Kurz & bündig

  • Rebekka Strub führt seit Oktober 2017 den Hof Horn in Trimbach (Kanton Solothurn).
  • Die Meisterlandwirtin hat den Betrieb von der Armasuisse gepachtet.
  • Die Betriebsleiterin hat eine Lernende (berufsbegleitende Nachholbildung). Ihre Eltern hat sie im Stundenlohn angestellt.

Um 16 Uhr verabschieden sich Käthi und Pauli Strub von ihrer Tochter Rebekka: «Wenn du nichts mehr brauchst, sehen wir uns morgen wieder.» Im warm geheizten Container auf dem Hof Horn haben die drei eben noch Kaffee getrunken und von ihrer Zusammenarbeit berichtet. Nun fahren die Eltern Strub hinunter ins Dorf.

Eltern und Tochter wohnen ganz bewusst nicht zusammen auf dem Hof Horn in Trimbach bei Olten. «Wir arbeiten zusammen – die Distanz hilft unserer guten Beziehung zueinander», erklärt Rebekka Strub. Käthi und Pauli Strub fühlen sich in der Wohnung in Trimbach wohl, «da muss ich mich nicht noch um den Garten kümmern», sagt Käthi Strub.

Die 37-Jährige Meisterlandwirtin Rebekka Strub weiss, dass sie und ihre Eltern mit diesem Entscheid etwas von der Norm abweichen. Aber daran hat sich Rebekka Strub längst gewöhnt. Sie leitet den Biobetrieb mit Aubrac-Rindern, Zebus und Burenziegen seit 2017. «Komische Kühe, ein Biobetrieb, eine Frau»: Berufskollegen sei es zu Beginn manchmal etwas schwer gefallen, sie einzuordnen, sagt Rebekka Strub und lächelt. Sie sei ein offener Mensch und daher falle es ihr nicht schwer, das Eis zu brechen.

Die Meisterlandwirtin Rebekka Strub ist früh ihren eigenen Weg gegangen

Dazu beigetragen hat sicher, dass Rebekka Strub schon früh ihren eigenen Weg ging: Nach einer Lehre als Landschaftsgärtnerin ist sie viel gereist, hat eine Weiterbildung zur Erlebnispädagogin gemacht und sich dann doch für die Landwirtschaft entschieden.

Nach der berufsbegleitenden Nachholbildung als Landwirtin hat sie zuerst die Betriebsleiterschule absolviert und dann gleich noch die Meisterprüfung. In der Nachholbildung ist sie mit Gleichalterigen in der Klasse gewesen: «Die Themen, die wir untereinander diskutiert haben, waren mir sehr nahe.» Anders sei es in der Betriebsleiterschule gewesen, dort sei die Klasse sehr jung gewesen.

Der Hof Horn in Trimbach ist seit 1991 ein Bio-Betrieb

Rebekka Strub ist mit zwei Brüdern auf dem Hof Horn aufgewachsen. Beide Brüder sind in Berufen ausserhalb der Landwirtschaft tätig. Der Pachtbetrieb gehört Armasuisse (Bundesamt für Rüstung) und liegt in einem viel genutzten Schiessplatz. Käthi und Pauli Strub haben den Betrieb schon 1991 auf Bio umgestellt und sind in der Branche weitherum bekannt.

Der Hof Horn mit seinen Tieren ist eine Herzenssache. 2013 hat ein Grossbrand den ganzen Betrieb zerstört: «Wir waren vor Ort und konnten alle Tiere retten», erinnert sich Rebekka Strub. Aber der Brand war ein einschneidendes Erlebnis. «Es waren die lehrreichsten Jahre meines Lebens, ich bin daran gewachsen», sagt die Betriebsleiterin.

Das Care Team habe sie und ihre Eltern mit den Worten «Sie müssen nicht alles im Griff haben» beruhigen wollen. «Das war gut gemeint – aber wir hatten hundert Tiere zu versorgen.» Die Stimme von Rebekka Strub verändert sich, wenn sie von der Zeit nach dem Brand erzählt, davon, wie sie und ihre Eltern improvisiert haben. Sie habe während dieser Zeit Verantwortung übernommen und sich stark eingebracht.

