Ein paar Prozent zu viel Feuchtigkeit im Korn – und schon schnellen die Trocknungskosten in die Höhe oder es hagelt Preisabzüge. Wie Lohnunternehmer Lukas Christen weiss, ist der richtige Erntezeitpunkt deshalb kein Bauchentscheid, sondern ein klarer wirtschaftlicher Faktor – wie sich der optimale Zeitpunkt bestimmen lässt, ist hier zu finden.
Wirtschaftlichkeit durch den richtigen Erntezeitpunkt
Zu frühes Ernten verursacht wegen hoher Feuchte zusätzliche Trocknungskosten. Zu spätes Ernten führt oft zu Ertrags- und Qualitätsverlusten durch Auswuchs, Lagerbildung oder Witterung. Nach der Vollreife sinkt das hl-Gewicht meist wieder, während das Risiko für Auswuchs durch schlechte Witterung steigt. Zu langes Warten bedeutet doppelte Abzüge – für Feuchte und zu geringes hl-Gewicht. Der optimale Zeitpunkt erfordert demnach eine Abwägung zwischen Qualität, Trocknungskosten und Wetterrisiko.
[IMG 2]
Feuchte wiegt schwerer als das hl-Gewicht
Abzüge fürs hl-Gewicht bei Gerste gibt es unter 65 kg/hl (ca. –0,15 Fr./100 kg), Zuschläge ab 66 kg/hl. Feuchteabzüge beginnen bei 14,6 % und steigen bis zu 5.70 Fr./100 kg bei 22 % Feuchte (ca. 0.75 Fr./100 kg je 1 % über 14,5 %). Ein fiktives Rechenbeispiel:
Trocknungskosten bei 15,5 % Feuchtegehalt: ca. –0.75 Fr./100 kg
Abzug hl-Gewicht bei 64,9 kg/hl: –0.15 Fr./100 kg
Ein Prozent mehr Feuchtigkeit über dem Schwellenwert verursacht bei der Trocknung fünfmal höhere Kosten als der Abzug für ein zu niedriges Hektolitergewicht. Um 0.75 Fr./100 kg Trocknungskosten auszugleichen für 1 % zu viel Feuchte, müsste das hl-Gewicht mehr als 70 kg/hl erreichen. (siehe Tabelle.)
Praxis-Tipp von Lukas Christen: «Um unnötige Kosten zu vermeiden, sollte die Ernte eher bei geringerer Feuchtigkeit erfolgen – auch wenn das Hektolitergewicht dadurch eventuell leidet.» Trockenheit hat Vorrang vor einem maximalen hl-Gewicht.