Kurz & bündig
- Eine neue Schweizer Studie untersuchte die Eutergesundheit von 297 Kühen aus 31 Mutterkuhbetrieben im Engadin.
- Bei akuten Euterentzündungen wurden hauptsächlich Pasteurella multocida und Staphylococcus aureus nachgewiesen.
- Pasteurella multocida-Stämme von lungenkranken Kälbern konnten auch in den Milch-proben der Kühe nachgewiesen werden. Eine Übertragung vom saugenden Kalb auf das Euter ist wahrscheinlich.
- Unproduktive Viertel und vermehrte Euterentzündungen führen zu einer reduzierten Milchangebot für die Kälber und damit schlechteren Tageszunahmen.
- Eine gute Lungengesundheit der Kälber sowie ein gutes Hygiene- und Galtkuh-Management sind auch für eine gute Eutergesundheit wichtig.

In einem Betrieb mit 30 Mutterkühen sind in den letzten drei Wochen drei Kühe an einer akuten Euterentzündung erkrankt. Für einen Milchkuhbetrieb ist dies keine Seltenheit, für einen Mutterkuhbetrieb ist es eher aussergewöhnlich.

Akute Euterentzündungen kommen auch bei Mutterkühen vor. Meistens überlegt man sich beim Auftreten eines Falles noch nicht viel und behandelt die Kuh, wie jede andere Kuh mit einer akuten Euterentzündungen. Wenn aber innerhalb kurzer Zeit zwei weitere Fälle auftreten, sollte das ganze Geschehen etwas genauer untersucht werden.

Drei Tiere hatten hohes Fieber und einen entzündeten Viertel

Unser Beispielbetrieb hat schon seit langer Zeit Limousin-Mutterkühe sowie einige Kreuzungen mit Red Holstein. Ein Limousin-Stier läuft in der Herde mit. Vor acht Jahren wurde ein neuer Liegeboxen-Laufstall mit Platz für 30 Kühe gebaut. Die Liegeboxen und der grosse Kälberbereich werden mit betriebseigenem Stroh eingestreut.

Mit Eutererkrankungen hatte der Betrieb bis jetzt noch nie Probleme. Bei den drei Kühen, die in den letzten Wochen erkrankt sind, handelte es sich um eine Limousin-Kuh und um zwei Kreuzungstiere.

Alle drei hatten hohes Fieber und einen entzündeten Viertel. Der Allgemeinzustand der Kühe war reduziert. Nach der Behandlung durch den Tierarzt haben sich alle Tiere gut erholt.

Erregerspektrum bei Schweizer Mutterkühen

In einer neueren Untersuchung aus der Schweiz wurden bei 33 % der untersuchten Mutterkühe Erreger in der Milch gefunden. Staph. aureus, Pasteurella multocida, Strept. uberis und Strept. dysgalactiae wurden am häufigsten gefunden. Bei Kühen mit einer erkennbaren Euterentzündung waren Pasteurella multocida und Staph. aureus die häufigsten Erreger.

Auch in unserem Beispiel-Betrieb konnten wir bei zwei Kühen mit einer akuten Euterentzündung eine Milchprobe untersuchen und in beiden Pasteurellen nachweisen.

Typische klinische Anzeichen für eine Pasteurellen-Infektion sind dickflüssige, gelbe, zum Teil stinkende Milch oder ein wässriges Sekret mit Fetzen. Wenn zusätzlich in einigen Fällen auch noch Giftstoffe in die Blutbahn gelangen, können die Kühe schwer erkranken.

Wie hängen Euter- und Kälbergesundheit zusammen?

Ein weiteres Ergebnis der Schweizer Studie zeigte, dass 16 % der Kühe ein oder mehrere unproduktive (trockene) Viertel hatten, wobei den meisten Tierhaltenden diese Tatsache offensichtlich verborgen geblieben war.

Unproduktive Viertel und vermehrte Euterentzündungen führen zu einem reduzierten Milchangebot für die Kälber und damit schlechteren Tageszunahmen. Auch die veränderte Milchzusammensetzung kann die Kälberentwicklung negativ beeinflussen.

Erreger auf lungenkranken Kälbern werden auf Euter übertragen

Bei Infektionen mit Staph. aureus wird die Verbreitung in der Mutterkuhherde dadurch verstärkt, dass Kälber auch an anderen Kühen als an den eigenen Müttern saugen und damit als Vektoren dienen (vergleichbar mit Zitzenbecher bei Milchkühen).

Auch wird die Aufnahme von Staph. aureus-haltiger Milch durch die Kälber immer wieder mit dem späteren Auftreten von Euterinfektionen bei diesen Nachkommen in Verbindung gebracht.

