Kurz & bündig
- Bei drei Aargauer Landwirten wurde in einem Feldversuch ein Teil des Maises auf Dämmen angesät. Zweimal bei Silomais und einmal bei Körnermais.
- Der Körnermais auf Dämmen brachte mehr Ertrag als normal gesäter Körnermais. Bei der einen Silomaisparzelle war es umgekehrt, da brachte der Silomais auf Dämmen im Vergleich weniger Ertrag.
- Potenzial für Dammmais würde bei Frühsaaten bestehen, dank schnellerer Bodenerwärmung oder in nassen Jahren.
Die Idee der Dammformung ist, dass sich der Boden durch die grössere Oberfläche schneller erwärmen kann und dadurch das Maiskorn früher keimt und ein gutes Wurzelwerk bildet. Um diese Vorteile zu nutzen, wurde die Maschine Dammprofi für Reihenkulturen des holländischen Geräte-herstellers Evers ursprünglich für die kühlen und nassen Bedingungen in Norddeutschland entwickelt. In Holland und Deutschland wird sie zunehmend auch in guten Maisanbaugebieten eingesetzt.
Neu auch in der Schweiz. Am Feldtag der Leiser AG wurde die Maissaat auf Dämmen erstmals in Oberwil bei Büren präsentiert (siehe «die grüne» Ausgabe 9/2022 oder www.diegruene.ch/damm-mais).
Der Dammprofi wurde dieses Jahr auch im Feld getestet. Drei Landwirte aus dem Kanton Aargau haben am Feldversuch mitgemacht und einen Teil ihres Maises auf Dämmen säen lassen. Landwirt und Lohnunternehmer Thomas Haller aus Birrhard hat die Parzellen angesät. Er hat innerhalb einer Maisparzelle einen Teil seines Körnermaises auf Dämmen angelegt. Die Leiser AG als mehrjähriger Generalimporteur von Evers-Maschinen in die Schweiz hat den Dammprofi zur Verfügung gestellt.
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Die beiden anderen Landwirte, Michael Suter aus Hendschiken und Patrik Huber aus Birrhard, haben jeweils einen Teil des Silomais auf Dämmen angelegt. Dabei wurde nach Kunstwiese die Schälfräse von Maschio eingesetzt und die oberste Schicht abgetragen, damit das Gras vertrocknet. Anschliessend wurde mittels Dammprofi und aufgesattelter Einzelkorn-Sämaschine der Mais in einem Arbeitsgang gesät.
Was halten die Landwirte von der neuen Technik?
Praxisversuch Dammmais
Feld Huber: Silomais
- Gleiche Parzelle, je 160 Aren normaler und Dammmais
- Saattermin: 20. Mai
- Vorkultur Kunstwiese
- Bodenbearbeitung mit Schälfräse
Feld Suter: Silomais
- Zwei verschiedene Parzellen
- Saattermin: 25. Mai
- Vorkultur Kunstwiese (2 Schnitte geerntet)
- Mist ausgebracht
- Bodenbearbeitung mit Schälfräse
Feld Haller: Körnermais
- Gleiche Parzelle, ein Teil normaler Mais, ein Teil Dammmais
- Saattermin: 22. April
- Vorkultur Zuckerrüben
- Mist und Gülle ausgebracht
- Bodenbearbeitung mit Grubber
«Der Dammmais-Bestand ist schneller aufgelaufen»
Michael Suter und Thomas Haller haben beobachtet, dass sich der Dammmais-Bestand schneller entwickelt hat. Die Parzelle mit Dammmais wurde jeweils
pro Betrieb am selben Tag wie der normale Mais gesät. «Ich hatte das Gefühl, dass der Dammmais immer ein Blatt mehr hatte als der normale Mais», sagte Thomas Haller. Ausserdem wies in einem Vergleich die Dammmais-Pflanze deutlich längere Wurzeln auf als die normal gesäte Maispflanze.
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Patrik Huber hingegen hat bei seinem Silomais keinen Entwicklungsunterschied gesehen. Er hat auf einer über drei Hektar grossen Parzelle je die Hälfte Dammmais und die andere Hälfte normal Mais angesät. Selbst bei der Drohnenaufnahme und der Begutachtung der Wurzeln konnte von Auge kaum ein Unterschied festgestellt werden. Bei der Ernte vom Silomais sagten die Zahlen dann etwas anderes. Bei Patrik Huber wurde der Ertrag direkt vom Maishäcksler mittels NIR-Sensor erhoben. Während der normale Mais im Schnitt 149 dt TS pro Hektare Ertrag gab, konnte beim Dammmais lediglich 131 dt TS pro Hektare geerntet werden. Warum war der Ertrag so viel tiefer?
«Vielleicht war ein Kiesnest innerhalb der Parzelle. Oder es war trocken, so dass sämtliche Vorteile vom Dammmais in nassen Jahren – schnellere Abtrocknen und Erwärmen des Bodens – dieses Jahr nachteilig waren. Ausserdem liegt die Pflanze höher und braucht eine längere Wurzel, um ans Wasser zu gelangen», meint Patrik Huber.
