Kurz & bündig

- Raps ist eine anspruchsvolle Ackerkultur.
- Schädlinge müssen konsequent überwacht werden.
- Bei der Düngung von Rapsist der Schwefel-Bedarf zu berücksichtigen.
- Erträge bis 50 dt pro Hektare sind möglich.


Raps ist eine anspruchsvolle Ackerkultur, welche Fehler bei der Kulturführung nur schlecht verzeiht. Das sagt Victor Muheim, Pflanzenbauberater bei der Agroline. Bereits im Herbst gab es erste Tücken im Rapsanbau, erinnert er sich. «Wo der Raps direkt in die Trockenperiode im September gesät wurde, lief er stellenweise nicht schön gleichmässig auf, weil die Feuchtigkeit gefehlt hat.»

Ansonsten sei der Raps vielerorts schön und gut entwickelt in den Winter gegangen, «sofern man den Erdfloh gut überwacht und wenn nötig bekämpft hat», sagt Muheim.

Auf die Schwefelversorgung im Raps ist zu achten

Zum Vegetationsstart beschäftigen die Raps-Produzenten zwei Dinge: Die Düngung und der Raps-Stängelrüssler. Raps braucht früh Nährstoffe, und es gilt der Grundsatz: «Im Frühling ist man mit dem Düngen selten zu früh, aber oft zu spät.»

Zur ersten Düngergabe hat sich gemäss Muheim ein schwefelhaltiger Ammoniumnitrat-Dünger bewährt, beispielsweise ein Bor-Ammonsalpeter. «Wichtig ist, dass mindestens 30 bis 50 Prozent des Stickstoffes der ersten Düngergabe in Nitratform vorliegt, damit der Stickstoff auch bei kalten Böden sofort für die Pflanzen verfügbar ist und der Start in die Vegetation gelingt», sagt Muheim.Denn: Der Raps brauche Schub, bereits bevor er ins Längenwachstum geht.

[IMG 2] Die erste Düngergabe erfolgt – je nach Jahr und Region – bereits ab Mitte Februar, und auch mit der zweiten Düngergabe sollte anschliessend nicht zu zugewartet werden. «Der Raps sollte möglichst nie hungern», sagt Muheim.

Bei der zweiten Gabe wird wiederum häufig ein schwefelhaltiger Stickstoffdünger eingesetzt. «Raps braucht bis zu 80 kg Schwefel pro Hektare», erklärt Muheim. In der Praxis weit verbreitet ist Ammonsulfat, aber bisweilen kommt auch der günstigere Harnstoff zum Einsatz.

Hofdünger haben vergrämende Nebenwirkung auf Schädlinge im Raps

Wie sieht es aus mit Hofdüngergaben im Raps? «Hofdünger wie Gülle oder Mist werden in Raps idealerweise vor der Saat in den Boden eingearbeitet.» Raps ist ein guter Verwerter von Hofdünger und hat bereits im Herbst einen Bedarf von rund 80 Einheiten Stickstoff pro Hektare.

Im Frühling kann es sein, dass keine Gülle mehr verschlaucht werden kann, wenn der Raps bereits früh mit dem Längenwachstum beginnt und die Bedingungen zuvor für das Güllen nicht optimal waren. Dafür hätte eine Güllegabe im Frühjahr eine vergrämende Nebenwirkung auf Schädlinge wie den Stängelrüssler, so Muheim.

Bei der Höhe der Stickstoffgabe ist immer zu beachten, welches Ertragsziel angepeilt wird. Für Victor Muheim ist wichtig, dass die ganze Strategie im Raps aufeinander abgestimmt ist. «Es nützt nichts, die Schädlinge konsequent im Griff zu haben und dafür beim Dünger zu sparen. Oder, anders herum: Wer ein hohes Düngungs-Niveau hat, sollte gut darauf achten, dass der Raps sein Ertragspotenzial auch ausschöpfen kann. Es ist nicht ökologisch, intensiv gedüngten Raps den Schädlingen zum Frass vorzu-setzen.»

Zum Düngungs-Niveau gibt der Pflanzenbauberater zudem folgendes zu bedenken: «Von der Wirtschaftlichkeit her ist der Stickstoff im Raps besser investiert als im Weizen – unter der Bedingungen, dass die Schädlinge in Schach gehalten werden. Dies gilt besonders, seit der Preis für Raps letztes Jahr nochmals angehoben worden ist.»

