Wie viel kostet es, eine Hektare Gras zu mähen? Diese Frage ist für viele Betriebsleiter eher zweitrangig. In erster Linie muss die Mähtechnik zum Start einer Schönwetterperiode mit der entsprechenden Schlagkraft verfügbar sein, um die bevorstehenden Sonnenstunden für die Trocknung des Grünfutters zu nutzen. Daher erstaunt es nicht, dass die Mäharbeit meist mit eigenen Geräten oder durch Lohnunternehmer erledigt wird.
Kurz & bündig
- Mähkosten von 69 Betrieben wurden von den Lernenden des BBZN Hohenrain LU berechnet.
- Zwischen den Verfahren konnten bis zu 60 Franken Unterschied berechnet werden, in Abhängigkeit von Maschinenalter, Auslastung, Flächenleistung und gemähte Fläche pro Mäheinsatz.
-Arbeit statt Maschine teilen kann sich lohnen, um Mähkosten zu senken und gleichzeitig flexibel zu bleiben.
Trotzdem sind Mähkosten sehr betriebsindividuell. Damit haben sich die Lernenden des 3. Lehrjahrs des Luzerner Berufsbildungszentrums Natur und Ernährung BBZN Hohenrain und der Betriebsleiterschule (BLS 1) beschäftigt. Sie wollten die Kosten betriebsspezifisch genau kennen. Im Rahmen des Fachs «Mechanisierungskosten berechnen und Verfahren vergleichen» haben sie die Verfahrenskosten «Gras mähen» ihrer Heim- oder Lehrbetriebe zusammengetragen. Geleitet wurde die Übung von Hansjörg Frey, Lehrer und Berater am BBZN Hohenrain.
Lernende haben die effektiven Kosten vom Lehrbetrieb berechnet
Für die Berechnungen wurden 69 Betriebe aus den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden untersucht. Dabei wurden die Kosten für folgende Verfahren berechnet:
- Standard-Traktor mit Frontmähwerk
- Standard-Traktor mit Heckmähwerk
- Standard-Traktor mit Front-Heck-Kombination
- Zweiachsmäher mit Frontmähwerk
- Zweiachsmäher mit Doppelmesserbalken
- Motormäher mit Doppelmesserbalken
- Motormäher mit Fingerbalken
Die Berechnungen basieren auf der Publikation «Maschinenkosten 2021» (Gazzarin 2021). Für den Anschaffungspreis und die jährliche Auslastung der Maschinen haben die Lernenden betriebsspezifische Anpassungen vorgenommen. Bei den Fahrerkosten wurde zudem die Vor- und Nachbearbeitungszeit (An- und Abhängen vom Mähwerk sowie zum Feld fahren) dazugerechnet.
Viele Betriebe verwenden bereits abgeschriebene Maschinen. Dabei können die Abschreibung und der Kapitalzins vernachlässigt werden. Im Gegenzug müssen aber der Reparatur- und Unterhaltsfaktor nach Selbsteinschätzung um 10 bis 30 Prozent erhöht werden.
Häufig werden auf den Betrieben zwei Mähverfahren eingesetzt
Bei der Auswahl des Mähverfahrens kam heraus, dass praktisch alle Betriebe mit zwei Mähverfahren ausgerüstet sind. Auf den Talbetrieben werden häufig als Hauptmähverfahren der Traktor mit Front- oder Heckmähwerk oder in Kombination eingesetzt. Daneben haben die meisten Betriebe, unabhängig der Zone, noch einen Motormäher zum Anmähen oder Ausmähen von Hindernissen.
Das Zweitmähverfahren ist daher häufig schlecht ausgelastet, da es lediglich für kleinere Flächen verwendet wird. Trotzdem kann damit die Hauptmäharbeit effizienter durchgeführt werden, wenn Hindernisse bereits ausgemäht wurden. Ein Zweitmähverfahren ist somit auf allen Betrieben von Bedeutung. Dafür werden häufig auch Occasions-Maschinen eingesetzt.
Innerhalb der Verfahren bis 60 Franken Unterschied
Beim einzelbetrieblichen Vergleich der Verfahrenskosten in derselben Zone und demselben Verfahren sind Unterschiede von bis zu 60 Franken pro Hektare von den tiefsten zu den höchsten Kosten auszumachen.
