Kurz & bündig

  • Peter Grossenbacher legt den Milchkühen mit einem Kran Heu und Silage vor.
  • Das Verfahren bewährt sich seit 50 Jahren.
  • Weitere Gerätschaften sind für die Futtervorlage nicht notwendig.
  • Eine Futterblache ergänzt das System, damit immer Futter vorliegt.
  • Weil keine Traktoren oder Ladefahrzeuge benötigt werden, ist das Verfahren mit dem Kran sehr effizient.

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Peter Grossenbacher aus Hindelbank im Kanton Bern investierte vor zwei Jahren in einen neuen Heukran, um seine bewährten Betriebsabläufe bei der Milchviehfütterung beizubehalten. Weil der ursprüngliche Brückenkran im Stall in die Jahre gekommen war, musste dieser ersetzt werden. «Für mich war es wichtig, dass Fütterungssystem beizubehalten. Dabei wird sämtliches Raufutter mit dem Kran direkt im Futtertenn verteilt. Ein Futtermischwagen oder ein Transport von Grossballen ins Futtertenn ist nicht nötig.»

Diese Art der Fütterung bewährt sich auf dem Betrieb bereits seit 50 Jahren. Die Familie Grossenbacher sah keinen Grund, das System nicht weiter zu führen. Bei ihrem System lagert alles Winterfutter unter einem Dach und ausser dem Kran braucht es keine weiteren Gerätschaften für die Futtervorlage.

«Wir haben rund 70'000 Franken in den Kran und einige Anpassungen am Gebäude investiert. Die Alternative wäre gewesen, das Futter in Ballen zu pressen, um nicht in die Technik innerhalb des Stalls investieren zu müssen.» Allerdings hätte dies eine zusätzliche Mechanisierung für den Ballenumschlag erfordert und während der Winterfütterung einen zusätzlichen Arbeitsaufwand verursacht.

Die Innenmechanisierung bewährt sich bis heute

Der Vater von Peter Grossenbacher hat den Stall 1970 gebaut. Die sogenannte «Zaugg-Walmscheune» wurde mit Leimbindern und möglichst wenig Abstützungen realisiert. Von Anfang an wurde ein Brückenkran installiert, um Heu und Silage einzulagern und zu entnehmen. «Der Kran war damals eine kleine Sensation, das kannte man noch kaum. Normalerweise hätte man das Heu mit einem Verteiler auf den Stock geblasen.»

Auf der einen Längsseite im Stall sind der 500-Kubikmeter-Heuraum und drei 50-Kubikmeter-Holzsilos platziert. Gegenüberliegend befinden sich 22 Milchviehplätze.

Die Futterlager haben einen grösseren Inhalt als man zunächst denkt, da sie 1,5 Meter in den Boden versenkt sind.

Futterblache optimiert das Kran-Fütterungssystem

Obschon die Arbeitsweise mit dem Kran zum Ein- und Auslagern bereits vor 50 Jahren begonnen wurde, bewährt sie sich immer noch. Natürlich gab es auch Optimierungen. Das Haltungssystem wurde von Anbinde- zu einem Boxenlaufstall mit Melkstand umgebaut und im Tenn wurde eine Futterblache eingerichtet.

Die Blache wird auf dem Boden ausgelegt und das Futter darauf verteilt. Während der Vegetationszeit wird sowohl geweidet wie eingegrast. Das Gras und im Winter das konservierte Futter werden auf die befahrbare Blache gebracht.

An der gegenüberliegenden Seite der Fressachse wird die Blache an Seilen elektrisch hochgezogen. Das Futter rutscht zu den Kühen und ersetzt ein manuelles oder automatisiertes Nachschieben des Raufutters.

 

So wird gefüttert

Morgens wird mit dem Kran Dürrfutter auf der Futterblache verteilt. Nach dem Melken legt Peter Grossenbacher Grassilage nach. Dabei versucht er, das Futter so gut wie möglich mit dem Kran über die 18 Meter lange Futterachse zu verteilen. Ansonsten wird mit der Gabel von Hand nach-geholfen. Am Abend wird nochmals Dürrfutter nachgelegt.

Einmal täglich wird die Futterblache ausgeräumt und die Reste werden den Galtkühen vorgelegt. Dank der Futterblache steht dauernd Futter zur Verfügung.

Wenn es viel Futter gibt wie 2020 und die Lagerkapazitäten voll sind, werden noch Siloballen hergestellt. Diese werden zuerst verfüttert und müssen mit dem Traktor in den Stall gefahren werden.

