Kurz & bündig
- Die Ergänzung von Gerste mit Erbsen führt zu einem eiweissreicheren Futter.
- Die Gerste dient den Erbsen als Stützfrucht.
- Erbse ist eine Leguminose, sie benötigt keine Stickstoff-Düngung und hinterlässt Stickstoff für die Nachfrucht.
- In einer Grastrocknungs-Anlage wird das Gemisch erhitzt und pelletiert.
- Der einfache Anbau des Gemisches macht es möglich, die ganze Fläche als Acker-Schonstreifen zu bewirtschaften.
- Der Deckungsbeitrag eines Bio-Gerste/Erbsen-Gemisches ist so gross wie von Bio-Soja.
Ab dem Jahr 2022 dürfen Betriebe, die nach den Richtlinien der Bio Knospe produzieren, nur noch 100 Prozent Schweizer Knospe-Futter für die Wiederkäuer einsetzen. Sie dürfen also kein Soja und keine Luzerne mehr aus dem Ausland importieren. Deswegen wird der eigene Anbau von Eiweisspflanzen für Biobetriebe immer wichtiger.
Auch für konventionell wirtschaftende Betriebe dürfte der Anbau von Eiweisspflanzen an Bedeutung gewinnen. Denn aus Gründen der Nachhaltigkeit sollte weniger Futtermittel importiert werden.
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Gerste-/Erbsen-Würfel als Eiweissfutter für Milchschafe
Christian Strub hält auf seinem biologisch bewirtschafteten Betrieb in Oberuzwil SG Milchschafe: 100 Mutterschafe der Rasse Lacaune und ihre Lämmer. Das Grundfutter, Gras und Heu, ergänzt er mit Mais-Bohnen-Würfeln und mit Gerste-/Erbsen-Würfeln.
Betriebsspiegel Biohof am Bettenauer Weiher
Christian und Christine Strub, Oberuzwil SG
LN: 19,5 ha, davon 5 ha Ackerland und 70 Aren Johannisbeeren,14,5 ha Naturwiese
Kulturen: Mais/Bohnengemisch, Dinkel, Gerste/Erbsengemisch, Kunstwiese (2 Jahre)
Tierbestand: 100 Mutterschafe, zeitweise 150 Lämmer, 2 Böcke
Arbeitskräfte: Betriebsleiter und Frau, Aushilfe durch Vater und einer Verwandten in Teilzeit. Betriebsleiter arbeitet zu 60 Prozent auswärts.
«Ich hatte zu viel Wiesenfutter, aber zu wenig Eiweiss», begründet der Landwirt die Zufütterung. Eiweisserbsen haben einen Rohproteingehalt von etwa 25 Prozent, während Wiesenfutter je nach Leguminosen-Anteil nur etwa 14 bis 16 Prozent erreicht, oft aber auch darunter liegt.
Die Idee, Erbsen zu füttern, entstand, weil der Vater seinen Kühen eigene Gerste fütterte, die er in der nahe gelegenen Trocknungsanlage in Niederuzwil zu Würfeln pressen liess. Dieses Energiefutter wollte Strub mit Eiweiss ergänzen. «Mischkulturen haben aber noch weitere Vorteile», betont Christian Strub.
Die verschiedenen Pflanzenarten ergänzen sich, vor allem dient die Gerste den Erbsen als Stützfrucht. Als Leguminose bindet die Erbse Luftstickstoff im Boden, der sich für die Nachfrucht anrechnen lässt. Vereinfachend kommt für den Landwirt hinzu, dass der Lohnunternehmer, der das Gemisch aussät, das Saatgut selbst einkauft und es in einem Arbeitsgang ausbringt.
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Einfacher Anbau der Gersten-/Erbsen-Mischung
Ein Viertel des 19,5 ha grossen Betriebes ist Ackerbaufläche. «Ich habe Glück, noch Ackerbau machen zu können», sagt der Landwirt, denn das untere Toggenburg ist eine «Grenzregion»: Mit hohen jährlichen Niederschlägen von 1200 mm, oft wenig tiefgründigen Böden und hügeligem Land ist der Ackerbau in der Region nicht ideal. Trotzdem hat Strub mit dem Gersten-/Erbsen-Gemisch bis jetzt gute Erfahrungen gemacht.
