut ernährten Boden und weniger auf die direkte Pflanzenernährung. So steht der Kultur eine gute Grundversorgung zur Verfügung.» Das beginnt damit, dass das Getreidestroh gehäckselt wird und auf dem Feld bleibt. Dieses wird anschliessend gegüllt und durch den aktiven Boden rasch abgebaut und umgesetzt.
Die Gülle stammt von einer Biogasanlage in der Nähe, in welcher der Mist seiner 2000 Legehennen vergärt wird. «Mit diesem Vorgehen dünge ich das Feld im Sommer, wobei ich dann eine Wirkung im nächsten Frühling erwarte.»
Die hohe Bodenfruchtbarkeit ist wichtig, um Nährstoffe halten zu können und Wasser und Sauerstoff einzubinden. So können sich Kulturen rasch entwickeln und Unkraut unterdrücken.
Zum sorgsamen Umgang mit dem Boden gehört auch das Maschinengewicht, welches immer wieder eine Gefahr für das Bodenleben und die Bodenstruktur darstellt. Andreas Perler achtet darauf, weiss aber, dass dies mit dem Mähdrescher und anderen Erntemaschinen herausfordernd ist.
Luzerne hilft bei der Distel-Bekämpfung und der Düngung
In der Fruchtfolge, in welcher nur die Kartoffeln einen Fixplatz haben und die restlichen Kulturen ändern, spielt auch Luzerne eine wichtige Rolle. Mit Luzerne hat Andreas Perler eine Bekämpfungsmöglichkeit gegen Disteln gefunden. Disteln ist das einzige Unkraut, mit welchem der Betrieb regelmässig zu kämpfen hat. Durch den mehrjährigen Anbau der Luzerne, welche dann vier bis fünf Mal geschnitten wird, konnten Disteln, welche meist nesterweise aufkommen, um über 90 Prozent reduziert werden.
Die Luzerne wird zum Teil an andere Betriebe verkauft. Aber Andreas Perler hat auch noch eine andere Verwendung für den Tiefwurzler gefunden.
In der Trocknungsanlage lässt er Würfel herstellen, welche er als Stickstoffdünger einsetzt und mit dem Düngerstreuer ausbringt. Diesen gibt er im Herbst zum Getreide und im Frühling vor dem Striegeln noch einmal. Die Würfel haben einen Stickstoffgehalt von rund fünf Prozent und sind auch ein Nahrungsmittel für die Bodenlebewesen.
Andreas Perler machte sich zum Ziel, den Bioackerbau auf höchstem Niveau zu betreiben. Er will nicht ernten, was es gibt, sondern die Sache aktiv angehen und vorzeitig handeln, wenn ein Bedarf ansteht. Das heisst jedoch nicht, dass ihm alles leicht fällt und es auf seinem Betrieb keine Probleme geben würde.
Manchmal muss er auch die Notbremse ziehen. Das heisst in seinem Fall nichts anderes, als eine Kultur mit dem Mulchgerät zu beenden, da die Verunkrautung zu gross ist. Einmal hat er beispielsweise zwei Hektaren Sommerweizen wegen Gluren vor der Ernte gemulcht. Damit konnte er zwar nichts ernten, aber er hat sich vor allem nicht die Zukunft erschwert, wenn die Gluren versamt hätten.
«Wenn es notwendig ist, muss man unzimperlich und rasch vorgehen und nicht lange hadern. Das mache ich beispielsweise auch dann, wenn sich der Mais schlecht entwickelt. Wenn er sich nicht zügig entwickelt, kann das Unkraut überhandnehmen. Dann säe ich den Mais noch einmal.»
«Mit meiner Produktionsweise muss man langfristig denken und in solchen Situationen Entscheide treffen, auch wenn diese im ersten Moment mit zusätzlichen Kosten oder Ertragswegfall verbunden sind.»
Die wichtigste Maschine im Biolandbau ist der Striegel. Andreas Perler setzt diesen jeweils sehr früh ein und macht nach der Saat oft ein Blindstriegeln, wenn Unkräuter oberflächlich noch nicht sichtbar sind, aber bereits einen Keimfaden gebildet haben.
In diesem Stadium ist das Striegeln sehr effizient. Dabei wird der Striegel auf eine Tiefe von zwei Zentimeter eingestellt. Das Feld muss frei von Fahrspuren sein, damit das überhaupt geht.
Zudem muss das Saatkorn auf drei Zentimeter platziert werden. Was hier einfach tönt, muss mit der Maschine präzis umgesetzt werden können. Dazu ist eine moderne Saattechnik notwendig, welche die Tiefenführung exakt hält.
Moderne Landtechnik für exakte Einstellungen
Moderne Landtechnik ist bei der biologischen Bewirtschaftungsweise eine wichtige Voraussetzung, um einen Ackerstriegel wirkungsvoll einzusetzen. Andreas Perler nutzt auch das GPS mit RTK, damit er Spuren immer wieder exakt findet. Das hilft ihm vor allem dann, wenn er im Frühling den Weizen zwischen den Reihen hackt. Die Schare passen dann exakt zwischen die Saatreihen.
Lieber überzeugt und kompetent produzieren als trendig
Derzeit gibt es viele Trends in der Landwirtschaft, wie Ackerbau heute gemacht werden soll. Von der konservierenden über die regenerative Bewirtschaftungsweise bis zum Pflugeinsatz, findet jede Methode ihre Anhänger. Diese Verfahren lassen sich kombinieren, etwa mit dem Verzicht auf Hilfsmitteleinsätze wie beispielsweise Herbizide oder Fungizide.
Ein Landwirt kann wählen, was er machen will und wird über das Direktzahlungssystem entsprechend entschädigt. Wer in diesem Wirrwarr nach dem Verfahren sucht, welches am meisten Direktzahlung abwirft, ohne sich um eine überzeugend Strategie für das Verfahren zu kümmern und sich denkt «ich ernte, was es gibt», ist im Umfeld der heutigen Herausforderungen für die Landwirte ein schlechter Berufskollege.
Andreas Perler findet es zwar gut, wenn man einzelne Flächen oder Kulturen mit weniger Hilfsstoffen anbauen kann und dafür belohnt wird. Dabei sollte man den Ackerbau jedoch nicht «schleifen» lassen und sich nicht an den Beiträgen, sondern an den Erträgen und der Qualität orientieren.
«Für einen Biolandwirt ist es problematisch, wenn man sich Mühe gibt, seine Kulturen sauber zu bewirtschaften, dann aber von aussen ein grosser Unkraut- oder Krankheitsdruck daherkommt», bemerkt Perler.
Intensiver Ackerbau ist durchaus mit biologischer Produktionsweise möglich. Andreas Perler hat diese Herausforderung gesucht, weil er es liebt, Entscheidungen zu treffen und ihm der höherer Aufwand nichts ausmacht. Wer aber nicht sicher ist, ob er seinen Betrieb in der gebotenen Sorgfalt und Qualität bewirtschaften kann, bleibt besser bei seiner Produktionsweise.
Betriebsspiegel der Familie Perler
Andreas und Bea Perler, Wünnewil FR
LN: 31 ha
Kulturen: Produktion für die Saatzucht Genossenschaft Düdingen: Kleesamen, Winterweizen, Wintergerste, UrDinkel, Sommerhafer, Lupinen, Kartoffeln
Weitere Kulturen: Luzerne, Körnermais, ökologische Elemente, Obstbäume
Tierbestand: 2000 Legehennen
Weitere Betriebszweige: Arbeiten für Dritte, Hofladen
Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar, ein Drittjahr Lehrling