An fünf Orten in den Kantonen Bern und Freiburg fuhren am Freitagabend rund 2200 LandwirtInnen mit 1100 Traktoren auf. So zum Beispiel in Thun (wo wir unsere Fotos aufgenommen haben), wo rund 200 Landwirte aus dem Berner Oberland mit 70 Traktoren am Rand der Autobahn A6 ein sichtbares und hörbares Zeichen setzten.

Für eine Viertelstunde erhellten die orangen Rundumleuchten und die weissen Arbeitsscheinwerfer den Himmel über der Autobahn. Solche Aktionen fanden gleichzeitig an fünf Orten statt:

OrtRegionTraktoren
Bleienbach BEOberaargau200
Kerzers FRFreiburger Seebezirk450
Rüeggisberg BEBern-Mittelland190
Schüpbach BEEmmental190
Thun BEBerner Oberland70

 

Organisiert hatte diesen lauten und gleichzeitig (weil völlig friedlichen) stillen Bauernprotest die über WhatsApp ad-hoc gebildete Gruppe «Weckruf Bauern Bern».

Drei verschiedene Gruppen organisieren verschiedene Bauernproteste

Seit Ende Januar 2024 arbeiten der Schweizer Bauernverband SBV mit seiner Forderung nach 5 bis 10 Prozent höheren Produzentenpreisen und einem Verzicht auf Sparmassnahmen der Politik sowie die prononcierter auftretenden BauernUnternehmen auf politischer Ebene an einer Verbesserung der Situation für die Schweizer Bauernfamilien.

Daneben machen sich drei verschiedene Gruppen in der Öffentlichkeit bemerkbar, die sich in den Social Media gebildet haben:

  • die Gruppe «Weckruf Bauern Bern» (über WhatsApp organisiert).
  • die schweizweite Gruppe «Bauern für euch» (über Facebook organisiert), die am 16. Februar 2024 mit über 200 Traktoren am «Brückentag» über Autobahnen protestierte.
  • die – zumindest verbal – deutlich aggressivere Gruppe «Révolte agricole Suisse» vor allem in der Romandie (über Facebook organisiert), die ausserhalb des Internets bisher aber erst durch umgedrehte Ortsschilder und kleinere Traktoren-Demonstrationen aufgefallen ist.

Die Gruppe «Weckruf Bauern Bern» hat bisher mit ihrer friedlichen Mahnwache von rund 2200 LandwirtInnen und 1100 Traktoren an fünf Orten in den Kantonen Bern und Freiburg am meisten beeindruckt.

«Wir wollen uns von verbalen Angriffen auf den Bauernverband distanzieren und uns eigenständig positionieren», erklärten die Organisatoren von «Weckruf Bauern Bern» am Freitag.

«Weckruf Bauern Bern» will keine aggressiven Bauernproteste wie im Ausland

Symbolbild mit Migros und Coop-Papiersäcken.EditorialBauernverband lanciert 10-Prozent-Evolution bei Migros, Coop & Co. – Editorial von Jürg VollmerMittwoch, 14. Februar 2024 Die Organisatoren von «Weckruf Bauern Bern» wollten keine Bauernproteste wie in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, wo der Verkehr blockiert oder gar Verwaltungsgebäude und McDonalds-Filialen mit Jauche bespritzt wurden.

Um solche Übergriffe zu verhindern – «um Druck aus dem Dampfkochtopf zu nehmen» – wollten sie den Berner LandwirtInnen die Möglichkeit geben, ihren Forderungen an Politik, Behörden und Grossverteiler Nachdruck zu verleihen. Und dies erklärtermassen, ohne die Bevölkerung gegen sich aufzubringen.

An der Versammlung in Thun forderte der lokale Organisator und Landwirt Christian Wenger aus Thierachern «weniger Bürokratie, faire Produzentenpreise und damit eine Zukunft für junge Landwirte».

Nationalrat und Landwirt Thomas Knutti (SVP/BE) aus Weissenburg ging noch einen Schritt weiter: «Wir wollen keinen dicken Katalog von Anforderungen für Direktzahlungen mehr, sondern einen Flächenbeitrag und einen Tierwohlbeitrag. Punkt.»

Generelles Ziel des Weckrufs sei eine Unterstützung der Forderungen, die der Schweizer Bauernverband SBV mit einer Petition an Bundesrat Parmelin adressiert habe. Man wolle dem nationalen Bauernverband  den Rücken zu stärken, erklärten die Organisatoren. Nach dem «Weckruf» am Freitagabend seien keine weiteren Aktivitäten geplant.

Bernhard Fuchs, Landwirt aus Brienz und Vorstandsmitglied des Berner Bauern Verbandes erklärte aber: «Wenn Politik, Behörden und Grossverteiler nicht auf unsere Forderungen reagieren, sind wir Landwirte bereit, auf die Hinterbeine zu stehen.»

Am Samstagabend wurden dafür im Kanton Bern an verschiedenen Orten Mahnfeuer angezündet. Diese Aktion wurde von der schweizweit aktiven «Révolte Agricole Suisse» organisiert.