Pasteurellen sind bei den meisten Atemwegsinfekten beteiligt. In der Studie konnte gezeigt werden, dass die gefundenen Pasteurellen-Stämme identisch waren mit Stämmen, die aus dem Nasen-Rachenraum von lungenkranken Kälbern isoliert wurden.

Dies legt den Verdacht nahe, dass die Pasteurellen vom Kalb auf das Euter übertragen wurden und erklärt auch den Unterschied zu den Milchkühen, bei denen Mastitiden durch Pasteurellen eher selten vorkommen. Insofern steht auch die Lungengesundheit der Kälber im direkten Zusammenhang mit Euterentzündungen bei Mutterkühen.

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Wie sieht es mit der Vorsorge aus?

Um Infektionen zu verhindern, sind vorbeugende Massnahmen wichtig. Gesunde, saubere und unbeschädigte Zitzen sind die wichtigsten Barrieren gegen das Eindringen von Krankheitserregern in das Euter.

Natürliche Abwehrmechanismen der Zitzen (Schliessmuskel, Längs- und Quer-falten, spezielle Haut im Strichkanal) sind bei Mutterkühen die einzige Möglichkeit, um ein Eindringen der Bakterien zu verhindern.

Milchkühe haben im Gegensatz dazu den Vorteil einer mindestens zweimal täglichen Zitzenreinigung sowie das regelmässige Dippen mit Zitzendesinfektionsmitteln nach dem Melken, um dem Keimdruck an der Zitze zu reduzieren.

Verschmutzungen der Zitzen vermeiden

Verletzungen der Zitzen durch das Saugen der Kälber können in Mutterkuhbetrieben kaum vermieden werden. Umso wichtiger ist es, auf eine gute Stallhygiene (saubere Laufwege) und saubere Liegeboxen / Liegebereiche zu achten, um Verschmutzungen der Zitzen zu vermeiden.

Auch ein gutes Herdenmanagement ist in einer Mutterkuhherde wichtig. Idealerweise gibt es eine Gruppeneinteilung der Herde in Galttiere, frisch gekalbte und laktierende Mutterkühe. Dies setzt eine konsequente und nachvollziehbare Aufzeichnung der Fruchtbarkeitsdaten voraus.

Das Notieren der Sprung-/KB-Daten sowie regelmässige frühe Trächtigkeitskontrollen mit Einschätzung der Trächtigkeitsdauer sind wichtig, damit die Kälber rechtzeitig abgesetzt werden können und die Mutterkühe ausreichend lange trocken stehen.

Eine ungestörte Galtphase ist für die Eutergesundheit und für die Produktion von hochwertigem Kolostrum zwingende Voraussetzung.

Auf ein gutes Stall- und Kolostrummanagement zu achten

Die frischgekalbten Kühe sollten bis drei Wochen nach dem Abkalben in einer separaten Gruppe gehalten werden, was den Stress für Mutter und Kalb deutlich senkt und somit zur Gesundheit der Kälber beiträgt. Die Unterteilung einer Herde in mehrere Gruppen ist insbesondere in kleinen Herden oft sehr schwierig oder nicht durchführbar. Umso wichtiger ist es hier, auf ein gutes Stall- und Kolostrummanagement zu achten.

Eine weitere Massnahme besteht in einer leistungsgerechten Fütterung, die sich an den einzelnen Laktationsphasen orientiert. So sind überkonditionierte Galtkühe problematisch, da sie zu Schwergeburten neigen und somit wiederum zu krankheitsanfälligeren Kälbern. Eine gute Mineralstoff- und Spurenelementversorgung ist ebenfalls wichtig, insbesondere in der Weideperiode. Sie unterstützt die natürliche Abwehr gegen Krankheitserreger.

Eine gute Fliegenbekämpfung während des Sommers hilft ebenfalls, Eutererkrankungen zu vermeiden. Kühe mit ungünstigen Euterformen (sehr tiefe Euter, sehr kurze Zitzen) sollten mit der Zeit ausgemerzt werden.

Beispiels-Betrieb hat Massnahmen ergriffen

Wie ging es auf unserem Betrieb weiter? Für die frisch gekalbten Kühe wurde eine separate Gruppe geschaffen und die frischgeborenen Kälber werden in Zukunft gegen Atemwegsinfekte geimpft.

Auch wenn akute Euterentzündungen auf Mutterkuhbetrieben nach wie vor eher selten sind, ist es doch wichtig, ein gutes Herdenmanagement zu betreiben, damit Kälber- und Kuhgesundheit auf einem guten Niveau bleiben.