Gleich drei Bauern-Organisationen kritisierten in Bern die Sparpläne des Bundes zulasten der Schweizer Landwirtschaft: Schweizer Bauernverband SBV, Schweizerischer Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV und die Junglandwirtekommission JULA. Die Schere gehe immer weiter auf zwischen den Auflagen des Bundes an die Produktion und den dafür zugesicherten Entschädigungen.
Besonders unfair sei der Sparplan des Bundes, weil die Landwirtschaft keinerlei Schuld am Finanzloch trage, erklärte Martin Rufer, Direktor des Schweizer Bauernverbandes SBV. Während die Gesamtausgaben des Bundes in den letzten 12 Jahren um 40 Prozent gestiegen seien, sei das Agrar-Budget seit 20 Jahren stabil. Aktuell liege der Anteil noch bei 4,5 Prozent der Bundesausgaben.
Mit der Kürzung des Agrarbudgets verliert jede Bauernfamilie 1300 Franken pro Jahr
«Der Bundesrat spart nicht dort, wo der Speck sitzt und die Ausgaben stetig wachsen, sondern bei den schwach gebundenen Ausgaben», kritisierte Martin Rufer.
SBV-Direktor Martin Rufer rechnete vor, dass die geplante Kürzung des Agrarbudgets um 2 Prozent alleine für das Jahr 2024 Einbussen von 1300 Franken pro Bauernfamilie mit sich bringen werde. Hinzu kämen Kürzungen im vierjährigen Rahmenkredit um 0,1 Prozent.
«Die Sparmassnahmen zulasten der Landwirtschaft sind Diebstahl und moralisch verwerflich!»
Mit den vom Bundesrat geplanten Sparmassnahmen würden die Bauernfamilien zum Opfer einer verfehlten Finanzpolitik, betonte auch SBV-Präsident Markus Ritter. Der Bundesrat treffe zudem eine Branche, die wirtschaftlich bereits verletzlich sei.
«Das Einkommen der Bauernfamilien ist heute viel zu tief», erklärte Anne Challandes, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes SBLV, «am schlimmsten im Berggebiet, dort liegt der durchschnittliche Arbeitsverdienst je Familienarbeitskraft bei nur 43'000 Franken pro Jahr.»
Aus Sicht von SBV, SBLV und JULA ist es «ein Verstoss gegen Treu und Glauben, bestellte Leistungen nicht zu bezahlen». SBV-Präsident Markus Ritter sprach sogar von einem «Diebstahl, die Sparmassnahmen des Bundesrates zulasten der Landwirtschaft sind deshalb moralisch verwerflich!».
Die Rechnung bezahlen am Schluss die heutigen Junglandwirte
Zu den geplanten Budgetkürzungen komme noch die Planungsunsicherheit, erklärte Leana Waber, Vizepräsidentin der Junglandwirtekommission JULA. So seien zum Beispiel die Biodiversitätsförderflächen BFF mit 3,5 Prozent der Ackerfläche «gut gemeint, aber schlecht umgesetzt. Unser Betrieb kann eine Hektare des besten Ackerlandes nicht mehr bewirtschaften».
Das sei nicht nur mit grossen wirtschaftlichen Verlusten verbunden, das könne sich unsere Gesellschaft heute gar nicht mehr leisten. Leana Waber forderte, dass die LandwirtInnen faire und stabile Rahmenbedingungen erhalten – und damit verlässliche Perspektiven für die Zukunft.