Rebekka Strub schätzt nach der Bauphase Strom im Stall sehr

Denn der Wiederaufbau war anspruchsvoll, trotz der sehr guten Zusammenarbeit mit den Verpächtern. «Es ist nicht immer einfach, wenn du nicht selber entscheiden kannst», sagt sie. Sechs Jahre lang habe sie bei einer Kollegin gewohnt, ihre Eltern haben im Nachbardorf Ifenthal in einem Haus gewohnt. «Und die Tiere lebten teils in Folientunnels und in einem Notstall», erzählt Rebekka Strub.

Umso mehr schätzt sie nun den hellen, luftigen Stall: «Welch ein Luxus es ist, Strom und Wasser im Stall zu haben, bei der Arbeit Radio hören zu können – das weiss ich nun.»

Nach dem Brand und vor der Bauphase ist auch ihr Entscheid gereift, den Hof übernehmen zu wollen. Mit der Meisterprüfung hat Rebekka Strub ihre Chancen auf die Übernahme verbessert, wäre es zu einem Ausschreibeverfahren gekommen.

Der Rollenwechsel in der Familie hat rund zwei Jahre gedauert

Am Ende ging die Übernahme mit einem Pachtübernahme-Vertrag per 1. Oktober 2017 reibungslos über die Bühne. Pauli und Käthi Strub wurden Anfang 2018 pensioniert, es passte alles.

Für Käthi Strub war der Prozess des Abgebens geprägt von «weh und froh», sagt sie. Sie schaut ihre Tochter direkt an: «Meine grösste Angst war, meine Tiere verkaufen zu müssen. Welch ein Glück, dass Rebekka übernommen hat!» Und lobt, dass Rebekka Strub es mit den Tieren besser mache als sie.

Rebekka Strub freut sich – der kurze Moment zeigt, wie innig und ehrlich die Beziehung der Familie ist. Und dennoch ist nicht alles eitel Sonnenschein: «Wir haben zum Beispiel an unserer Gesprächskultur gearbeitet und einiges sogar schriftlich festgehalten», sagt die Betriebsleiterin. Der Rollenwechsel von Eltern und Tochter habe rund zwei Jahre gedauert, schätzt sie: «Es war wirklich ein Geben und Nehmen. Das müssen alle wollen.»

Pauli Strub fühlt sich wohl dabei, nicht mehr alles hören und sehen zu müssen, was an Arbeit ansteht. In der Übergangsphase sei Rebekka auch mal hierarchischer aufgetreten. «Jetzt ist völlig klar: Sie ist die Chefin, entscheidet und trägt die Verantwortung, finanziell und emotional.»

Dabei unterstützen die Eltern die Tochter: «Ich bin froh, bleibt das Wissen auf dem Hof», sagt Rebekka Strub. «Erfahrungen können wir nicht weitergeben, die muss Rebekka selber machen», betont Käthi Strub.

Im Alltag wird Rebekka Strub zudem von Andrea Baldinger unterstützt: Die 37-Jährige macht die berufsbegleitende Nachholbildung als Landwirtin bei Rebekka Strub. «Sie ist für mich eine grosse Entlastung», sagt die Lehrmeisterin. Die beiden Frauen verstehen sich sehr gut.

«Einen 15-jährigen Lernenden, für den ich auch noch kochen müsste, das kann ich mir nicht vorstellen», sagt Rebekka Strub. Andrea Baldinger hingegen vertraue sie, so sehr, dass sie sich auch mal einen Tag frei nimmt und unbesorgt weg fährt. Richtige Ferien habe sie vor fünf Jahren zum letzten Mal gemacht.

Rebekka Strub lebt ohne Angst auf dem abgeschiedenen Hof

Auf dem Hof Horn lebt Rebekka Strub seit der Übernahme allein. Im Moment ist sie Single. «Am Sonntag einfach mal allein zu sein, das ist mir wichtig.» Sie braucht diese Zeit und fühlt sich auf dem Hof Horn daheim. Die Abgeschiedenheit macht ihr nichts aus: «Angst kenne ich nicht.»

