Kurz & bündig
- Prävention beginnt mit der «Disease Awareness»: Dem Bewusstsein über mögliche Risiken.
- Geeignete Massnahmen setzen fundierte Kenntnisse der Ursachen und Symptome voraus.
- Bezüglich gesundheitlicher Risiken sind der Schweinegesundheitsdienst der Suisag und Bestandestierärzte zuverlässige Informationsquellen.

Zum Gefahrenmanagement gehört, sicherzustellen, dass sich negative Ereignisse nicht wiederholen. Deshalb ist es im Alltag – sei es für sich persönlich oder im Schweinestall – hilfreich, sich gute Gewohnheiten anzueignen.

Das kann etwa bedeuten, konsequent alle drei Monate alle Teile der Fütterungs-Vorrichtungen zu reinigen. Passiert dies nicht, können vermehrt Todesfälle auftreten.

Die Hilfe zum Gefahrenmanagement kann eine elektronische Kalendererinnerung im Mobiltelefon oder ein Blatt Papier mit einer Liste samt Datum für die Reinigung sein.

Was bedeutet Gefahrenmanagement?

Gefahrenmanagement ist ein Prozess, der darauf abzielt, potenzielle Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu kontrollieren, um Schäden zu verhindern oder zu minimieren.

Dieser Prozess beinhaltet die Erkennung von Risiken, die Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen zur Risikovermeidung sowie die Bereitschaft zur Bewältigung unvorhergesehener Ereignisse.

Mögliche Risiken erkennen

Eine der grössten Herausforderungen in der Tierseuchenbekämpfung ist die sogenannte «Disease Awareness». Gemeint ist damit das Krankheitsbewusstsein. Dies gilt nicht nur für Tierseuchen, sondern für alle Krankheiten und auch für Schadenereignisse. Wichtig ist, die Mechanik und Symptomatik zu kennen.

Ansonsten ist es schwierig, das Schadenereignis zu erkennen und die nötigen Vorkehrungen treffen, damit es gar nicht auftritt. Die Meldepflicht lebt davon, dass sich TierhalterInnen der Krankheit bewusst sind und diese erkennen. Wichtig ist, sich eines möglichen Risikos bewusst zu sein und geeignete Massnahmen zu treffen. Nur so können Schadenereignisse verhindert werden.

Solch eine Massnahme kann beispielsweise sein, dass beim Verdacht auf eine untypisch verlaufende Krankheit immer ein gewisser Probeumfang genommen wird, um diese nicht zu verpassen. So werden beispielsweise bei im Rahmen des PathoPig-Programmes durchgeführten Sektionen immer auch Proben auf Schweinepest untersucht, um diese wichtige Erkrankung keinesfalls zu verpassen.

Anhand von drei Beispielen wird verdeutlicht, was Gefahrenmanagement im Alltag von Schweinehaltern bedeutet.

1. Husten: Grippe oder meldepflichtige Tierseuche?

Husten ist ein bekanntes Symptom und tritt häufig als saisonale Grippe im Stall auf.

Husten kann aber auch ein Symptom von Tierseuchen sein und ist in jedem Fall meldepflichtig (beim Tierarzt oder dem Schweingesundheitsdienst der Suisag).

Es ist nicht ratsam, hustende Tiere einzustallen. Im Falle einer Grippe fressen die Schweine eine Woche weniger, zudem ist es möglich, dass die Grippe auf den Menschen übergreift.

Es könnte aber auch eine Tierseuche wie die Ferkelgrippe (Enzootische Pneumonie EP) sein. Die Enzootische Pneumonie ist eine ansteckende Lungenentzündung der Schweine, die bei Mast- und Absetzferkeln häufig vorkommt. Der Schweingesundheitsdienst der Suisag koordiniert alle nötigen Abklärungen für die HalterInnen. Zudem besteht aktuell eine Zusammenarbeit mit der Schweineklinik Bern, um im Rahmen einer Doktorarbeit unter anderem Grippe-Risikofaktoren zu finden.

