Kurz & bündig
-Bei den Traktorkosten zählt nicht nur der Nettopreis, sondern auch die gesamten Lebensdauerkosten u.a. mit Service- und Reparaturkosten.
-In der Industrie/Baugewerbe sind Kaufverträge inkl. aller Lebensdauerkosten der Maschinen/Fahrzeuge üblich.
-Die Wirtschaftlichkeit einer Investition kann mit fix definierten Betriebskosten genauer kalkuliert werden.
Hier geht es nicht darum, wie der Kaufpreis eines Traktors finanziert wird. Es geht darum, dass der Kaufpreis nicht die einzige Grösse ist, welche während der Lebensdauer des Traktors Kosten verursacht, hier in Form von Abschreibungen.
Wurde die Finanzierung geregelt und steht der Traktor auf dem Betrieb, fängt der Kauf erst richtig an zu kosten.
Man muss beispielsweise Diesel kaufen, damit der Motor überhaupt anspringt. Treibstoff ist nur eine von vielen weiteren variablen Kosten, welche dann anfallen, wenn der Traktor läuft. Das ist einem Landwirt bewusst und einer Landwirtin erst recht. Deshalb weiss man auch, dass man auf einen sparsamen Motor achten muss und ein optimales Getriebe-Motor-Management meistens mehr aus dem eingesetzten Diesel herausholt.
Ein Traktor ist keine Bohrmaschine aus der Landi
Frech ausgedrückt gilt es zu vermeiden, dass ein Schrott-Traktor aus China den Vorteil seines günstigen Anschaffungspreises in Form von Diesel wegsäuft. Zum Beispiel wegen eines durstigen Motors oder eines bockigen Getriebes ohne passende Gänge und dadurch zu hoher Motordrehzahl und erhöhtem Treibstoffbedarf. Geht es um die Nutzungsdauerkosten, spielt auch der Restwert eine Rolle. Spätestens nach diesem Punkt dürfte der No-Name-Traktor aus China gegen einen westeuropäischen Traktor beim Vergleich sämtlicher Kosten verlieren.
Es ist wie mit der Billig-Bohrmaschine aus der Landi: Sie geht im dümmsten Moment kaputt und niemand kann sie reparieren. Irgendwann hat man ob der «mudrigen» Qualität die Schnauze voll und kauft etwas Richtiges. Das muss man sich allerdings leisten können, bei einem Traktor oder einem Hoflader erst recht.
Reparaturkosten sind ein Risiko, wenn man sich nicht absichert
Jede Maschine verursacht pro Arbeitseinheit variable Kosten. Im Maschinenkostenbericht der ART werden bei den variablen Kosten auch die Reparatur, Unterhalt und Wartung gelistet.
Dadurch kann man für jede Traktoren-Leistungsklasse anhand der erwarteten Auslastung die Betriebskosten pro Arbeitseinheit einigermassen kalkulieren. Allerdings weiss man dann trotzdem nicht, wie hoch die Kosten, beispielsweise für Reparaturen, tatsächlich ausfallen werden.
Bei zwei identischen Traktoren geht beispielsweise beim einen der Anlasser kaputt und beim anderen nicht. Bei einem solchen Schaden ausserhalb der Garantiezeit hat der eine Käufer Glück und der andere Pech. Ein Traktor-Kauf kann somit zur Lotterie werden. Da auf einem Landwirtschaftsbetrieb viele Bereiche nicht klar kalkuliert werden können, kann es ein Vorteil sein, wenn wenigstens beim Traktor alle Kosten bekannt sind.
Lebensdauerkosten als Fixkosten berücksichtigen
«Bei Investitionen in Maschinen verlangen die Kunden immer öfter genaue Angaben zu den Betriebskosten für die gesamte Lebens- oder Nutzungsdauer», erklärt Matthias Anliker. Er ist bei der A. Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG in Reiden LU für Verkauf und Unternehmensentwicklung zuständig. Das Unternehmen beliefert nicht nur Landwirte mit Traktoren, Ladergeräten und Landmaschinen, sondern auch Bauunternehmen und Industriebetriebe mit entsprechenden Maschinen.
