Kurz & bündig
- Ist das Wasser im Schweinestall verschmutzt, können sich Durchfallprobleme häufen.
- Eine Pumpe, die dem Tränkewasser Chlordioxid beimischt, kann die Tiergesundheit stabilisieren und den Antibiotika-Verbrauch massiv senken.
- Neben der Wasserqualität ist auch zu beachten, wie und wo den Tieren Wasser angeboten wird.

Tränkewasser ist eine entscheidende, aber häufig vergessene Komponente in der Tierernährung. Wie wichtig Hygiene im Tränkewasser ist, erlebte ein Abferkelbetrieb mit einem angegliederten Aufzuchtstall in der Region Entlebuch.

Auf dem Betrieb litten gehäuft Ferkel und Jager an Durchfallproblemen. Bei den Saugferkeln gab es teils sogar Todesfälle. Obwohl mehrmals Tiere mit typischen Symptomen untersucht wurden, konnte kein Erreger gefunden werden, der typischerweise Schweine krank macht.

Laboruntersuchungen deuteten bei beiden Alterskategorien mehrmals auf eine Überwucherung der Darmflora mit unspezifischen E. coli-Bakterien hin.

Verschiedene Optimierungen im Management (Futterqualität, Zeitpunkt Mutterschutzimpfungen, Reinigung und Desinfektion) brachten keinen überzeugenden Erfolg.

Hygienisch einwandfreie Wasserqualität für eine leistungsfähige Herde

[IMG 2] In Absprache mit dem Schweinegesundheitsdienst SGD wurden deshalb zusätzlich Wasserproben untersucht. Im Labor wurde festgestellt, dass die Proben den Anforderungen für Trinkwasser nicht genügten. Es wurden hohe Mengen an Escherichia coli und Enterokokken nachgewiesen.

Wasser ist das wichtigste Nahrungsmittel für Schweine. Die hygienisch einwandfreie Qualität ist ein massgeblicher Faktor für die Leistungsfähigkeit der Herde.

Eine unzureichende Qualität des Tränkewassers kann weitreichende Folgen für die Tiergesundheit haben. Die Beeinträchtigungen sind vielfach kaum erkennbar:

  • Die reduzierte Wasseraufnahme führt zu reduzierter Futteraufnahme.
  • Daraus resultieren geringere tierische Leistungen mit Verdauungsproblemen.
  • Reduzierter Harnabsatz provoziert Harnwegsprobleme.
  • Harnwegsprobleme können zu Nierenschäden führen.
  • Harnwegsprobleme können zu Metritis (Entzündung der Gebärmutterwand) und Unfruchtbarkeit führen.

Was entscheidet über die Wasseraufnahme einer Herde?

Der Hygienestatus des Tränkewassers entscheidet nicht alleine über die Wasseraufnahme einer Herde.

Wie das Wasser angeboten wird (Nippel, Tränkebecken, Tröge), wo es platziert ist und wie viele Tränkestellen es gibt: All das ist ebenfalls zu beachten. Rangniedere Tiere werden zum Beispiel nicht um Wasser kämpfen und deshalb eher zu wenig trinken.

Kriechströme über die Leitungen und Tränken lassen die Tiere die Wasseraufnahme auf das absolut nötigste Minimum beschränken.

Die Temperatur beeinflusst die Wasserakzeptanz

Die Wassertemperatur beeinflusst die Akzeptanz ebenfalls. Bei hohen Umgebungstemperaturen können Tiere durch die Aufnahme von kaltem Wasser und das Absetzen von warmem Harn eine beachtliche Thermoregulation herbeiführen.

Bei tiefen Umgebungstemperaturen senken die Tiere die Wasseraufnahme, wenn das Wasser zu kalt ist. Denn kaltes Wasser und kalte Nahrung muss das Tier auf Körpertemperatur erwärmen. Dazu braucht das Tier sehr viel Energie. Leichte Tiere erleiden dadurch ein Energiedefizit und werden krank.

Gelangt kalter Mageninhalt in den Dünndarm, wird er schlecht verdaut und provoziert Durchfall. Alle Verdauungsenzyme funktionieren nur in einem engen Temperaturoptimum.

