Kurz & bündig
- Die Wahl des Saatverfahrens muss an Betriebsstruktur, Standortbedingungen und Ziele angepasst werden.
- Praxis und Forschung zeigen, dass langfristige Planung wichtiger ist als die reine Technik.
- Erfolgreicher Maisanbau erfordert eine durchdachte Strategie und eine schrittweise Einführung neuer Verfahren.

Die Wahl der richtigen Saattechnik spielt in der modernen Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Während bodenschonende Verfahren wie Streifenfrässaat und Mulchsaat zunehmend an Bedeutung gewinnen, bleiben konventionelle Methoden wie die Pflugsaat weiterhin relevant.

Zwei Praktiker – Daniel Heeb aus Sins AG, ein Milchviehhalter mit intensiver Maisproduktion, und René Krummenacher, ein erfahrener Lohnunternehmer ebenfalls aus der Region Sins – teilen ihre Erfahrungen mit verschiedenen Saattechniken.

Heebs Weg von der Streifenfrässaat zur Maishobelsaat

Daniel Heeb verabschiedete sich vor etwa 15 Jahren von der Pflugsaat und setzte stattdessen auf die damals neu aufkommende Streifenfrässaat. Diese Methode versprach eine geringere Erosion, da nur der Boden innerhalb der Maisreihen minimal bearbeitet wurde. Allerdings stellte er bald Probleme fest: Bei starken Regenfällen im Frühjahr staute sich das Wasser in den frisch gesäten Streifen, da es durch die reduzierte Bodenbearbeitung schlechter abfloss.

Junge Maispflanzen litten darunter, da sie regelrecht ertranken. Aufgrund dieser Erfahrungen entschied sich Heeb schliesslich für die Maishobelsaat. Diese Technik verbessert nach seiner Einschätzung die Wasseraufnahme des Bodens und macht den Einsatz von Glyphosat überflüssig. Gerade wegen seiner intensiven Fruchtfolge – Mais, Kunstwiese – ist die Maishobelsaat für ihn optimal.

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Daniel Heeb betreibt einen intensiven Milchviehbetrieb mit 70 Kühen auf 26 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche. Mais ist eine zentrale Kultur, die etwa die Hälfte seiner Ackerfläche – rund 10 Hektaren – einnimmt. Aufgrund seiner meist alleinigen Bewirtschaftung wäre die Pflugsaat (Pflügen, Eggen, Säen) für ihn zu zeitintensiv.

Krummenachers Perspektive: Technik ist zweitrangig

René Krummenacher hat sich als Lohnunternehmer unter anderem auf bodenschonende Saatverfahren spezialisiert und arbeitet seit über 30 Jahren mit Methoden wie der Streifenfrässaat, die sich stetig weiterentwickelt haben. Gemäss Krummenacher liegt das entscheidende Kriterium für eine erfolgreiche Maissaat nicht in der Technik, sondern in den Standortbedingungen wie Wetter, Bodentyp und Hanglage. Die Saattechnik kann seiner Meinung nach die Erträge nicht steigern, sondern nur absichern.

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AboDer Diesel reicht weiter, wenn die Reifen am Traktor passend eingestellt werden. Gleichzeitig schont man so auch den Ackerboden.BodendruckMit dem passenden Reifendruck braucht der Motor weniger Diesel und der Boden wird geschontSamstag, 27. August 2022 In seinem Betrieb hat sich das Angebot an Saatverfahren verändert. Er bietet mittlerweile konventionelle Saat, Mulchsaat und Direktsaat an, hat jedoch Strip-Till aus dem Programm genommen. Seiner Ansicht nach kann die Direktsaat in allen Fällen angewendet werden, in denen bisher Strip-Till genutzt wurde – beispielsweise nach einer Gründüngung vor dem Mais, da der Boden dann bereits gelockert ist.

Die Mulchsaat sieht Krummenacher als vorteilhaft, da sie Hofdünger besser einarbeitet und in nassen Jahren eine gleichmässigere Wasserverteilung ermöglicht. Er weist jedoch darauf hin, dass das Maschinengewicht ein kritischer Faktor ist: Direktsaatmaschinen sind oft sehr schwer, da sie genügend Druck auf die Säscheiben ausüben müssen.

