Kurz & bündig

  • Hugo Abt bewirtschaftet Parzellen am Ufer des Flachsees bei Rottenschwil AG.
  • In Gewässernähe verschmutzen grosse Gruppen von Höckerschwänen das Futtergras.
  • Zudem treten schwarmweise Graugänse auf.
  • Abwehrmassnahmen zeigten kaum Wirkung gegen die Vögel.
  • Nach Meinung von Hugo Abt wäre eine Bestandsregulation die einzige Lösung.

Ja, Vögel gibt es viele», meint Hugo Abt rhetorisch. Ärgern tut er sich aber vor allem über zwei grosse Wasservogelarten: Höckerschwäne und Graugänse. Einige der Grünlandflächen des Milchviehbetriebs Steghof in Rottenschwil AG grenzen an den Flachsee an, der für seine Vogelvielfalt bekannt ist.

Auf die anmutigen Schwäne könnte Hugo Abt aber getrost verzichten. «Wenn sie ihr Futter ausserhalb des Wassers suchen, verkoten sie mir das ganze Futtergras», schildert der Aargauer ärgerlich. So ein Schwan hinterlasse schliesslich einen beachtlichen Haufen und «es gibt einfach zu viele davon», ist Abt überzeugt.

Vogelkot macht das Futter für Hugo Abts Milchkühe ungeniessbar

Graugänse sind zwar etwas kleiner als Höckerschwäne, treten aber in grossen Schwärmen auf. Bis zu 80 Tiere seien im Frühling und Herbst auf seinem Land unterwegs – was nicht ohne Folgen bleibt. «Wir haben auch schon die ganze Fläche entweder gemulcht oder abgeführt», erinnert sich Hugo Abt. Das Futter war verloren, denn schon wenig Vogelkot macht es für seine Milchkühe ungeniessbar: «Das gibt Verdauungsbeschwerden mit Durchfall und ich muss auch noch die Tierarztkosten tragen.»

Vergrämungsmassnahmen wie das Spannen von Bändern horizontal über die Parzelle oder aufgehängte Säcke zur Abwehr sind in den Augen von Abt reine Alibiübungen.

Erstens funktioniere das nur kurzfristig und zweitens seien die Vögel – insbesondere Graugänse – sehr mobil. «Dann sitzen sie halt beim Nachbarn. Und der hat auch keine Freude.» Einen Nutzen sieht Hugo Abt in diesen Wasservögeln nicht. «Sie sind nicht mal einheimisch und können zudem Krankheiten wie die Vogelgrippe übertragen», argumentiert der Milchbauer.

Das Problem ist bekannt, aber niemand kann handeln

Die Bestände seien einfach zu gross. Aber beide Arten sind gesetzlich geschützt, weshalb eine Regulierung vom Bund bewilligt werden muss und nur in Ausnahmefällen möglich ist. Zu diesen Ausnahmefällen gehören:

  • bei «grossen Schäden» an Kulturen,
  • Bedrohung der Lebensräume oder der Artenvielfalt
  • erhebliche Gefährdung des Menschen oder bei Tierseuchen.

«Man kennt das Problem, aber niemand kann etwas tun», so Abt. Abgesehen davon, dass er von der Wirkung des Vergrämens wenig überzeugt ist, stehe man als Person oder als Organisation stets unter Beobachtung von selbst ernannten Tierschützern.

Das führe dazu, dass in der Region alle die Faust im Sack machen und eben mit den Gänsen und Schwänen leben: «Dabei möchte ich sehen, wie diese Naturfreunde schon nur beim Anblick der Nachbarskatze in ihrem Garten reagieren, wenn sie dort ihr Geschäft verrichtet.»

Schilder zeigen eine gewisse Wirkung gegen das Füttern von Wasservögeln

Im Kanton Aargau stehen am Seeufer seit Jahren Schilder, die vom Füttern der Vögel abhalten sollen. Es handelt sich zwar nur um eine Empfehlung, da für ein Verbot die rechtliche Grundlage fehlt, aber sie entfalten eine gewisse Wirkung. «Immerhin kommen die Leute jetzt nicht mehr am Sonntag und laden sackweise altes Brot am See ab», beobachtet Hugo Abt.

Dank der Schilder bzw. dem Unterlassen der Fütterung sollen einerseits Ansammlungen von Wasservögeln verhindert und andererseits eine Zunahme der Population dank des guten Nahrungsangebots werden. Das sei sicher sinnvoll, meint Abt dazu, «aber wenn die Vögel gefüttert werden, bleiben sie eher auf dem Wasser.» Weg von den Feldern also.

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Wasservögel am Ufer zu füttern ist bei Spaziergängern beliebt. Dieses Schild macht auf Risiken und Nebenwirkungen aufmerksam. (Bild Sektion Jagd und Fischerei des Kantons Aargau)

Milchbauer Hugo Abt möchte eine Regulation der Bestände

Manchmal spanne er schon Bänder oder hänge Säcke auf, räumt Hugo Abt ein. Entschädigungen beantrage er aber nicht – «das ist eh aussichtslos», meint er resigniert. Das Problem sei allerdings sehr regional und betriebsspezifisch. Einer sei betroffen, der andere nicht. Zudem sind die Schäden nicht immer gleich, je nachdem, wie sich die Bestände entwickeln. «Meiner Meinung nach wäre eine Regulierung des Bestands die einzige Lösung. Aber das ist sehr subjektiv», schliesst Abt.

 

Betriebsspiegel Steghof

Hugo und Marianne Abt–Arnold, Rottenschwil AG, www.abtop.ch

LN: 36,5 ha

Kulturen: Grünland, Mais

Tierbestand: 65 Braunviehkühe, zirka 100 Stück Jungvieh

Betriebszweige: Milchwirtschaft und Braunviehzucht

Arbeitskräfte: Betriebsleiterfamilie, Sohn Teilzeit (HAFL), Lehrling