Kurz & bündig

- Das Bakterium Clostridium perfringens Typ A ist eigentlich ein natürlicher «Darm-Bewohner» von Schweinen.
- Es kann bei Saugferkeln dennoch zu Durchfall führen, dieser zu Dehydrierung, Unterzuckerung und Tod.
- Abhilfe schafft die vollständige Impfung der Muttersauen mit «Clostriporc A».

Ein Landwirt meldete sich beim SGD und bat um Hilfe: Im letzten Umtrieb hatte er Verlustraten von bis zu 50 Prozent in den ersten Lebenstagen bei den Saugferkeln. Die Sauen würden in den nächsten Tagen abferkeln, er befürchtete, dass in diesem Umtrieb wieder so viele Ferkel sterben würden.

Die Ferkel zeigten beim letzten Umtrieb im Alter vom ersten bis zehnten Lebenstag schleimig-wässrigen Durchfall und verstarben meist innerhalb von 48 Stunden. Ob der Landwirt die Tiere mit Antibiotika behandelt hatte oder nicht, hatte keinen Einfluss.

Der Landwirt bekam die Empfehlung, sich bei ersten Anzeichen von Durchfall zu melden, damit Proben von unbehandelten Ferkeln zur Diagnostik entnommen werden können. Ausserdem sollte er bei Bedarf in Rücksprache mit dem Betriebstierarzt die Ferkel mit Penicillin behandeln.

Sofortiges Behandeln von erkrankten Ferkeln entschärfte die Situation etwas, konnte das Problem aber nicht beheben.

Bei Frühdurchfall richtig reagieren
Was kann man tun, wenn Frühdurchfall bei Ferkeln auftritt? Als Erstes: Unbedingt den Tierarzt oder den SGD einschalten. Eine schnelle Behandlung der erkrankten Tiere ist wichtig, aber noch wichtiger ist die Diagnostik. Dabei ist die Auswahl der Tiere match-entscheidend. In manchen Fällen reicht eine Tupferprobe nicht aus, um eine eindeutige Diagnose stellen zu können. Oft ist eine Sektion von zwei bis drei Tieren angeraten.

1. Wenn bereits einige Tiere im Stall gestorben ist, möchte man natürlich nicht noch weitere für die Diagnostik opfern. Deswegen werden oft die Tiere seziert, die bereits gestorben sind.

2. Eine Sektion der bereits gestorbenen Tiere ist jedoch nur bedingt geeignet, um eine Diagnose für den Bestand stellen zu können. Unter Umständen haben diese Tiere zwar zu Beginn unter dem Keim gelitten, welcher den Bestand krank macht. Doch in der Zwischenzeit konnten durch das geschwächte Immun-system weitere Erreger eindringen. Das untersuchte Ferkel ist am Ende an etwas ganz anderem gestorben und nicht an der Ursprungs-erkrankung.

3. Je nach Untersuchungsergebnis ist eine Behandlung der erkrankten Tiere angezeigt oder ein Schutz durch eine Impfung möglich. Zusätzlich sind jedoch auch Anpassungen im Stallmanagement wichtig.

Veränderte Darmschleimhaut mit Clostridium perfringens Typ A

Es konnten zwei erkrankte, noch nicht behandelte Tiere zur Sektion ans Tierspital Zürich gebracht werden.

Bei beiden Tieren konnte unter dem Mikroskop eine veränderte Darmschleimhaut nachgewiesen werden. Die bakterielle Untersuchung ergab eine hochgradige Mischflora verschiedener Bakterienarten, darunter E. coli, Staphylokokken und Streptokokken. Ausserdem wurde das Bakterium Clostridium perfringens nachgewiesen.

Weiterführende Untersuchungen der Proben ergaben, dass es sich bei E. coli um eine für Schweine nicht krankheitserregende Art handelte, bei Clostridium perfringens hingegen um den Typ A. Dieser Typ kann bei Saugferkeln Durchfall auslösen. Und eine rasche Dehydrierung und Unterzuckerung führen nicht selten zum Tod.

Der Betrieb ist in einem Abferkelring und hat zirka 20 Sauen zum Abferkeln in seinem Stall. Aus den anderen Betrieben desselben Abferkelringes sind keine vergleichbare Verlustraten bekannt.

Der Landwirt stallt die Sauen im Rein-Raus-System ein. Zwischen den Umtrieben wird mit Hochdruck ausgewaschen und im Anschluss Schmierseife ausgebracht. Nach dem verlustreichen Umtrieb wurde der Stall ausgewaschen und im Anschluss desinfiziert, statt Schmierseife auszubringen.