Er baut das Gemisch nach Dinkel in einer fünfjährigen Fruchtfolge mit Mais/Bohnen, Dinkel und zweijähriger Kunstwiese an. Die empfohlene Anbaupause für Erbsen von sechs Jahren zur Vermeidung von Fusskrankheiten hält er damit allerdings nicht ein. Eventuell wirkt sich der gemeinsame Anbau mit Gerste positiv auf die Krankheitsunterdrückung aus.
Der Lohnunternehmer sät das Gemisch als Winterfrucht im Oktober. Zuvor hat Strub den Boden gepflügt, um den Schafmist einzuarbeiten und hat mit einer Federzahnegge das Saatbett vorbereitet. «Danach muss ich nichts mehr machen», sagt Strub.
Vielleicht noch ein paar Blacken-Samenstände mit der Hand herauslesen. Eine breitflächige, mechanische Unkrautbekämpfung sowie eine stickstoffhaltige Düngung sind beim Biodiversitäts-Programm «Ackerschonstreifen» nicht erlaubt, auch würde der Striegel das feine Erbsenkraut leicht ausreissen.
Im Juli drescht der Lohnunternehmer das Gemisch. Der Dreschzeitpunkt ist abhängig von der Reife der Erbsen. Das Kraut muss abgedorrt und die Erbsen gelb sein. «Ich darf aber nicht zu lange warten, da sonst die Erbsen aus den Hülsen fallen», betont der Landwirt.
Der Drusch wird in der Grastrocknungsanlage in einer Walzenmühle gequetscht. Durch Erhitzung auf 70 bis 80 Grad wird das Gerste-/Erbsen-Gemisch von 20 auf 10 Prozent Feuchtigkeit getrocknet und dann mit Melasse zu Pellets gepresst. Dieses Rösten oder Toasten macht das Eiweiss pansenstabiler und damit effektiver.
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Anteil an gemischtem Anbau steigt
Das Trocknen eines Gersten-/Erbsen-Gemisches benötigt weniger Energie als das Trocknen von Gras, erklären Mathias Seiler und Ueli Keller von der Trocknungsanlage Niederuzwil.
Das Trocknen und Pelletieren kostet je nach Feuchtigkeit des Rohmaterials 11 bis 12 Franken/100 kg Pellets.
Jedes Jahr liefern mehr Kunden solche Gemische an. Insgesamt mache es aber nur wenig aus, gerade einmal etwa 20 Tonnen von insgesamt 700 Tonnen Getreide.
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Einfache Futtervorlage in Würfelform
Pro Hektare Acker kann der St. Galler Landwirt mit einem Ertrag von rund 3,5 Tonnen Würfel rechnen. Das Trocknen kostet ihn etwa 200 bis 300 Franken.
Christian Strub füttert die Gersten-/Eiweiss-Würfel den Schafmüttern vor allem in der Startphase der Laktation zusammen mit Mais-/Bohnen-Würfeln, die er auch als Gemisch anbaut. Auch die Lämmer erhalten das Kraftfutter nach dem Absetzen. Eine andere Möglichkeit, den Schafen mehr Eiweiss zu füttern, wäre der Zukauf von Weissklee-Würfeln gewesen, auf die sich manche Landwirte in der Gegend spezialisiert haben.
«Ich füttere das, was bei mir wächst», sagt Strub – und hat damit Erfolg. Die Mutterschafe geben viel Milch und die Lämmer wachsen gut.
Früher, das heisst nur mit Gersten-Würfeln, waren die Harnstoffwerte in der Schafmilch sehr tief. Das konnte Strub dank des Gerste-/Erbsen- sowie des Mais-/Bohnen-Gemisches verbessern.
Der Landwirt könnte beides auch silieren, aber in Würfelform kann er das Futter besser einsetzen. Er lagert die Würfel in Big Bags auf dem Heuboden und kann sie über ein Rohr einfach auf das Futterband fallen lassen. Auch dienen ihm die Würfel als Lockfutter im Melkstand. Soja wäre eine Alternative zu den Erbsen, aber Soja ist anspruchsvoller beim Anbau und er müsste sie in die Mühle geben. «Soja wäre mir zu kompliziert», fasst es der Landwirt zusammen. Lieber verwendet er eine Kultur, die er kennt und mit der er gute Erfahrungen gemacht hat.