Um Bodenverdichtungen zu vermeiden, setzt er auf breite Reifen und eine Reifendruckregelanlage.

Ausserdem gleicht er das Maschinengewicht durch einen Düngertank im Frontanbau aus.

Obwohl er bodenschonende Verfahren bevorzugt, betrachtet Krummenacher den Pflug nicht als überholte Technik. In nassen Jahren kann er kurzfristig von Vorteil sein, da er das Wasser besser versickern lässt und den Mais schneller auflaufen lässt. «Der Pflug ist eine kurzfristige Erfolgsgarantie», so Krummenacher.

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Ein zentraler Konflikt in bodenschonenden Verfahren ist der erhöhte Unkrautdruck, der oft den Einsatz von Herbiziden erfordert. Krummenacher versucht, diesen Zielkonflikt mit neuer Technik zu lösen. «Wir bieten kombinierte Verfahren an, die das Hacken zwischen den Reihen mit einer gezielten Unterblattspritzung kombinieren. Ganz ohne Chemie geht es leider noch nicht», so Krummenacher.

Praktische Schwierigkeiten sind auch der Forschung bekannt

Bernhard Streit, Dozent für Verfahrenstechnik an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL), kennt die von Heeb und Krummenacher beschriebenen Herausforderungen gut. Das Problem der Wasserinfiltration ist auch in der Forschung bekannt. Die beiden haben recht: Auf bearbeiteten Feldbereichen kann Wasser zunächst besser in die bearbeitete Bodenschicht aufgenommen werden. Ist diese Schicht gesättigt, entstehen meistens Verschlämmung und Seen oder Erosion, da das Wasser nirgends mehr hinkann.

Je durchgängiger und stabiler das Porensystem im Boden, desto mehr Wasser kann infiltrieren und somit gespeichert werden. Der «Schwamm-Effekt» auf gepflügten und intensiv bearbeiteten Böden täuscht also häufig nur vor, dass Wasser infiltriert. In der Realität verteilt es sich nur bis zum Bearbeitungshorizont.

Zwei Philosophien in der Saattechnik

Bernhard Streit beschreibt zwei gegensätzliche Ansätze bei der Wahl der Technik in Bezug auf die Bodenbearbeitung und Saatbettbereitung:

  • «All-in-one» – alles in einer Überfahrt: Schwere Maschinen übernehmen Bodenbearbeitung, Düngung und Saat in einem Arbeitsgang.
  • Leichtere Maschinen mit mehreren Arbeitsschritten: Hier werden einzelne Schritte separat durchgeführt, oft mit betriebseigener Technik. Der Lohnunternehmer setzt meist nur die Saat, während der Landwirt den Rest übernimmt.

Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, die je nach Betriebsstruktur, Arbeitskapazität und Bodenverhältnissen abgewogen werden müssen. «Dem einen Landwirt ist Effizienz bei den Abläufen wichtig, dem anderen die Flexibilität der Eigenmechanisierung, indem nur die Einzelkornsaat an den Lohnunternehmer delegiert wird», sagt Streit.

Kulturmassnahmen können geplant werden

Grundsätzlich keimen auf bearbeiteten Böden die Unkräuter in drei Wellen, die immer kommen:

  • Übliche breitblättrige Unkräuter und Ungräser
  • Wärmeliebendere Pflanzen wie Melden und Hühnerhirsen
  • Sehr wärmeliebende Pflanzen mit C4-Fotosynthese (z. B. übrige Hirsen, Amaranth)

Auf intensiv bearbeiteten Flächen keimen die Unkräuter zahlreich und unmittelbar nach der Saat. Auf unbearbeiteten und mit Pflanzenresten bedeckten Flächen wie bei Direktsaat ist die Keimung in der Regel reduziert und verzögert. Es kann im Voraus also geplant werden, welche Kulturmassnahmen wann getroffen werden müssen. Beim Mais ist vor allem wichtig, dass er zwischen dem 2- und 8-Blatt-Stadium unkrautfrei bleibt.

