Die Schweizer Landwirtschaft steht unter dem starken Druck von Politik, Umweltorganisationen, Detailhandel und Konsumenten. Von wem können die Bauernfamilien etwas erwarten?

Landwirtschafts-Minister Guy Parmelin ist wohl bei einem Apéro von Industrie oder Banken verschollen. Der fällt schon mal aus.

Rest-Bundesrat und Parlament sind mit sich selbst beschäftigt. Und erfahrungsgemäss funktioniert der Berner Polit-Zirkus wie ein Kinder-Zirkus: Man lässt sie am besten spielen und klatscht am Schluss begeistert. Dann sind sie stolz auf ihren Purzelbaum und geben ein paar Wochen Ruhe.

Von Migros, Coop & Co. können die Schweizer Landwirte erst recht nichts erwarten. Die quetschen nicht nur Zitronen bis auf den letzten Tropfen aus, sondern auch unsere Bauernfamilien.

Und die kritischen KonsumentInnen? Die überweisen lieber ein paar Hundert Franken an Greenpeace, WWF und Pro Natura – statt für denselben Betrag etwas teurere Landwirtschaftsprodukte mit IP-Suisse oder Bio Suisse Label zu kaufen. Zur Erinnerung: Bio Suisse hat am Lebensmittelmarkt in der Schweiz nach 40 Jahren immer noch einen Marktanteil von nur 10,8 Prozent!

Von den Schneeflöckli-Aktivisten der «Letzten Generation», die sich auf Strassen festkleben oder im Februar (!) vor dem deutschen Kanzleramt ungekeimte Kartoffeln im Rasen vergraben, reden wir lieber nicht. Die «Letzte Generation» wäre tatsächlich die letzte Generation auf dem Planeten Erde, wenn sie sich selbst ernähren müsste.

Die Schweizer Bauernfamilien sind also sich selbst überlassen und können – oder müssen – das machen, was sie schon seit Generationen erfolgreich tun: Neue Ideen suchen, am Stubentisch mit der Familie besprechen – und dann anpacken.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Familie Dupperex in Knonau ZH, bei der wir das ganze Jahr 2022 zu Gast sein dürfen. (An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Serge, Jean-Jacques und Maya! Ich weiss, dass wir Journalisten unendlich neugierig sind. Aber Ihr ertragt uns mit ebenso unendlicher Geduld.) Zwölf Monate lang dürfen wir der innovativen Bauernfamilie über die Schultern schauen. Unsere «Schulterblicke»-Serie ist damit sicher für viele Landwirte eine Inspiration.

Und dann gibt es auch in der Landtechnik-Branche gute Ideen: Wieso schliesst man eigentlich für Landmaschinen und Fahrzeuge keinen Kaufvertrag inklusive aller Lebensdauer-Kosten ab? In Industrie und Baugewerbe funktioniert das schon lange.

In der Rindviehzucht wurde der erste monetäre Zuchtindex der Schweiz entwickelt: Der «Swiss Index SWI» von der Interessengemeinschaft «IG Neue Schweizer Kuh» gibt dem Landwirt den Wert der Stier-Genetik in Schweizer Franken an.

Ein gutes Beispiel ist das neue «Hausschwein», das 20 Schweizer Bio-Landwirte und das FiBL für die Freilandhaltung züchten. Die Rasse soll robust sein und mit extensiver Fütterung zurecht kommen.

Neue Ideen findet man überall in der Schweizer Landwirtschaft. Wir verfolgen solche Ideen interessiert und präsentieren sie den Lesern, wobei wie beim «Hausschwein» auch kritische Stimmen ihren «StandPunkt» aufzeigen dürfen.