«Im Gegensatz zur Landwirtschaft ist es in der Industrie heute normal, dass bei einer Maschineninvestition die Lebensdauerkosten als Fixkosten mitberücksichtigt werden. Diese werden in Wartungs- und Full-Service-Verträgen, kombiniert mit sehr langen Herstellergarantien und Real-Life-Time-Überwachung der Maschine abgebildet.» Der Kunde weiss dann genau, wie viel die Maschine pro Zeiteinheit kostet.
Restwert wird von Anfang an berücksichtigt
Auch den Restwert einer Maschine werden bei der A. Leiser Maschinen und Fahrzeuge AG mit Leiser Value und Expert Modellen berechnet. Bei einer ganzheitlichen Investitionsbetrachtung ist dies eine massgebende Grösse und muss berücksichtigt werden. «Der Kunde finanziert so nur bis zu einem bei der Vertragsunterzeichnung definierten Restwert, respektive wird ihm ein fix zugesicherter Restwert nach einer definierten Laufzeit zugesichert.»
In der Landwirtschaft sei diese genaue Kalkulation noch sehr wenig verbreitet, stellt Matthias Anliker fest. Dies erstaunt ihn, sieht er doch den Landwirt als Unternehmer in absoluter Reinform, noch fast mehr als bei einem Baugeschäft.
Planbare Kosten sind für einen Unternehmer ein Mehrwert
«Ich sehe es deshalb als Aufgabe von uns Maschinen-Lieferanten, dies im Rahmen einer fundierten Investitionsberatung zu thematisieren und Aufklärarbeit zu leisten. Oft entsteht dabei automatisch die Frage nach Lösungen und immer öfter entscheiden sich die Kunden schliesslich auch für ein entsprechendes Investitions- und Servicemodell. Der Nutzen genau planbarer Kosten, der hohen Einsatzsicherheit als auch dem Werterhalt und Restwert überwiegt dabei klar gegen die kleine Wahrscheinlichkeit, mit Kosten nach Aufwand allenfalls doch günstiger zu fahren.»
Investieren um das Risiko für Kostenauswüchse zu senken
Ähnliches kennt man beispielsweise auch von der tierärztlichen Bestandesbetreuung. Dort will man mit regelmässigen Gesundheitskontrollen durch den Tierarzt zu fixen Kosten den Viehbestand auf einem gesundem Niveau halten. Das kostet zwar, reduziert jedoch das Risiko, dass Tiere erkranken und Kostenauswüchse für die Behandlung und Leistungsausfall anfallen.
Wenn man jetzt beginnt, die Nutzungsdauerkosten eines Traktors oder einer anderen Maschine genauer zu vergleichen, heisst dies nicht, dass der Landmaschinenhandel deswegen auf den Kopf gestellt wird. Matthias Anliker ist überzeugt, dass bei einer geplanten Investition nach wie vor die Bedarfsabklärung der wichtigste Punkt ist.
Wirtschaftliche Investition beginnt bei exakter Bedarfsabklärung
«Für eine optimale und wirtschaftliche Mechanisierungslösung muss immer die Gesamtbetriebssituation eines Betriebs und nicht nur der vordergründig geplante Einsatz angeschaut werden. Dabei muss man die Prozesse des Kunden verstehen, seine Herausforderungen kennen und mögliche Weiterentwicklungen im Auge halten.
Es ist die Aufgabe des Maschinenhandels, Optimierungspotenzial aufzuzeigen. Dies zeichnet eine Investitionsberatung mit Mehrwert und hohem Verantwortungsbewusstsein erst aus. Oft entsteht daraus eine bessere Mechanisierungslösung, als sie der Kunde ursprünglich angedacht hat.»
Letztlich entscheidet immer der Landwirt, welche Maschine er kauft. Deshalb sollte er die angebotenen Lösungen immer kritisch hinterfragen.
Um sicher zu sein, dass der Verkaufsberater die betriebliche Situation richtig einschätzt.
Um zu erkennen, falls der Lieferant eine auf die Gesamtsituation nicht optimale Maschine empfiehlt, aber er wegen einer Angebotslücke diese dennoch als passend anpreist.
