Kurz & bündig

  • Ordnung und Sauberkeit sind auf dem Schnittblumenfeld zentral.
  • Die Lage (Dorfeingang), gute Parkplätze und ein ganzjähriges Blumen-Angebot gehören zu den Erfolgsfaktoren.
  • Sonnenblumen, Gladiolen, Pfingst-rosen und Dahlien sind besonders rentabel.
  • Der Deckungsbeitrag sei auch heute noch viel höher als bei den meisten anderen Kulturen in der Landwirtschaft.
  • Jedes Schnittblumenfeld ist bezüglich Aufwand und Ertrag individuell.
  • Die Hauptkunden von Schnittblumenfeldern haben oft einen eigenen Garten.

Weiblich, 2.5 Zimmerwohnung, ohne Garten, Freude an Blumen – so habe ich mir vor dreissig Jahren meine wichtigsten Kunden vorgestellt», erzählt Hans Hagenbuch und lacht. Dass das ziemlich falsch ist, hat er schnell gemerkt.

Hans Hagenbuch weiss, wovon er spricht. Schon 1991 hat er in Oberlunkhofen AG mit den Schnittblumen begonnen. «Schnittblumenfelder kannte man zu dieser Zeit noch fast nicht», er habe sich deshalb am Anfang viel Zeit für den neuen Betriebszweig genommen.

Ganze Wochenenden verbrachte Hagenbuch in den Anfangsjahren im Feld und sprach mit Kunden. Sein Ziel: Herausfinden, wer die Hauptkunden sind und wie ihre Bedürfnisse aussehen.

Hagenbuch erklärt: «Leute, die bei uns Blumen einkaufen, haben oft einen eigenen Garten mit Blumen. Die wollen sie aber nicht abschneiden – deshalb kaufen sie bei uns ein.» Diese Leute verstehen etwas von den Blumen und würden sie niemals niedertreten.

Schnittblumen muss man wie einen Haupt-Betriebszweig behandeln

Schwieriger werde es, wenn Kinder oder Hunde dabei sind. «Wir haben uns lange überlegt, wie breit die Wege sein sollten», sagt Hans Hagenbuch. 70 bis 80 Zentimeter haben sich als ideal herausgestellt. Seit 2018 sät sein Sohn Christoph Rasen ein. «Damit sieht das Schnittblumenfeld sehr viel besser aus», ergänzt seine Frau Marlis.

«Schnittblumen sprechen nur über das Auge an», weiss Hagenbuch. «Das war für mich als damaligen Milchbauern völlig neu.» Er betont: «Wer mit Feld-Schnittblumen erfolgt haben will, muss diesen Betriebszweig wie einen Haupt-Betriebszweig behandeln.»

Damit meint Hagenbuch, wenn sieben Arbeiten auf der Prioritätenliste stehen, müssen die Blumen spätestens an zweiter Stelle kommen. «Man muss jeden Tag durch die Blumen und jeden Morgen aufräumen, das ist ein sehr wichtiger Aspekt, um ein Schnittblumenfeld erfolgreich zu betreiben.»

Die Lage, Parkplätze und das Angebot sind wichtig

Begonnen hat Hans Hagenbuch mit 10 Aren gleich neben dem Betrieb. «Auf dem freien Feld fahren die Leute zu schnell und sie schauen weniger, deshalb schaute ich mich nach Parzellen am Dorfeingang um».

Er suchte nach Parzellen möglichst an einer Hauptstrasse mit viel Verkehr, die vom Auto aus gut sichtbar sind. «Es war schwierig, diese Parzellen zu pachten», erklärt Hagenbuch, «denn gut gelegene Felder gehörten oft Bauunternehmungen, die nicht an einer langen Pachtdauer interessiert waren.»

Zu Spitzenzeiten bewirtschaftete Hagenbuch bis zu 2 Hektaren Schnittblumen auf fünf verschiedenen Feldern, die sehr gut gelegen sind.

Ausser der guten Lage brauche es gute Parkplätze. «Vor allem ausserorts trauen sich viele Leute nicht, anzuhalten. Ich behaupte, dass die Kunden über mehrere Tage durchschnittlich fünf Mal an einem Feld vorbei fahren, bis sie dort anhalten.»