Bei einer jährlichen Schnittfläche von 80 Hektaren ergäbe dies einen Betrag von bis zu 4800 Franken.
So erklären sich Kostenunterschiede beim Mähen
Die Kosten beim Mähen sind stark abhängig von:
- Verfahrenswahl
- Alter der Maschine
- Auslastung von Maschine und Trägerfahrzeug
- Flächenleistung (Schlaggrösse und Lage)
- gemähte Fläche pro Mäheinsatz
So können Mähkosten gesenkt werden
- hohe Flächenleistung (Einsparung von Traktorstunden und Lohnkosten)
- Überdurchschnittliche Auslastung der Maschinen
- möglichst viel Fläche pro Mäh-einsatz (Vor- und Nachbereitung verteilt sich auf mehr Fläche)
- nachbarschaftliche Arbeitsteilung (einer mäht, einer kreiselt)
Lohnunternehmer oder Gebrauchtmaschine: Was lohnt sich?
Wenn Landwirte nicht auf eigene Mechanisierung verzichten möchten, lohnt sich ein Blick in den Occasions-Markt (siehe Link & QR-Code unten). Abgeschriebene, aber gut unterhaltene Maschinen arbeiten ebenfalls sehr kostengünstig, solange sie zuverlässig sind und die Reparaturkosten nicht überborden.
Wenn der Betriebsleiter ein Flair als Landmaschinenmechaniker hat und nur eine unterdurchschnittliche Auslastung der Maschine erreicht, können auch Ersatzteile vom Gebrauchtmarkt interessant sein.
Link & QR-Code zum führenden Schweizer Online-Marktplatz für Landmaschinen [IMG 3]
www.agropool.ch
Der Lohnunternehmer ist auch bei der Mäharbeit eine Alternative. Wie jedoch die Umfrage unter den Lernenden zeigte, in einem viel kleineren Umfang, als das beispielsweise bei ackerbaulichen Arbeiten der Fall ist. Von den 69 untersuchten Betrieben liessen lediglich fünf die Mäharbeiten durch einen Lohnunternehmer ausführen.
Gemäss Aussage der Lernenden bewegen sich die Kosten zwischen 270 bis 420 Franken pro Stunde. Daher wird der Lohnunternehmer in den meisten Fällen lediglich für grosse, gut befahrbare Schläge gerufen. Dort kann mit einer Front-Heck-Kombination schlagkräftig gemäht werden.
Angenommen, er kann 5 ha/Stunde mähen, dann würde dies noch 54 bis 84 Franken pro Hektar kosten. Dann wäre der Lohnunternehmer günstiger als die Arbeit mit eigener Mechanisierung.
Arbeitsteilung anstatt Maschinenteilen kann sich lohnen
Ein Blick in die Maschinen- und Tarifliste des Maschinenring Schweiz zeigt, dass sich die Angebote für das Mähen mit Zweiachsmäher und Standard-Traktoren mit Frontmähwerk im gleichen Kostenrahmen bewegen wie die ermittelten Selbstkosten bei eigener Mechanisierung. So bringt die Auslagerung der Mäharbeit auf vielen Betrieben kaum eine Kostenein-sparung. Im Gegenteil: Auslagern schränkt eher zusätzlich ein, weil die Flexibilität bei der Wahl des geeigneten Mähzeitpunkts sinkt.
Um Kosten zu senken und trotzdem flexibel zu bleiben, sieht Hansjörg Frey grosses Potenzial in der überbetrieblichen Zusammenarbeit. Jedoch ist die Hemmschwelle bei der Maschinenteilung im Futterbau gross. Bei guten Wetterverhältnissen sind die Mähmaschinen meistens auf allen Betrieben zeitgleich im Einsatz.
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Hansjörg Frey sähe daher weniger die Maschinenteilung als zukunftsträchtig an, sondern die Arbeitsteilung. Wenn sich zwei benachbarte Landwirte zusammenschliessen, könnte einer die Flächen beider Parteien mähen, währenddessen der andere alle Flächen bereits kreiseln kann.
So bräuchte es zum einen halb so viele Maschinen, zum anderen könnten pro Maschine und Mäheinsatz mehr Fläche bearbeitet werden. Das senkt wiederum die Kosten.