Raps braucht nicht nur Stickstoff und Schwefel, sondern auch Bor. «Bor wird meist als Flüssigdünger beim Pflanzenschutz beigemischt», sagt Muheim. Bei Böden, die regelmässig mit Hofdüngern versorgt werden, spielen Spurenelemente eine untergeordnete Rolle. «Auf schwarzen, humosen Böden kann eine Blattdüngung von Mangan oder Molybdän aber durchaus Sinn machen», so Muheim.

Die Schädlinge im Raps konsequent überwachen

Auch wenn Hofdünger im Frühling eine vergrämende Wirkung gegen Schädlinge haben können, gilt: Mit Gülle allein lässt sich der Stängelrüssler kaum in Schach halten. In den letzten Jahren war es vermehrt so, dass der Stängelrüssler den Glanzkäfer als Hauptschädling überholt hat. Das könne sich aber je nach Saison rasch wieder ändern, mahnt Victor Muheim.

Wichtig ist, dass in den Raps-Parzellen Gelbfallen aufgestellt werden, sobald die Temperatur 9 bis 12 Grad erreicht. Die Fallen müssen regelmässig kontrolliert werden, damit man als Rapsproduzent den Haupteinflug des Stängelrüsslers feststellen kann. «Wenn pro Falle zwischen 50 und 100 Stängelrüssler zu finden sind, kann man von einem sehr hohen Schadpotenzial ausgehen», sagt Muheim.

Da der Stängelrüssler vor der Eiablage einen Reifungsfrass vornimmt, kann nach dem Haupteinflug noch 7 bis 10 Tage mit der Behandlung mit einem Pyrethroid zugewartet werden. Das verbreitete Mittel Talstar muss noch in diesem Jahr aufgebraucht werden, und ein besonderes Augenmerk gilt den Abstandsvorschriften der bewilligten Mittel. Gemäss ÖLN ist eine Behandlung erlaubt, wenn die Schadschwelle erreicht ist.

Leichter als die Überwachung des Stängelrüsslers ist die Kontrolle des Glanzkäfers. Hier können die Pflanzen ausgeschüttelt und die darin enthaltenen Käfer ausgezählt werden. Victor Muheim gibt zu bedenken, dass man nach einer Behandlung nicht nervös werden darf, wenn weiterhin Käfer im Bestand zu sehen sind. «Die zugelassenen Mittel gegen den Glanzkäfer haben keinen Knock-Down-Effekt. Es dauert zwei bis drei Tage, bis der Wirkstoff die Käfer erfasst», so der Pflanzenbauberater.

Auch bei hoher Nachfrage: «Raps ist ein Kultur für den Profi», sagt der Agroline-Berater

Die Nachfrage nach Schweizer Rapsöl und demzufolge nach Rapsflächen ist ungebrochen gross. Manch ein Landwirt dürfte sich überlegt haben, Raps in die Fruchtfolge aufzunehmen. Das kann sich wirtschaftlich im Vergleich zum Getreide durchaus lohnen.

Victor Muheim gibt aber zu bedenken: «Raps ist eine Kultur für den Profi. Von der Saat bis zur Ernte muss alles stimmen, und es darf kein Einsatz verpasst werden – weder für den Pflanzenschutz, noch für die Düngung. Rapsproduzenten gehen oft auf ihre Felder und beurteilen die Situation. Dessen sollte man sich bewusst sein. Einfach auf gut Glück Raps anzubauen und zu nehmen, was es gibt, wird auf lange Sicht niemanden glücklich machen.»

Erfolg sei im Raps-Anbau kein Zufall, sondern das Resultat einer konsequenten Begleitung der Kultur. Hier gebe es durchaus noch Luft nach oben, ist Victor Muheim überzeugt: «Schweizweit lagen die Durchschnittserträge beim Raps in den letzten Jahren jeweils zwischen knapp 30 und 40 dt pro Hektare. Das Ertragspotenzial der modernen Sorten ist aber deutlich höher. Es stellt sich hier die Frage, wie viel Mehrertrag wir erzielen könnten, wenn wir uns im Bereich der Vorarbeiten zur Saat sowie den Pflegemassnahmen im Raps weiter verbessern würden.»