Es gebe aber auch das Gegenteil: «Manche Leute lauern im Frühling regelrecht auf die Osterglocken.» Diese seien aber seltener.

Auf dem Schnittblumenfeld soll es von Frühling bis Herbst blühen

Hagenbuch schreibt klar an, was er für seine Schnittblumen verlangt. Am besten seien zum Beispiel Gladiolen oder Sonnenblumen, sagt er, denn diese verzweigen sich nicht.

Schwieriger sei es bei den Pfingstrosen: «Da blüht vielleicht schon eine Blume. Aber da sich die Pfingstrose stark verzweigt, hat es an einem Stängel noch mehrere Knöpfe dran.»

«Und trotzdem haben wir Pfingstrosen», sagt Hagenbuch und lacht, «sie sind aufwändig, denn man kann sie erst im vierten Jahr schneiden – da machen viele Mitbewerber nicht mit.»

Eine Blume der Pfingstrose verkauft Hagenbuch für 2.50 Franken. Einen ganzen Stiel für 7.50 Franken. Es sei eine rentable Kultur, obwohl sie teuer im Anbau sei. «Die Pfingstrose hat viele Liebhaber», weiss Hagenbuch. Als weitere besonders rentable Schnittblumen nennt Hagenbuch die Sonnenblumen, Gladiolen und Dahlien.

Bei der Anbauplanung sei es ausserdem wichtig darauf zu schauen, dass von Frühling bis Herbst immer etwas blühe. Das sei nicht nur eine Frage der Blume und der Sorte, sondern auch eine Frage der Menge. Hans Hagenbuch baut lieber 50 Prozent zuviel an, als ausverkauft zu sein. «Es ist mir wichtig, dass es immer was hat.» Aber das sei eine Frage der Strategie, sagt er.

Es braucht nicht viel, um mit Schnittblumen zu starten

In den 1990er-Jahren hatte Hagenbuch für die Schnittblumenfelder noch Maschinen eingesetzt, die er in der Landwirtschaft brauchte. «Ein drei Meter breiter Pflug, Egge, Fräse – das ist gut für den Start, bewährt sich auf Dauer aber nicht.» Später hatte er einen Einachser – das war dann aber zu wenig.

Heute ist Hagenbuch mit einer eineinhalb Meter breiten Fräse für den Traktor zufrieden. Dazu brauche es einen leistungsfähigen Rasenmäher für die Rasenwege zwischen den Beeten und eine Rückenspritze für das Herbizid. «Vor allem Round-Up kommt zum Einsatz», sagt Hagenbuch. «Für die Blumen ist sonst kaum was zugelassen.»

Die Frage nach dem Arbeitsaufwand ist für Hagenbuch schwierig zu beantworten. Er rechnet, dass er für 50 bis 80 Aren eine volle Arbeitskraft während sechs Monaten braucht.

«Die Fläche sagt aber nicht viel aus», ergänzt Hagenbuch, «wer viel Sommerflor anbaut, hat sehr viel mehr Arbeit.» Und es komme darauf an, ob man mechanisiert sei. Ein Schnittblumenfeld könne auch für einen Kleinbetrieb interessant sein. «Es gibt nur wenige Phasen, wo man zu dritt oder zu viert sein muss, beispielsweise beim Setzen.»

Bezüglich der Verteilung der Arbeit über das Jahr gebe es nur im Winter keine Arbeit. Wobei Hagenbuch auch schon am 23. Dezember Tulpen gesetzt hat, weil es wegen der Witterung früher einfach nicht ging.

«Das Schöne an Schnittblumen ist, dass man von einer Parzelle mit Sonnenblumen bis zum aufwändigen Schnittblumenfeld mit dreissig verschiedenen Blumen alles machen kann», sagt Hagenbuch. «Und wenn man mehr investiert, wird auch meistens der Stundenlohn besser», ist Hagenbuch überzeugt.