Allerdings beginnt die Planung bereits lange vor der eigentlichen Unkrautbekämpfung. Auf intensiv bearbeiteten Flächen bewährt sich eine zeitige Herbizidapplikation mit einem hohen Anteil an Bodenwirkung. Bei Direktsaat kann zugewartet und mit Blattmitteln gearbeitet werden. Auf Feldern mit Streifenfrässaat und Strip-Till bewähren sich Tankmischungen mit beiden – Boden- und Blattmitteln.

Erfolg beginnt mit der richtigen Strategie

Laut Bernhard Streit ist die Wahl des Maissaatverfahrens vor allem eine strategische Entscheidung – nicht primär eine technische. Zwar stehe mittlerweile für jedes Anbausystem und für die betriebsspezifischen Gegebenheiten passende Technik zur Verfügung, doch entscheidend sei die Planung. Je weniger der Boden bearbeitet wird, desto mehr Überlegungen sind im Vorfeld nötig. Ein weiterer entscheidender Punkt sei die Priorität des Betriebs bezüglich Maisanbau:

  • Geht es um höchste Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Umweltschonung? Dann erfordert das Verfahren eine exakte Abstimmung aller Anbauschritte.
  • Oder soll der Mais einfach in den Boden? Dann steht die Praktikabilität im Vordergrund.

Fruchtfolge als Fundament – die Basis für erfolgreiche Aussaat

Am Anfang steht immer die Fruchtfolge. Das Saatverfahren muss sich optimal in die bestehende Fruchtfolge einfügen. Beispielsweise sind nach Kunstwiesen als Vorkultur die Optionen begrenzter. Bei intensiver Futternutzung – wie im Betrieb von Heeb – muss kurz nach dem Schnitt im Frühling die Kunstwiese umgebrochen werden. Mit welcher Technik das geschieht, ist eher zweitrangig.

Wichtig sei eher, Bodenbearbeitung und Unkrautbekämpfung aufeinander abzustimmen, wobei grundsätzlich zwischen den beiden Optionen Diesel (viel Bodenbearbeitung) und nichtselektive Herbizide (wenig Bodenbearbeitung) gewählt werden muss. Gibt es vor der Maissaat keine Futternutzung, bestehen mehr Optionen für Optimierungen, indem mit verschiedenen Gründüngungen oder Vorkulturen gearbeitet werden kann und auch für die Unkrautkontrolle mehr Zeit bleibt.

Eine erfolgreiche Maisproduktion beginnt mit vorausschauender Planung, nicht mit der Wahl einer bestimmten Maschine. Wenn erst auf dem Feld klar wird, welche Massnahmen ergriffen werden sollten, ist es meist zu spät. «‹Herr Hätti Doch› ist ein schlechter Partner im Ackerbau», fasst Streit humorvoll zusammen.

Neue Verfahren mit Bedacht testen

Für Betriebe, die alternative Verfahren ausprobieren möchten, empfiehlt Streit eine schrittweise Vorgehensweise: Anstatt sofort auf Direktsaat umzustellen, könnte zunächst eine Maissaat mit Mulchsaat anstelle der Pflugsaat erfolgen. Eine vorausschauende Planung ist dabei entscheidend und fängt mit der Wahl der Vorkultur im Vorjahr an. Auch frühzeitige Absprachen mit dem Lohnunternehmer helfen, Stress bei der Saat und den Folgemassnahmen zu vermeiden. Wer also unvorbereitet eine Direktsaatmaschine aufs Feld schickt, riskiert Misserfolge.

Daniel Heeb hat bereits das optimale Maissaatverfahren für seinen Betrieb gefunden. René Krummenacher bietet verschiedene Verfahren für seine Kunden an. Um deren tatsächliche Leistungsfähigkeit zu bewerten, führte er 2024 einen Saatversuch mit unterschiedlichen Techniken durch. Leider konnte aufgrund eines Unwetters keine Auswertung erfolgen. In der Maissaison 2025 plant Krummenacher, den Versuch zu wiederholen, um für sich und seine Kunden die Frage nach dem idealen Maissaatverfahren zu klären.