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Körnermais auf Dämmen gab mehr Ertrag, Silomais weniger
Beim Körnermais hingegen sah es besser aus. Der Dammmais brachte rund 97 kg/a Nettoertrag, während beim normal gesäten Mais zwischen 85 und 92 kg geerntet wurde. «Normalerweise ernten wir in unserer Region rund 140 kg/a. Dieses Jahr hat einfach das Wasser gefehlt», erklärte Thomas Haller.
Der höhere Ertrag könnte sich beim Körnermais auf Dämmen durch schnellere Entwicklung erklären. Möglicherweise war beim Dammmais das Blütenstadium bereits fortgeschritten, während der normale Mais in der Blüte war, als die Trockenperiode kam.
Mais ist während der Blüteperiode besonders stressanfällig. Herrscht in dieser Zeit Wassermangel, ist die Qualität des Pollens schlechter und die Befruchtung kann fehlschlagen. Im schlimmsten Fall hat der Kolben keine Körner.
Wann und wo macht Dammmais Sinn?
Es kann also nicht genau gesagt werden, ob der Dammmais trockenheitstoleranter ist oder nicht. Die Ergebnisse sind widersprüchlich. Trotzdem sehen die Landwirte ein gewisses Potenzial für Dammmais.
Gerade, wenn der Mais eher früh gesät werden möchte, kann die schnellere Bodenerwärmung des Dammes die Keimung beschleunigen. Dies begünstigt eine gute Jugendentwicklung. Somit kann das Ertragspotenzial besser ausgeschöpft werden und der Mais ist konkurrenzfähiger.
Im Kanton Aargau wird ein grosser Teil des Schweizer Zuckermaises angebaut. Da dieser bereits ab Ende März gestaffelt gesät wird, muss er mit Folie bedeckt werden. Thomas Haller und Michael Suter würden daher Potenzial für Zuckermais auf Dämmen sehen. Zu diesem Verfahren gibt es aber noch keine Versuche.
Patrik Huber sieht Potenzial für Dammmais in nassen Jahren. Besonders auf Parzellen, die zu Staunässe neigen, würde das Wasser zwischen den Dämmen bleiben. Der Mais würde auf dem Damm eher im Trockenen bleiben.
Die Gülleausbringung war schwierig, Pflug unmöglich
Nebst den genannten Vorteilen brachte das Verfahren auch einige Schwierigkeiten mit sich. Bei Patrik Huber wurde der normale Mais mittels Pflugverfahren gesät. Dann versuchte Thomas Haller, den Dammmais direkt in die Pflugfurche zu säen. Das war unmöglich, da es mit dem Dammprofi die lockere Erde zusammengestossen hat. Für den Einsatz des Dammprofis braucht es ein flach bearbeitetes Saatbeet, damit etwas Widerstand zur Formung der Dämme besteht. Mit der Schälfräse funktionierte es gut.
Die Gülleausbringung war ebenfalls eine Herausforderung. Patrik Huber brachte nach dem Auflaufen der Pflanzen Gärgülle mittels Schleppschlauch aus. Wegen der lockeren Dämme hat sich teilweise Erde am Schleppschlauch angesetzt, welcher die Pflanzen etwas umgeknickt, aber nicht nachhaltig beschädigt hat. Ausserdem befindet sich die Gülle zwischen den Dämmen und nicht dort, wo sie sein sollte, nämlich bei der Maispflanze.
Bezüglich Unkrautdruck konnte bei niemandem ein Unterschied zwischen den Verfahren festgestellt werden. Die Parzellen wurden jeweils gleich behandelt.
Ernte gut alles gut, neuer Versuch für nächstes Jahr
Die Ernte verlief ebenfalls einwandfrei. Beim Häckseln musste lediglich das Maisgebiss etwas angehoben werden, damit der Balken nicht in die Dämme fuhr. Das Stoppelmulchen war schwieriger, da einige Dämme durch die Ernte platt gefahren waren und einige noch bestanden. Da musste aufgepasst werden, dass man nicht zu tief mulcht. Anschliessend konnte der Boden mittels Grubber wieder ausgeebnet werden.
Thomas Haller hat bereits Pläne für nächstes Jahr. Er möchte nach Zuckerrüben Sommerhafer als Gründüngung ansäen und diese im Frühling eingrubbern. Dann möchte er versuchen, den Dammmais direkt einzusäen.
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Auch Michael Suter will nochmals am Versuch teilnehmen. «Wir werden es nächstes Jahr nochmals machen, mit der Idee, einen klaren Vergleich machen zu können. Dieses Jahr hat man sich erst mal hingetastet».
«Ich würde nächstes Jahr wieder beim Versuch mitmachen, aber würde sicher nicht auf Damm-Mais umstellen», erklärt Patrik Huber. Häufig ist es so, dass Landwirte maschinell bereits für ein Anbauverfahren eingerichtet sind. Daher ist es schwer denkbar, dass ein Landwirt für sich alleine einen Dammprofi anschaffen wird.