Im Alltag von Rebekka Strub ist die Arbeit mit den Tieren zentral. Sie hält 30 Burenziegen, 40 Zebus und 30 Aubrac-Rinder. Einen Teil der Tiere verkauft sie als Zuchttiere. Zudem vermarktet sie das Fleisch ihrer Tiere direkt.

Im Stall erklärt sie die Unterschiede zwischen Zebus und Aubrac, zeigt ein zwei Wochen altes Buren-Gitzi und deutet auf eine Ziege: «Mit ihr mache ich Besuche im Altersheim.» Rund zwanzig zutrauliche Katzen tummeln sich auf dem Hof und halten die Mäuse in Schach.

Lokale Kleinunternehmer unterstützen, in Kreisläufen denken

Bei der Futterernte lässt Rebekka Strub die Ballen von einem Lohnunternehmen aus Ifenthal pressen und wickeln. «Ich möchte lokale Kleinunternehmen unterstützen. Und ich versuche, Arbeitsabläufe während den Arbeitsspitzen zu optimieren», sagt sie. Ihre Eltern helfen bei der Futterkonservierung, so gut es geht mit.

Rebekka Strub denkt in Kreisläufen und Zusammenhänge. Für sie ist klar, dass auf einem Betrieb Boden, Mensch und Tier zusammenpassen müssen. Diesen «Organismus» findet sie spannend und hofft, dass auf Hof Horn der Faktor «Mensch» noch etwas stärker zum Tragen kommt. Doch ihre Ideen will sie Schritt für Schritt angehen.

Als Betriebsleiterin will sie die Zahlen im Griff haben. Rebekka Strub macht so viel als möglich selber und arbeitet mit einem Treuhänder zusammen. Denn: «Ich habe einen Investitionskredit abzuzahlen, den Pachtzins zu begleichen. Und bin für meine Leute verantwortlich.»

Ihre Altersvorsorge ist geregelt: «Ich zahle für mich in die Pensionskasse ein.» Käthi und Pauli Strub zahlt sie im Stundenlohn. «Wer bei mir arbeitet, bekommt etwas», sagt sie. Das können auch Naturalien sein, feine Zebu-Würste zum Beispiel.

Für Rebekka Strub ist es selbstverständlich, ihre Tiere bis zum Schluss zu begleiten. Eine ihrer Stärken sieht sie auch darin, ihre Freude an der Landwirtschaft weiterzugeben. Etwa an Referaten in einem nicht-landwirtschaftlichen Umfeld. «Ich zeige gern, dass es in der Landwirtschaft zwar viel Tradition gibt, aber auch viel Freiraum.»

Sie besucht Kurse, «um nicht betriebsblind zu werden» und engagiert sich in Zuchtverbänden, etwa in der Herdebuch-Kommission von Mutterkuh Schweiz für die Rasse Aubrac. Sie ist in ihrer Rolle als Betriebsleiterin angekommen und werde ernst genommen: «Die Kollegen sehen, dass ich bin wie sie – halt einfach eine Frau».

Rebekka Strub hat das nötige Selbstvertrauen als Chefin

Auch die anfänglichen Fragen, wer denn auf dem Hof der Chef sei, hätten sich gelegt. «Auch wenn immer noch wenige Betriebe von Frauen geführt werden: Ich stehe hin und habe mir das nötige Selbstvertrauen erarbeitet.»

Und so macht sie auch bewusst und bestimmt Feierabend: Die Katzen dürfen im warmen Container und im Stall bleiben, aber die Wohnung hat Rebekka Strub für sich zur tierfreien Zone erklärt.

 

 

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Betriebsspiegel Hof Horn

Rebekka Strub, Trimbach (Kanton Solothurn)

LN: 45 ha

Bewirtschaftung: Bio

Kulturen: Naturwiese

Tierbestand: 70 Stück Rindvieh (30 Aubrac, 40 Zebus), 30 Burenziegen

Betriebszweige: Zuchttiere, Direktvermarktung Fleisch, Angebote für Kinder auf dem Hof

Arbeitskräfte: Andrea Baldinger (Lernende, berufsbegleitende Nachholbildung Landwirtschaft), Eltern Käthi und Pauli Strub (im Stundenlohn)

www.hofhorn.ch