Kurz & bündig

- Nach seiner Hofübernahme baute Peter Keusch die Mast seiner Munis mit Kartoffeln Stück für Stück aus.
- Insgesamt mästet er aktuell 200 Munis.
- Ihre Futterration besteht zu 45 Prozent aus Kartoffeln und zu 55 Prozent aus Mais- und Grassilage. Die Futterkartoffeln baut der Landwirt teilweise selbst an. Zusätzlich bezieht er sie von umliegenden Kartoffelbauern.
- Wichtig für die Mast mit Kartoffeln ist eine gute Ausstattung: Annahme-Bunker, Flüssig-Entsteiner, Waschmaschine, Förderbänder, Kühl- und Lagerhallen. Die Investitionskosten sind nicht zu unter-schätzen.

Auf dem Futterplan der 200 Muni von Peter Keusch steht nicht nur Gras- und Maissilage, sondern auch Kartoffeln. Und zwar eine ganze Menge. Bereits Keuschs Vater nutzte Kartoffeln für die Mast. Nachdem Peter Keusch das Sonnengut im aargauischen Boswil übernommen hatte, baute er die Mast mit Kartoffeln Stück für Stück aus, obwohl das Füttern der Knollen auf den Betrieben in der Nachbarschaft eher rückläufig war.

Keusch tätigte einige Anschaffungen, baute Lagerhallen und Kühlräume. «Durch die Fütterung mit den Kartoffeln brauche ich weniger Maisfläche. Auf dieser Maisfläche kann ich dann Gemüse und alles andere anbauen, womit ich noch etwas verdienen kann», berichtet der Landwirt.

Futterkartoffeln vom eigenen Betrieb oder aus der Region

Die Kartoffeln, die er seinen Tieren verfüttert, baut er zum Teil selbst an. Die «Schönen» verkauft er als Industriekartoffeln, während er jene aus dem Leseabgang für seine Tiere nutzt. Einen guten Tausch macht er auch mit anderen, umliegenden Berufskollegen: «Wenn ich schöne Kartoffeln verkaufe, bringen mir viele Kollegen im Gegenzug ihre schlechten Exemplare, die von der Qualität her nicht für den menschlichen Verzehr reichen. Die werden bei uns dann auch verfüttert.»

Meist bezieht Peter Keusch die Futter-Kartoffeln, die er nicht selbst anbaut von überall, wo es gerade überschüssige Ware gibt. Zumeist regional aus dem Kanton Aargau, manchmal auch aus dem Nachbarkanton Bern. Wenn noch viel Dreck an den Kartoffeln ist, oder faule Kartoffeln dabei sind, bekommt der Landwirt sie umsonst. Schöne oder überschüssige Exemplare kosten zwischen vier und fünf Franken pro 100 Kilogramm. Obwohl es zwar viele verschiedene Kartoffelsorten gibt, spielt die Sorte beim Mästen eine untergeordnete Rolle.

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Generell sind stärkehaltigere Kartoffeln zu bevorzugen, erzählt der Landwirt: «Am liebsten nehme ich Ware, die gut lagerfähig ist. Frühkartoffeln sind deshalb weniger gut. Diese kann man nicht so lange lagern. Die verfüttern wir immer zuerst.» Die Trockensubstanz bei Stärkekartoffeln liegt etwa bei 22 Prozent, während Speisekartoffeln einen geringeren Anteil von etwa 18 Prozent aufweisen. Der Stärkegehalt der Kartoffeln variiert zwischen zwölf und 20 Prozent, wobei der Proteinanteil der Knollen bei geringen zwei Prozent liegt.

Die Corona-Zeit stellte Keusch in Sachen Kartoffel-Beschaffung vor keine grossen Herausforderungen. Trotz Pandemie konnte er sich ausreichend mit Futterkartoffeln eindecken.

Eine gründliche Vorbereitung der Futter-Kartoffeln ist nötig

Aber wie geht es nach der Beschaffung der Kartoffeln weiter? Bevor Peter Keusch sie der Futterration beimischt, müssen sie gründlich vorbereitet werden. Zuerst laufen die Erdäpfel dazu über einen Flüssig-Entsteiner, der alle Steine und Erdklumpen herausfiltert. Das Prinzip ist einfach: Die Kartoffeln schwimmen oben und die Steine sinken nach unten.

Danach wandern die Kartoffeln weiter in eine spezielle Waschmaschine, wo sie von der restlichen Erde befreit werden. «Meistens waschen wir einmal in der Woche. Wenn wir viele Kartoffeln brauchen, auch zweimal in der Woche. Bevor die Kartoffeln gefüttert werden, müssen sie wirklich sauber sein», so Keusch. Das ist wichtig, denn die Tiere sollen beim Fressen keine Erde aufnehmen.