2. Rotlauf kann bei Masttieren erst im Schlachthof auftreten

Das Fleckfieber kann plötzlich im Schlachthof auftreten. Die Tiere scheinen vor dem Transport gesund und zeigen keine Hautveränderungen. Nach dem Transport, respektive nach dem Brühen, sind die typischen roten, eckigen Flecken zu sehen. Die Tiere gelten gemäss Fleischhygieneverordnung als ungeniessbar. [IMG 2]

Die Krankheit ist auch für den Menschen gefährlich. Die Ansteckung findet über Verletzungen der Haut statt. Dem Schweingesundheitsdienst der Suisag wurden seit Anfang 2024 mehrere Fälle gemeldet. Schutz bieten Handschuhe, sei dies als Landwirt beim Kontakt mit kranken Tieren oder als Metzger bei der Schlachtung.

Die Symptome können innerhalb von Stunden auftreten, da die Bakterien über die Nerven in die Haut gelangen und die eckigen Veränderungen verursachen. Begünstigt wird der Ausbruch durch Wetterwechsel, Stürme, Stress und erhöhten Erregerdruck. Rotlauf ist ein Bodenbakterium und überall vorhanden.

Treten solche Hautveränderungen beim Schlachtkörper trotz Reinigung und Desinfektion des Stalles vermehrt auf, ist eine Impfung der Masttiere sinnvoll. Je nach Erregerdruck ist es sinnvoll, ab einem Alter von acht Wochen im Abstand von zwei bis vier Wochen ein- oder zweimal zu impfen. Alpbetriebe impfen oft zweimal gegen Rotlauf, damit die Schweine nicht auf dem Betrieb an Rotlauf erkranken. [IMG 3]

3. Vergiftungsgefahr durch Güllegase

Im Abgangsjournal fallen Einträge auf mit mehreren Tieren, die am gleichen Tag verendet sind. Manchmal steht in der Bemerkung schon «Gas-Unfall» drin oder beim Nachfragen wird klar, dass es eine Güllegasvergiftung war. Es sollte jedoch immer an eine Tierseuche gedacht werden. War es eine Gasvergiftung, muss in diese Richtung nichts unternommen werden.

Aber Achtung: Nicht nur für die Schweine herrscht Todesgefahr! Neben Kohlendioxid, Ammoniak und Methan geht die Gefahr vor allem von Schwefelwasserstoff aus. Schwefelwasserstoff riecht in geringer Konzentration nach faulen Eiern.

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Gefährlich wird es besonders dann, wenn das Gas nicht mehr gerochen wird. Ab 200 ppm lähmt das Gas den Geruchssinn. Ab einer Konzentration von 500 ppm wirkt es stark giftig und kann nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit und zum Tod führen.

Während Methan und Ammoniak kontinuierlich freigesetzt werden, bleibt Schwefelwasserstoff in der Gülle gelöst und wird erst beim Bewegen der Gülle freigesetzt. Vorsicht ist daher immer dann geboten, wenn Gülle abgelassen, gerührt oder umgepumpt wird. Fehler können passieren, wenn die Gase zum Tier statt nach draussen gelangen oder zu wenig Luftumsatz vorhanden ist.

Wärme erhöht die Schwefelwasserstoff-Produktion, und windstilles Wetter vermindert die Verdünnung der Schadgase. Horrorszenario ist – nebst menschlichen Todesfällen – das Verenden vieler Tiere bei einem Güllegasunfall. Schwefelwasserstoff und Kohlendioxid sind schwerer als Luft: Bei einem beim SGD dokumentierten Fall sind Schweine an Schwefelwasserstoff gestorben.

Jeder Stall hat seine eigenen Herausforderungen. Sind diese aus Expertensicht oder aus schmerzhaften eigenen Erfahrungen bekannt, müssen Vorsichtsmassnahmen getroffen werden.

Praxistipps fürs Gefahrenmanagement

Husten:
- Keine hustenden, kranken, Schweine einstallen.
- Husten dem Bestandestierarzt oder dem Suisag-SGD melden.

Rotlauf bei Masttieren:
- Handschuhe zum Eigenschutz (Zoonose)
- evtl. Impfung

Güllegas:
- Wird Gülle bewegt, auf gute Belüftung achten.
- Keine Lebewesen in kritischen Kammern und Abteilen.
- Gülle möglichst bei kühlen Temperaturen bewegen.
- Aussenlagerung der Gülle ist der Lagerung im Stall unter dem Spaltenboden vorzuziehen.
- Gasverschlüsse zwischen Stall und Güllegrube.