Erfolgreiche Behandlung des Trinkwassers

Nehmen Schweine Wasser von schlechter Qualität zu sich, macht sich das erst schleichend bemerkbar. Auf dem Betrieb im Entlebuch führte die Behandlung des Tränkewassers mit Chlordioxid zu einer massiven und nachhaltigen Reduktion des Antibiotikaeinsatzes. Nicht nur der Durchfall und die Abgangsquote bei den Ferkeln konnten positiv beeinflusst werden. Auch im Jagerstall starteten die Schweine besser und es waren weniger Behandlungen nötig.

Im elektronischen Behandlungsjournal hatte die erfolgreiche Sanierung der Wasserversorgung einen erkennbaren Effekt auf die Leistungsdaten und die Antibiotikaverbräuche.

Verschiedene andere Schweinehalter in der Schweiz setzen seit Jahren Chlordioxid im Tränkewasser ein, um die Gesundheit ihrer Herde zu schützen. Auch einige Milchviehhalter haben damit schon Probleme mit zu hohen Zellzahlen in ihren Kuhherden gelöst.

Was ist Chlordioxid und wie wirkt es im Wasser?

Chlordioxid ist ein sehr effektives Desinfektionsmittel. Es kann dank einer chemischen Reaktion (Oxidation) Mikroorganismen abtöten und somit das Wasser desinfizieren.

Unter anderem findet Chlordioxid Verwendung bei der Trinkwasseraufbereitung von Stadtwasser und bei der Badewasseraufbereitung in Hallenbädern.

Im Schweinestall eignet sich Chlordioxid zur Sicherstellung einer einwandfreien Wasserqualität und verhindert die Neubildung von Biofilm in Leitungen, Nippeln und Tränkeschalen.

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«Ist der Chlordioxidkanister leer», so der Schweinehalter, «merkt man es aufgrund des Biofilms, welcher sich bald in Trögen und Tränkeschalen neu bildet.»

Chlordioxid oxidiert Wasserinhaltsstoffe wie Eisen und Mangan, die einerseits den Geschmack des Wassers beeinträchtigen können (Metallgeschmack) und andererseits zur Bildung des Biofilms beitragen. Chlordioxid hat das «alte Chlor» fast vollständig ersetzt.

Wasseraufnahme stieg markant 

Nach aktuellem Kenntnisstand ist Chlordioxid in den empfohlenen Dosierungen für die Gesundheit von Menschen und Tieren unbedenklich. In den Regionen Deutschlands mit einer hohen Schweinedichte setzen rund 60 Prozent der Schweinehalter Chlordioxid ein.

Der selten wahrnehmbare Chlorgeschmack beeinflusst die Wasseraufnahme der Schweine nicht negativ. Die Wasseraufnahme steigt meist markant an. Das wirkt sich positiv in Bezug auf Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und Milchfieber aus und verbessert die Nierenfunktion.

Kontinuierliche Tränkwasseraufbereitung mit Chlordioxid

Chlordioxid wird mit Hilfe einer speziellen Pumpe dem Tränkwasser beigemischt. Im Gegensatz zu Säuren, welche in der Tierhaltung im Prozentbereich eingesetzt werden, wird Chlordioxid dem Tränkewasser im Millionstelbereich zugegeben.

Der Vorteil von Chlordioxid gegenüber Säuren liegt darin, dass Hefen und einige andere Mikroorganismen bis pH 2 überleben können. Tränkenippel und Tröge sind nach Anwendung von Chlordioxid blank – das Mittel ist jedoch nicht korrosiv!

Die Chlordioxidlösung ist in der Anwendung günstiger als Säuren. Die Chlordioxidlösung enthält 0,5 % Chlordioxid. Sie wird in einer Dosierung von 80 ppm dem Tränkwasser der Schweine beigemischt. Die korrekte Dosierung kann mittels Teststreifen überprüft werden. Eine exakte Bestimmung kann mit Hilfe eines Messgerätes (Redoxmeter) vorgenommen werden, das die Leitfähigkeit des Wassers misst.