Nach dem Waschen werden die Kartoffeln in Kisten kühl gelagert. Über Förderbänder transportiert, haben etwa zwei Tonnen in einem Lagerbunker Platz. Bevor sie in das Strukturfutter eingemischt und verfüttert werden, müssen die Erdäpfel noch mit einem Rübenbröckler zerkleinert werden. Die Zerkleinerung ist nötig, um eine eventuelle Schlundverstopfung zu vermeiden.

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Neben seinen Munis mästet Peter Keusch auch noch 700 Schweine, an die er täglich ebenfalls eine Tonne Kartoffeln verfüttert. Für die Schweine müssen die Kartoffeln in einem weiteren Schritt noch gedämpft werden.

Das ist für die Rinder nicht notwendig. Im Gegenteil: Während der Erhitzung verkleistert die Stärke in der Kartoffel. Im Pansen wird sie so zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut und kann zu einer Pansenazidose führen. In der Ration der adulten Tiere machen die rohen, zerkleinerten Kartoffeln als Frischsubstanz etwa 45 Prozent aus. Bereits als junge Milchkälber gewöhnt Keusch die Tiere an die Fütterung mit Kartoffeln. Bis die Kälber 200 Kilogramm wiegen, ist die Mischung von Frisch- und Strukturfutter in der Ration aber noch eine andere. Bei den jungen Tieren liegt der Kartoffel-Anteil zunächst bei 25 Prozent und wird schrittweise vermehrt. Die Tageszunahmen liegen im Durchschnitt der jungen und adulten Tiere bei etwa 1,30 Kilo.

Die Investitionen lohnen sich bei Keuschs Futtermengen

Die Investitionen, die für diesen Betriebszweig notwendig waren, sind nicht unerheblich. Ein Annahme-Bunker, der Flüssig-Entsteiner, die Waschmaschine, die verschiedenen Förderbänder, einen Lesetisch, Lagerhallen und Kühlhäuser – da kommt einiges zusammen.

Die Waschmaschine bekam der Landwirt umsonst. Für den Flüssig-Entsteiner hat er 15 000 Franken bezahlt. Die Anschaffung der restlichen Geräte und Maschinen sowie der Bau der notwendigen Gebäude kam noch hinzu. «Das ist schon viel Geld. Dabei ist aber zu bedenken, dass wir pro Jahr etwa 500 bis 600 Tonnen umsetzen. Bei solchen Mengen muss man schon eingerichtet sein», bemerkt Peter Keusch.

Berufskollegen beziehen gewaschene Futter-Kartoffeln

Dies ist ein entscheidender Faktor für Berufskollegen, die darüber nachdenken, ob die Kartoffel-Mast auch auf dem eigenen Betrieb eine gute Sache wäre. «Es macht definitiv keinen Sinn, wenn man nicht dafür eingerichtet ist», erklärt Keusch. «Und wenn man sich nicht einrichten möchte, dann kann man bei mir auch Futterkartoffeln kaufen. Etwa ein Viertel der gewaschenen Futter-Kartoffeln verkaufen wir weiter.»

Dieses Angebot nutzen einige Berufskollegen. Ansonsten kennt Keusch nur noch zwei weitere Landwirte, die ihre Rinder mit Rüstabfällen füttern. Ob nun Rüstabfälle oder ganze Knolle: Die Kartoffeln kommen bei den Tieren gut an. Und wie sieht es beim Landwirt aus: Isst er lieber Kartoffeln oder Rindfleisch? «Am besten beides zusammen. Das ergibt schon ein gutes Essen», sagt Peter Keusch.

Betriebsspiegel Sonnengut

Peter und Luzia Keusch, Boswil (Aargau) mit Ronja (18), Lena 16), Jonas (14), Leo (13) und Lisa (10)

LN: 32 ha
Bewirtschaftung: ÖLN
Tierbestand: 200 Muni (ÖLN) und 700 Schweine (IP-Suisse)
Kulturen: 7 ha Industriekartoffeln, 3 ha Zwiebeln, 4 ha Rüebli, 3,5 ha Zuckerrüben, 8 ha Silomais, 2 ha Weizen, 1,7 ha Raps
Weitere Betriebszweige: Lohnspritzen, Bewässern im Lohn und Futterkartoffelaufbereitung
Mitarbeiter: 1 Mitarbeiter, 1 Lehrling, Peter und Luzia Keusch mit Familie