Die Preise variieren je nach Lage des Schnittblumenfeldes

Der Deckungsbeitrag sei weit höher als bei den meisten anderen Kulturen in der Landwirtschaft. «Heute müssen wir uns an den Mitbewerbern orientieren», erklärt Hagenbuch. Auf die unverbindlichen Verkaufspreis-Empfehlungen im Wirz-Kalender schaut er hingegen nicht.

Die Preise kalkuliert Hagenbuch von oben nach unten. Wird der Preis an einem Ort nicht bezahlt, geht er mit dem Preis runter. So kommt es, dass er auf dem Schnittblumenfeld im ländlichen Oberlunkhofen AG nicht die gleichen Preise hat wie in Hedingen nahe der Stadt Zürich.

Im freien Feld wird mehr gestohlen als am Dorfeingang

Die Zahlungsmoral ist nicht bei allen Kunden gleich ausgeprägt. Doch wie viel effektiv gestohlen wird, kann Hagenbuch nicht sagen. «Ich denke, es werden 70 bis 90 Prozent bezahlt. Ich habe schon Stunden damit verbracht, um herauszufinden, warum die Leute Blumen stehlen und dabei so manche kuriose Geschichte erlebt.»

Es seien nicht die wenig Verdienenden, die stehlen. Hagenbuch beobachtet, dass sich die Blumendiebe querbeet über alle Einkommens- und Alters-Gruppen verteilen: «Vom Gymnasiasten bis zum wohlhabenden Geschäftsmann ist der Prozentsatz der Diebe genau gleich», ist Hagenbuch überzeugt.

Im freien Feld werde mehr gestohlen, sagt Hans Hagenbuch. Deshalb sei es verständlich, dass einige Berufskollegen ihre Schnittblumenfelder einzäunen und man nur Blumen schneiden kann, wenn jemand die Kasse bedient. «Allerdings nimmt man allen ehrlichen Leuten das Einkaufserlebnis – und das sind die meisten», sagt Hagenbuch.

Bis um die Jahrtausendwende waren die Schnittblumen für die Familie Hagenbuch ein Haupt-Betriebszweig. «Wir hatten Milchkühe und Blumen.»

Hagenbuchs Schnittblumen sind auch nach 30 Jahren rentabel

Heute handelt Hans Hagenbuch mit Maschinen und der Betrieb wird von Sohn Christoph geführt. Seine Frau Marlis und Sohn Andreas mit dessen Frau betreiben das zum Betrieb gehörende Restaurant «Zum Bauernhof.

«Durch die vielen Projekte habe ich immer weniger Zeit in die Blumen investiert, und es hatten auch nicht immer alle Mitarbeiter gleich viel Freude an den Blumen», sagt Hagenbuch.

«Und doch mache ich weiter, weil Schnittblumen eine gute Kultur sind, die zum Betrieb passen, die Freude machen – und weil die Blumenfelder auch wirtschaftlich sind. Die Blumen passen zum Ganzen: Für Restaurant-Gäste, die noch schnell ein paar Blumen holen. Oder für Leute, die ins Hoflädeli wollen und bei den Sonnenblumen hängen bleiben.»

Hinfahren und parkieren kann man bei Hagenbuchs gut. Die Kunden kommen nicht nur mit dem Auto, sondern auch mit der Vespa.

Gerade als wir uns verabschieden, schwingt sich eine Kundin auf ihren Roller und fährt lässig davon. Aus dem Rucksack lugt ein Strauss Sonnenblumen.

 

Betriebsspiegel «Bauernhof»

Betriebsleiter: Christoph Hagenbuch (Ackerbau) undHans Hagenbuch (Kühe und Blumen), Oberlunkhofen AG

LN: 60 ha

Bewirtschaftung: ÖLN

Betriebszweige: Ackerbau, Schnittblumen, Mutterkühe, Lohnarbeiten im Kartoffelanbau, Direktvermarktung

Kulturen:Kartoffeln, Karotten, Raps, Weizen, Mais, Süsskartoffeln, Grünland

Tierbestand:300 Legehennen, 25 Mutterkühe

Arbeitskräfte: Hans Hagenbuch (50 %) und Christoph Hagenbuch (50 %), zwei polnische Mitarbeiter (je 80 %), Taglöhner

www.zumbauernhof.ch/ www.netagco.ch