Beim Neukauf müssen deshalb alle Modelle, die in der Auswahl stehen, die betrieblichen Voraussetzungen erfüllen und eine vergleichbare technische Ausstattung haben.
Während der Nutzungsdauer kann viel passieren
Berücksichtigt man die Lebensdauerkosten, ist hier die Fahrzeugwahl noch nicht entschieden. Wird ein Traktor während 15 Jahren eingesetzt, kumulieren sich die Betriebskosten, welche sich von einem Fahrzeug zum anderen unterscheiden.
Dazu gehören:
- Unterhalt, Service, Reparatur
- Serviceintervall
- Treibstoffverbrauch
- AdBlue-Verbrauch
- Ölbedarf
- Filter/Verbrauchsmaterial
Zieht man hier nach 15 Jahren eine Bilanz, relativiert sich der Anschaffungspreis, welcher vor 15 Jahren bezahlt wurde. Der seriöse Anbieter kann dem Kunden hier Angaben liefern, damit er Berechnungen auf Jahre hinaus anstellen kann.
Genaue Voraussagen zu den laufenden Kosten verlangen
Dies ist dank der Digitalisierung immer einfacher. Dank der Digitalisierung sind heute die Hersteller in der Lage, immer genauere Voraussagen zu laufenden Kosten zu machen.
Daten, welche die Maschinen im täglichen Einsatz sammeln, werden zwar oft kritisch gesehen. Sie ermöglichen jedoch auch, ein immer realistischeres Bild zu möglichen Kosten zu erstellen.
Daraus lassen sich Verkaufsmodelle entwickeln, welche nebst dem Kaufpreis auch die Nutzungskosten mit allem Drum und Dran beinhalten. Wer sich auf einen solchen Service- und Wartungsvertrag einlässt, weiss dank der fixen Kosten, worauf er sich einlässt, ist vor Reparatur-Auswüchsen geschützt und muss nicht unerwartet plötzlich tief ins Portemonnaie greifen, falls er eine «Montags-maschine» erwischt hat.
Wenn ein Traktor zudem regelmässig durch die Werkstatt betreut wird, kann der Händler einen guten Restwert anbieten, da er den Traktor «kennt». Hier kann ein höherer Rücknahmepreis generiert werden, welcher dem Händler wie dem Kunden einen Nutzen bringt. Eine Umfrage bei den grossen Traktoren-Importeuren in der Schweiz zeigt, dass die Nachfrage nach neuartigen Nutzungsmodellen mit fixen Kosten für die Nutzungsdauer immer grösser wird.
Viele «Zahnräder» bestimmen die Betriebskosten
Während der Laufzeit benötigt der Traktor Betriebsstoffe und verlangt nach Service und Reparaturen. Das häuft sich auf und erst ,wenn nach einer bestimmten Laufzeit dieser Betrag zum Kaufpreis addiert und der Restwert abgezogen wird, kennt man die tatsächlichen Kosten pro Arbeitsstunde. Immer mehr Landwirte wollen diese Kosten vor dem Kauf kennen. Der Handel bietet verschiedene Möglichkeiten an.
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Beim Maschinenkauf mit Betriebskosten und Restwert planen
Bei Servicerelevanten Maschinen wie beispielsweise Ladern und Traktoren mit Motoren, Hydraulik- und weiteren technischen Komponenten, empfiehlt es sich, nach Unterhalts-, Lebens-dauerkosten und Restwerten oder Wiederverkaufswerten zu fragen.
Dank einer Echtzeit-Überwachung sind je nach Hersteller internetbasierte Zugriffe auf Maschinen möglich. Per Fernzugriff können wichtige Betriebs-Parameter eingesehen werden. Dies erlaubt eine effiziente Diagnose, sofortige Interventionen bei Störungen, eine frühzeitige Planung der Servicearbeiten usw. Auf auffällige Betriebszustände kann allenfalls reagiert werden, bevor ein Schaden entsteht. Dadurch lassen sich allenfalls auch Folgeschäden vermeiden und der Wert der Maschine bleibt höher.
Beim Hersteller/Lieferanten kommt es so zu vielen Daten. Diese lassen sich nutzen, um Angaben zu Reparatur- und Unterhaltskosten vorherzusagen.