«Die geheime Liste der bäuerlichen Parlamentarier» versprach die Schlagzeile im «SonntagsBlick» Ende Dezember 2023. Der Schweizer Bauernverband sei verschwiegen, wenn man danach frage. Aber der «SonntagsBlick» habe «die bislang unbekannte Mitgliederliste gefunden und konnte sie exklusiv auswerten.»

Geheim? Ernsthaft? Auf der Website des SBV findet man die Liste der bäuerlichen Parlamentarier schon nach wenigen Klicks. Die «geheime Liste» der bäuerlichen Parlamentarier ist so geheim wie das Betty Bossi Bananenbrot-Rezept. «die grüne» publizierte sie nach Eidgenössischen Wahlen 2023 auch als Schweizerkarte.

Diese dem SBV unterstellte Geheimnistuerei schadet der ganzen Landwirtschaft. Darum bringen wir die Liste nochmals (S. 52). Sie enthält auch jene Politiker, die den Bauern kritisch gegenüber stehen. Schliesslich wollen wir wissen, woher der Wind weht.

Der «SonntagsBlick» kritisierte auch, dass «viele der bäuerlichen Parlamentarier keine Landwirte sind, sondern Mandatesammler. Sie vertreten Chemiekonzerne, Grossverteiler und Versicherungen.» Wir haben deshalb jene Politiker grün markiert, die Landwirt gelernt oder Agronomie studiert haben.

Auf der Website www.diegruene.ch/bundeshaus (wird laufend ergänzt) zeigen wir zudem, in welchen Parlaments-Kommissionen sie tätig sind, welche Mandate und politischen Ämter sie ausüben und wer ihre persönlichen Mitarbeiter und sind.

Und noch etwas kritisiert der «SonntagsBlick»: «Die Hälfte der bäuerlichen Parlamentarier kommt aus der SVP, der Rest aus Mitte und FDP.» Das stimmt. Dass die Grünen nur fünf sowie SP und GLP nur je einen Agrarpolitiker haben, zeigt aber nur das Desinteresse dieser Parteien an der Schweizer Landwirtschaft.

Zum Schluss dieser pitoyablen Recherche im «SonntagsBlick» kommt wie immer das Totschlagargument: «Die Bauern machen nur 2,3 % der erwerbstätigen Bevölkerung aus.» Tatsächlich?!?

Zusammen mit vorgelagerten/nachgelagerten Branchen zählt die Landwirtschaft 9 % aller Beschäftigten, doppelt soviel wie in der Verwaltung und drei Mal soviel wie in Banken. Wir wollen jetzt nicht darüber diskutieren, wer «wertvollere» Arbeitet leistet.

Vielleicht sollte die Kollegen beim «SonntagsBlick» mal ins Archiv gehen. Dort findet man beeindruckende Bilder von 1944, als die Bauern auf dem Sechseläutenplatz (grad vor der «SonntagsBlick»-Redaktion) Kartoffeln anbauten, damit die Städter nicht Hunger leiden müssen.

Das regt zum Denken an, welchen Wert Lebensmittel haben –und die Schweizer Bauernfamilien, die unser Essen produzieren. Geheime Listen können die «SonntagsBlick»-Journalisten dann in den Banken, bei Rohstoffhändlern und anderen moralfreien Branchen suchen, die ihre Lobbyisten im Bundeshaus haben.