Kurz & bündig
- Hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit lassen die Anzahl Fliegen im Stall steigen.
- Um die Kühe und Rinder vor den lästigen Insekten zu schützen, kann das Weidemanagement angepasst werden.
- Ausserdem gibt es Nützlinge oder auch Lockstoffe, die gegen die Insekten vorgehen. Vorsichtig eingesetzt sind auch chemische Wirkstoffe sinnvoll.
- Eine vorbeugende Massnahme ist ausserdem, den Stall gut zu lüften und regelmässig zu entmisten.

Fliegenspray, Fliegenmasken, Fliegendecken und Co. sind bei Pferden schon lange Alltag geworden. Doch auch das Rindvieh ist von den lästigen Insekten betroffen. Tierärztin Ramona Deiss von Rindergesundheit Schweiz gibt Tipps, wie TierhalterInnen ihre Tiere in den Sommermonaten schützen können.

Besonders lästig für das Rindvieh sind Stechfliegen. Eine hohe Fliegenbelastung führt bei den Tieren zu Unruhe und Stress. Dies kann sich unter anderem negativ auf die Leistung, die Fruchtbarkeit und das Immunsystem auswirken.

Die Brutstellen das ganze Jahr über eliminieren

Die Temperatur steigt und mit ihr auch die Anzahl der Fliegen. «Die Fliegenbelastung ist bei hohen Temperaturen in Kombination mit hoher Luftfeuchtigkeit am höchsten», sagt Ramona Deiss.

Wenn man einen Stall mit schlechter Durchlüftung hat und dazu schlecht mistet, ist das gar nicht ideal. «Noch schlimmer ist die Fliegenbelastung bei starker Sonneneinstrahlung auf einer Weide ohne Schattenplätze», so die Tierärztin. Zudem riechen die Tiere bei steigender Wärme auch stärker und locken so mehr Fliegen an.

Ein Augenmerk sollte besonders auf eine vorbeugende Bekämpfung gelegt werden. Mit der Bekämpfung sollte schon im Larvenstadium begonnen werden. Bei idealen Bedingungen kann die Reproduktion der Stechfliegen auch im Winter weiterlaufen. Warme und feuchte Stellen, beispielsweise Pfützen oder nasser Mist, sind ideale Brutstätten für Fliegen.

Auf die Eliminierung dieser Brutstellen kann das ganze Jahr über geachtet werden, um die Belastung zu senken. «Beginnt man mit der Bekämpfung erst im Sommer, ist man meist zu spät», ergänzt Ramona Deiss.

Fliegen sind nicht nur lästig, sondern können auch Krankheiten übertragen. Die Sommermastitis ist eine stark eitrige Euterentzündung und wird über die Fliegen übertragen. Häufig sind die Folgen davon Dreistriche. Auch die Weidekeratitis (Augenentzündung) wird direkt über Fliegen verbreitet. «Neben der Impfung ist die Fliegenbekämpfung ein wichtiger Faktor, um diesem Problem entgegenzuwirken», erläutert Ramona Deiss.

Wie schütze ich das Rindvieh vor den Stechfliegen?

Es gibt verschiedene Massnahmen, mit denen die lästigen Insekten eingedämmt werden und die Nutztiere geschützt werden können:

Weidemanagement: Bei hohen Temperaturen im Hochsommer bevorzugen die meisten Tiere tagsüber den kühlen Stall. Alternativen sind Weiden mit vielen Bäumen oder guten Unterständen als Schattenplätze. «Ich bin ein grosser Fan von Nachtweiden. Im Hochsommer sind ein gut durchlüfteter Stall über den Tag und Weide über die Nacht am besten geeignet, sofern dies vom Betrieb aus machbar ist», erklärt Ramona Deiss.