Vor dem Raps-Anbau mit Kollegen oder Berater austauschen

Auf die Frage, was es brauche, um im Raps Spitzenerträge zu erzielen, antwortet Victor Muheim: «Es braucht genügend Nährstoffe für Top-Erträge. Betriebe, welche regelmässig Hofdünger einsetzen, sind gegenüber solchen ohne Hofdünger im Vorteil. Und es braucht vor allem einen passionierten Acker-Landwirt, der jede Kulturmassnahme von der Saat bis zur Ernte zum idealen Zeitpunkt vornimmt.»

Wer neu mit dem Rapsanbau beginnen möchte, dem empfiehlt Muheim, sich vorgängig mit Berufskollegen aus der Region oder einem Berater auszutauschen: «Wenn man sich bewusst ist, dass Raps intensive Pflege braucht und man Freude am Pflanzenbau hat, dann steht dem Erfolg nichts im Wege.»

Bekämpfungsschwellen

Stängelrüssler
- Bei Stängel 1 bis 5 cm: In regelmässig stark befallene Regionen: Sobald Einstiche sichtbar, in übrigen Regionen, sobald 10–20 Prozent der Pflanzen Einstiche aufweisen.
- Bei Stängel 5 bis 20 cm: Sobald 40–60 Prozent der Pflanzen Einstiche aufweisen

Glanzkäfer
- Stadium 53–55: 6 Rapsglanzkäfer pro Pflanze (4 bei schwachem Raps)
- Stadium 57–59: 10 Rapsglanzkäfer pro Pflanze (7 bei schwachem Raps)

 

Erfahrungen eines langjährigen Praktikers

Peter Brem ist Landwirt und Lohnunternehmer aus Rudolfstetten AG. Mit 8 bis 9 Hektaren Raps in der Fruchtfolge ist die Ölsaat eine wichtige Kultur für Brem. «Bereits mein Vater hat schon immer Raps angebaut. Die Kultur gehört zu unserem Betrieb», sagt er.

Über die Jahre erzielt er jeweils durchschnittliche Erträge von rund 45 dt pro Hektare. «Wenn alles passt, liegt auch ein Ertrag von 50 dt drin», weiss Brem. Und was braucht es gemäss seiner Erfahrung, damit alles passt?

Fruchtfolge: «Die Anbaupause von drei Jahren wird immer eingehalten. Manchmal tausche ich auch Flächen mit Berufskollegen ab, um die Fruchtfolge zu entlasten.»

Saat: «Ich setze in der Regel auf eine Mulchsaat nach Weizen. Gesät wird mit einer Saatkombination, die mit guten Andruckrollen ausgestattet ist. Heute säe ich rund 37 Körner pro Quadratmeter. Da mein Betrieb auf 600 m ü. M. liegt, ist es mein Ziel, dass der Raps spätestens Ende August im Boden ist.»

Düngung: «Total gebe ich dem Raps rund 160 kg Stickstoff pro Hektare. Hofdünger arbeite ich vor der Saat in den Boden ein, danach wird mineralisch mit Bor-Ammonsalpeter und Ammonsalpeter gedüngt. Wenn der Raps etwas schwach aus dem Winter kommt, erhöhe ich die erste Gabe im Vergleich zur zweiten. In der Regel wird der Stickstoff hälftig auf beide Gaben verteilt. Zusätzlich setze ich Bor als Blattdünger ein.»

Pflanzenschutz: «Bereits wenige Tage nach der Saat beginnt es mit Kontrollen: Zunächst überwache ich den Erdfloh, im Frühling dann den Stängelrüssler und den Glanzkäfer. Ich streue 3 kg Schneckenkörner pro Hektare nach der Saat und setze wenn nötig Insektizide ein. Im Herbst stabilisiere ich den Raps mit einem Fungizid, und die letzte Behandlung ist jene gegen Sklerotinia.»

Ernte: «Wenn man meint, der Raps sei reif, wartet man lieber noch einige Tage mit der Ernte. Es wird häufig zu früh und zu feucht gedroschen. Das ist schade, denn so entstehen bei der Ernte unnötige Verluste. Früher dreschte ich den Raps vor dem Weizen, heute hat sich der Erntezeitpunkt nach hinten verschoben.»