Für einen Lohnunternehmer kann die Anschaffung durchaus interessant sein.
Interview: Was sagt Matthias Anliker von der Leiser AG zum Dammmais?
Nachgefragt bei Matthias Anliker von der Leiser AG, wie er die Ergebnisse und den Einsatz vom Dammprofi einschätzt.
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Wo sehen Sie Potenzial für Dammmais?
Matthias Anliker: Einen grossen Vorteil sehe ich beim Mais, der unter Folie angebaut wird. Durch die schnellere Entwicklung des Dammmaises könnte allenfalls die Folie ersetzt werden. Das würde Zeit und Geld sparen und die Umwelt schonen. Versuche in Holland im normalen Silomaisanbau haben gezeigt, dass sich die Folie kompensieren lässt. Ich würde es sehr begrüssen, wenn wir in der Schweiz im nächsten Jahr entsprechende Versuche mit Süssmais machen könnten.
Ausserdem haben wir es heute verstärkt mit klimatischen Herausforderungen zu tun. Zuerst Trockenperioden, dann wieder Starkniederschläge. Dammkulturen haben hierbei klare Vorteile. Durch die Dammformung liegt der Mais etwas höher und bei hohen Niederschlagsmengen kann das Wasser zwischendrin abfliessen. Der Mais steht somit nicht im Nassen.
Auch bei Trockenheit kann Dammmais Vorteile bringen. Durch die schnellere und tiefere Wurzelbildung gelangt die Pflanze bei Trockenheit länger an Feuchtigkeit. Ausserdem wird bei der Dammformung die oberste Bodenschicht mit dem höchsten Humusanteil genutzt. Dies und die grössere Bodenoberfläche tragen dazu bei, dass Wasser besser aufgenommen und gespeichert werden kann.
Voraussetzungen für den erfolgreichen Anbau von Dammmais, insbesondere in Bezug auf Trockenheitstoleranz, ist die möglichst flache Bodenbearbeitung. Diese sollte minimal (ca. 5 cm) sein und mit einer Scheibenegge, Flachgrubber oder Schälfräse erfolgen. Somit wird verhindert, dass der Boden zu stark austrocknet und der Damm nur mit ausgetrockneter Erde geformt wird.
Wie erklären Sie den tieferen Ertrag beim Silomais von Patrik Huber?
Im Dammmais-Verfahren bildet der Mais schneller mehr Wurzelmasse aufgrund der schnelleren Bodenerwärmung. Dies insbesondere auch in die Tiefe. Das war beim Körnermais auf Dämmen bei Thomas Haller gut ersichtlich, wie der Bildvergleich der Wurzeln der Jungpflanzen oben zeigt. Voraussetzung dafür ist aber ein Boden, der tiefes Wurzeln ermöglicht. Also keine blockierenden Kiesschichten. Das könnte bei Patrik Huber ein Problem gewesen sein.
Ausserdem haben Versuche und ausführliche Messungen in Holland gezeigt, dass der TS-Ertrag vom Dammmais eher etwas tiefer liegt. Dafür sind die Stärke- und Mineralstoffgehalte höher, also insgesamt eine bessere Qualität. Ausserdem kann der TS-Ertrag mit einer späteren Ernte positiv beeinflusst werden, weil der Dammmais länger wächst. Bei Patrik Huber wurde der Dammmais gleichzeitig wie der normale Mais geerntet.
Kann man im Dammmais mechanische Unkrautbekämpfung betreiben?
Ja das ist mit einem Hackstriegel gut möglich, der sich auch für Dammkulturen eignet. Für die Maispflanze auf dem Damm stellt jedoch die Bewachsung von Beikräutern im Tal weniger direkte Konkurrenz dar. Denn der Mais liegt höher und hat dadurch bessere Licht- und Wachstumsbedingungen.
Kann der Mais die Nährstoffe aufnehmen, wenn die Gülle zwischen den Dämmen liegt?
Auch wenn die Gülleausbringung eher im Tal erfolgt (Schleppschlauch legt sich dorthin) ist die Aufnahmefähigkeit durch die Maispflanze gegeben, welche ein breites und tiefes Wurzelwerk hat. Denn selbst im konventionellen Anbau wird ein Grossteil der Nährstoffe (Gülle oder Düngerkörner) zwischen den Reihen und nicht direkt bei der Maispflanze abgelegt. Zudem wurde bei den Versuchen durchwegs eine Unterfussdüngung hinter der Grubberschar gemacht.
Sehen Sie auch Nachteile beim Einsatz vom Dammprofi?
Jedes Verfahren hat Vor- und Nachteile. Einen Knackpunkt sehe ich zum Beispiel im Biolandbau, wenn Mais nach Grünland gesät werden soll. Da ist aus meiner Sicht das konventionelle Pflugverfahren immer noch die sauberste Lösung.
Zudem ist aufgrund der Grösse der Maschinenkombination und der Dämme generell dieses Verfahren weniger für kleine, sehr steile und verwinkelte Parzellen geeignet.
Und wie bereits erwähnt, braucht es Böden, die ein tiefes Wurzeln ermöglichen.