Peter Grossenbacher ist jeweils froh, wenn diese Futtercharge gefressen ist. Er freut sich auf das Füttern mit dem Kran. Dabei muss er während des ganzen Winters keinen Traktor starten und die Arbeit ist erst noch viel schneller erledigt.

 

Peter Grossenbacher führt mit seiner Familie und einem Lehrling viele Arbeiten selber aus. So wird beispielsweise nicht nur das Heu, sondern auch die Silage mit einem Kurzschnitt-Ladewagen selber eingeführt.

Er schätzt es, diese Arbeiten selber zu erledigen und nicht an einen Lohnunternehmer auszulagern. «So kann ich unabhängig planen und habe auch eine bessere Kontrolle über die Maschinengewichte auf dem Acker.»

Der neue Kran reicht bis in die hinterste Ecke

Der bisherige Brückenkran liess sich vom Boden aus mit einer Funk-Fernsteuerung bedienen. Der Funk wurde nachgerüstet, ursprünglich erfolgte die Steuerung an einer Birne an einem langen Kabel. Die Funk-Steuerungs-Option gibt es auch auf dem neuen Hängedrehkran. Peter Grossenbacher hat sich dafür entschieden.

«Ich kann jedoch nicht vom Tennboden aus die Zange in die Silos oder den Heuraum steuern. Dazu steige ich auf das Podest, wo ich eine gute Übersicht habe.» Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Bedienung gegenüber dem Brückenkran nicht ganz einfach ist.

Der Hängedrehkran ist mit seinem Dreifach-Teleskop viel beweglicher. Man muss ihn exakt bedienen, um beispielsweise die Zange von oben in die Holzsilos einzufädeln. Beim alten Kran ging die Zange an einem Seil senkrecht auf und ab, das war einfacher. Hinzu kommt, dass der Hängedrehkran nebst dem Längs- auch ein Querfahrwerk aufweist.

 

Brückenkran/Hängedrehkran

Beim Brückenkran ist an einem Träger (Brücke) quer zum Gebäude eine Laufkatze montiert, an welcher das Arbeitswerkzeug an einer Winde hängt. Der Arbeitsbereich ist so breit wie die Distanz zwischen den Kranbahnen. Auf den Kranbahnen liegt der Träger auf und kann so die Länge des Gebäudes abdecken.

Der Hängedrehkran hängt ebenfalls an Kranbahnen. Sein seitlicher Aktionsraum geht dank eines teleskopierbaren Arms jedoch darüber hinaus.

 

Der neue Kran hat einen grösseren Aktionsraum

Dank dem Querfahrwerk am neuen Kran konnte der Aktionsraum erhöht werden. Zwischen den Abstützungen der Binder kann nun die Bühne ob dem Milchviehstall mit der Zange erreicht werden. Dadurch lassen sich dort Grossballen bis in die hinterste Ecke stapeln.

Dies war bisher nicht möglich und war auch ein Grund, dass nicht erneut ein Brückenkran montiert wurde. Peter Grossenbacher ist sich bewusst, dass die Betriebsstrukturen mit seiner Einrichtung ziemlich fix sind. Man kann die Herdengrösse nicht kurzfristig verändern und einen zusätzlichen Futterbedarf flexibel mit Siloballen abdecken und in einem Futtermischwagen verfüttern, welcher dann einfach zwei statt ein Fuder mischt.

Es wundert ihn jedoch nicht, dass sein Fütterungskonzept heute wieder vermehrt bei Neubauten realisiert. Neuere Entwicklungen mit Luftentfeuchtungsanlagen bei der Heutrocknung bieten mehr Flexibilität bei der Heuproduktion.

Erst recht, wenn man die Möglichkeit hat, das Heu mit dem Kran vom Futterlager direkt zu servieren und dabei viel Arbeitsaufwand und Maschinenbedarf einspart.

 

Betriebsspiegel der Familie Grossenbacher

Peter Grossenbacher, Hindelbank BE

LN: 24 ha

Bewirtschaftung: Bio

Kulturen: Grünland, Gerste, Ackerbohnen, Weizen, Körnermais

Tierbestand: 22 Milchkühe, SF mit Simmentaler durchschnittliche Milchleistung 6200 kg, 8 Jungvieh im Aufzuchtvertrag, 100 Mastschweine

Mechanisierung: Eigenmechanisierung mit Kurzschnittladewagen

Arbeitskräfte: Familie, Lehrtochter