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Immunisierung der Muttersauen zeigt sofort Wirkung

Die Befunde der Kottupfer wurden auch an den Tierarzt weitergeleitet, welcher den Deck-Wartebetrieb betreut. Dieser veranlasste sofort die Immunisierung der Sauen, die beim nächsten Umtrieb in diesem Betrieb abferkeln mit dem Impfstoff «Clostriporc A» gegen Clostridium perfringens Typ A.

Der Kontrollbesuch mit Bestandestierarzt fand rund sechs Wochen später beim neuen Umtrieb statt. Die Ferkel waren eine Woche alt. Einzeltiere zeigten zwar Durchfall. Es gab aber keine Kümmerer und die Ferkel waren sehr vital und wohl genährt.

Den Absetzjagern vom letzten Umtrieb sah man den Einbruch noch an. Sie waren etwas auseinander gewachsen und hatten zum Teil etwas struppiges Haarkleid. Insgesamt gab es keine weiteren Verluste, die Tiere haben gut gefressen und zeigten gute Tageszunahmen.

Impfen, Stall desinfizieren und spezieller Futterzusatz

Der Landwirt hat den Stall auch nach dem letzten Umtrieb wieder desinfiziert. Ausserdem wurde ein Futtermittel eingesetzt, welches mit natürlichen Zusätzen zur Aktivierung einer mikrobiellen Besiedelung des Darmtraktes bei erhöhter Keimbelastung beiträgt. Zudem waren nur Sauen eingestallt, welche zwei Mal mit «Clostriporc A» geimpft waren.

Die beschriebenen Keime stellen die natürliche Flora dar, mit welchen sich Schweine in einem Stall auseinandersetzen müssen. Clostridien zählen zu den sporenbildenden Bakterien, deren Toxine (Giftstoffe) die Darmzellen schädigen können.

Checkliste für Stallmanagement
- Rein-Raus-Bestossung der Abferkelkammern
- Reinigung und Desinfektion der Abferkelkammern
- Nach Möglichkeit Sauen vor dem Umstallen waschen
- Milchfieberprophylaxe (Fütterung, Wasserversorgung)
- Sicherung der Kolostrumaufnahme
- Temperatur und Hygiene der Ferkelnester
- Regelmässige Tierkontrolle, schnelle Reaktion bei Krankheitsanzeichen
- Eisenversorgung sicherstellen

Clostridium perfringens Typ A ist ein normaler «Darm-Bewohner»

Clostridium perfringens Typ A ist nicht so aggressiv wie Clostridium perfringens Typ C, welcher zur Erkrankung der sogenannten «nekrotisierendenEnteritis» führt. Bei dieser Erkrankung wird die Dünndarmschleimhaut der Ferkel so stark geschädigt, dass der Durchfall durch die zerstörte Schleimhaut typischerweise stark übel riechend und blutig ist, zum Teil auch schaumig wird.

Clostridium perfringens Typ A zählt zu den normalen Bewohnern der Dickdarmschleimhaut. Ferkel nehmen diesen Erreger unter anderem unmittelbar nach der Geburt über den Kot der Sau auf. Ein alleiniger Nachweis in Kottupferproben ist deshalb nicht aussagekräftig. Er muss immer in Kombination mit den Symptomen beurteilt werden. Idealerweise werden zwei bis drei betroffene, unbehandelte Ferkel bei einer Sektion untersucht. Laut Studien von 2005 bis 2008 zur «Clostriporc A»-Impfung sind deutlich weniger Ferkel von geimpften Sauen erkrankt gegenüber Ferkeln von ungeimpften Muttersauen. Nichtsdestotrotz handelt es sich beim Frühdurchfall von Saugferkel um eine Faktorerkrankung. Allein dieser Erreger führt nicht zwingend zu einer klinischen Erkrankung mit Durchfall oder sogar Todesfällen.

Dennoch kann dieses Bakterium, das eigentlich ein natürlicher «Darm-Bewohner» von Schweinen ist, zu einer Erkrankung führen. Dies ist der Fall:

  • wenn sich das Immunsystem der Ferkel mit weiteren Erregern auseinandersetzen muss,
  • wenn die Zusammensetzung der Milch nicht optimal ist (zum Beispiel durch Nachgeburtsproblematik der Muttersau),
  • wenn die Ferkel Stress haben, wenn es in sehr grossen Würfen zu wenig Milch für alle gibt.

Aus dem Alltag der Suisag-SGD-Tierärzte
Fall-Beispiele und Lösungs-Vorschläge aus dem Alltag der Tierärzte des Suiag-Schweinegesundheitsdienst (SGD). In dieser Folge von Annette Ogierman, Tierärztin beim SGD Schweinegesundheitsdienst Sempach-West der www.suisag.ch.