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Eiweisserbsen sind auch finanziell interessant
Der Anbau eines Gersten-/Erbsen-Gemisches ist für den Landwirt auch aus finanzieller Sicht interessant. Es lassen sich damit verschiedene Förderungen auslösen. Dank dieser Förderungen muss der Landwirt kein Geld für das Kraftfutter seiner Tiere ausgeben.
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Finanziell gesehen ebenbürtig mit Soja-Anbau
Agridea hat den Deckungsbeitrag von einem Eiweisserbsen-/Gersten-Gemisch berechnet. Allerdings unter der Annahme, dass an der Annahmestelle Erbsen und Gerste voneinander getrennt werden und sie danach verkauft oder separat weiterverarbeitet werden.
Gemäss Agridea-Deckungsbeitrags-Katalog 2021 beträgt der Deckungsbeitrag inklusive Einzelkulturbeitrag (1000 Franken) und Extenso-Beitrag (400 Franken) 2709 Franken.
Inklusive der Flächenbeiträge für Versorgungssicherheit (1300 Franken) und Bio-Ackerbau (1200 Franken) kommt es zu einem Gesamtdeckungsbeitrag von 5209 Franken.
Interessant der Vergleich mit Bio-Soja, deren DB 5151 Franken/ha beträgt. Der Förderbeitrag von Bio Suisse für Futtersoja, deren Eiweissgehalt fast doppelt so hoch ist wie derjenige von Futtererbsen, beträgt 32 Franken/dt, für Futtererbsen nur 3 Franken/dt.
Der DB von Bio-Soja ist trotzdem etwas kleiner als bei der Bio-Erbsen-/Gerste-Mischfrucht, da der Körnerertrag der Mischfrucht mit 3,8 t/ha grösser ist als bei Bio-Soja mit 2,45 t/ha.
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Beim Anbau des Gerste-/Erbsen-Gemisches bezieht Landwirt Strub Beiträge für das Anlegen von Ackerschonstreifen. Dazu muss er mindestens die Randstreifen der Ackerkultur wie oben erwähnt ohne stickstoffhaltige Düngung, Pflanzenschutzmittel und ohne breitflächige, mechanische Unkrautbekämpfung bewirtschaften.
Er bewirtschaftet allerdings nicht nur die Randstreifen, sondern die ganze Fläche nach diesen Vorgaben.
Würde Christian Strub nicht bei den «Ackerschonstreifen» mitmachen, würde er nur den Einzelkulturbeitrag von 1000 Franken und Extensobeiträge von 400 Franken erhalten. Voraussetzung für den Einzelkulturbeitrag ist, dass der Leguminosenanteil der Mischfrucht mindestens 30 Prozent beträgt.
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Bis jetzt nicht mehr Anbauflächen von Eiweisserbsen
Gemäss den landwirtschaftlichen Strukturerhebungen hat die Gesamtanbaufläche von Eiweisserbsen in der Schweiz in den letzten fünf Jahren abgenommen und bewegt sich zwischen 4553 ha (2016) und 3573 ha (2020).
Im Bio-Landbau hat die Anbaufläche von Eiweisserbsen von 2016 bis 2018 von 426 ha auf 535 ha zugenommen, bis 2020 aber auf 420 ha abgenommen.
Setzt man die Zahlen von konventionell und Bio ins Verhältnis zur jeweils angebauten Ackerfutterfläche (Futtergetreide und Eiweisspflanzen), dann zeigt sich, dass im Bio-Landbau verhältnismässig mehr Eiweisserbsen angebaut werden als im konventionellen Anbau.
Allerdings hat das Verhältnis im Bio-Landbau in den letzten fünf Jahren stark abgenommen. Anstatt Eiweisserbsen wurden mehr Ackerbohnen und Lupinen angebaut, deren Anbauflächen liegen bei 584 ha bzw. 79 ha im Bio-Landbau (2020).
Zudem wird vor allem im Bio-Landbau mehr Futtersoja angebaut, deren Anbaufläche unter Ölsaaten und nicht unter Futterpflanzen erfasst wird. Soja ist im Anbau bedeutend anspruchsvoller als Futtererbsen.