Chemische Wirkstoffe: Ein Tierarzneimittel, welches gegen Fliegen eingesetzt werden kann, ist beispielsweise Butox. Butox wirkt gegen stechende und nicht stechende Weidefliegen, Läuse und Haarlinge. Die Applikation erfolgt per Pour-on-Verfahren über den Rücken der Tiere. Das Ziel ist es jedoch, die Mittel mit Vorsicht einzusetzen. «Wenn ein grosses Problem durch die Fliegenbelastung entsteht, wie zum Beispiel viele Euterentzündungen, kann es durchaus gerechtfertigt sein, so ein Mittel einzusetzen», sagt Ramona Deiss. Die Auswirkungen auf die Umwelt sollten aber nicht vergessen werden. Butox ist nämlich vor allem für Dunginsekten giftig. Auch der Einsatz von Ohrmarken, welche mit Präparaten versehen sind, stellt eine Möglichkeit dar. Der Einsatz lohnt sich bei Tieren, welche im Sommer vor allem auf der Weide sind. «Hierbei ist aber der Mehraufwand zu beachten, da es für jede Weidesaison neue Ohrmarken braucht», erklärt die Tierärztin.

Einsatz von Nützlingen und Lockstoffen: Bei einem guten Stallklima gibt es, je nach Region, mehr Schwalben. Auch Schlupfwespen und Güllefliegen sind wichtige Nützlinge, welche Fliegenlarven fressen. Weiter ist auch der Einsatz eines Lockstoffes, wie zum Beispiel einer Zucker-Hefe-Lösung, eine Massnahme zur Fliegenbekämpfung. Dabei ist zu beachten, dass der Einsatz im Aussenbereich effektiver ist als im Innenbereich, wie es auch im FiBL-Merkblatt zum Thema Stallfliegen empfohlen wird. «Der Geruch der Tiere ist meist stärker und so wird der Einsatz im Stall eher schwierig», sagt Tierärztin Ramona Deiss.

Vorbeugende Massnahmen im Stall: Um starken Fliegenbefall im Stall vorzubeugen, ist die Hygiene das A und O. Nasser Mist sowie Futter- und Milchreste sollten entfernt werden. Klebefolien oder auch Fliegenlampen sind effiziente Mittel gegen Fliegen im Stall. Kühle und gut durchlüftete Orte sind sehr wichtig, um den Fliegendruck zu senken. «Je trockener, besser durchlüftet und sauberer der Stall ist, desto weniger Fliegen gibt es», schlussfolgert Ramona Deiss.

Nicht zu vergessen: Die Zecken
Zwar gehören die Zecken nicht zu den Insekten, sondern zu den Spinnentieren. Aber auch sie stechen: Bei den Kühen beispielsweise in den weichen Bauch oder das Euter, wenn die Wiederkäuer weiden.

Diese Stiche können gefährlich werden. Denn die Zecken können verschiedene Krankheiten übertragen. Die bekanntesten sind die Borreliose (Befall der Gelenke, der Haut, des Nervensystems und des Herzens) und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FMSE, Hirnhautentzündung).

Impfung für den Menschen
Für Menschen, die oft in der Natur unterwegs sind – also auch LandwirtInnen –, empfiehlt sich vorbeugend die wirksame Impfung gegen FMSE. Um Zeckenbisse möglichst ganz zu verhindern, sollten gut abschliessende Kleider getragen und ein Insekten-Repellent wie beispielsweise Anti-Brumm aufgetragen werden.

Für Rinder und laktierende Milchkühe listet die Schweizerische Arzneimittel-Information zur Vorbeugung von Zeckenstichen das Insektizid Bayticol. Das Mittel ist als gebrauchsfertige Lösung erhältlich, die mit einer Applikationsspritze entlang der Rückenlinie des Tieres vom Widerrist bis zum Schwanzansatz aufgetragen wird.

Die Zecken wandern in die Berge
Die Zecken sind auf dem Vormarsch. Früher lebten sie eher selten oberhalb von 700 bis 800 m ü. M., viel eher in tieferen Lagen. Eine klare Verbreitungsgrenze nach Höhenlage gibt es allerdings nicht.

Die Anzahl der Zecken in den verschiedenen Höhenlagen schwankt je nach Wetter von Jahr zu Jahr. In den letzten Jahren scheinen die Zecken aber höher zu steigen – sogar bis 2000 m ü. M. Das heisst, Kühe oder auch Schafe können auch auf der Alp von Zecken gestochen werden. Forscher vermuten, dass es einen Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und der Verbreitung von Zecken in höheren Lagen gibt. Lisa McKenna/der

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