Wichtigste Massnahmen bei der Fütterung von Milchkühen in der Sommerhitze
- Zugang zu frischem Wasser
- Strukturiertes Emd füttern
- Hauptfütterung morgens und abends
- Mineralstoffgaben erhöhen
- Energiedichte Ergänzungsfutter verwenden
Die unglaubliche Leistung unserer heutigen Milchkühe ist mit der eines Spitzensportlers vergleichbar», schreibt Christine Letsch, regionale Verkaufsleiterin bei Multiforsa. Die Mikroorganismen im Pansen produzieren Wärme, welche die Kuh abgeben muss, um die Körpertemperatur konstant zu halten.
Kann die Kuh die «Abwärme» nicht mehr in genügendem Masse abgeben, wird die Population der Mikroorganismen verändert und der pH-Wert im Pansen sinkt. Die Kuh kann das Futter nicht mehr optimal verwerten und gibt weniger Milch.
Versucht nun der Landwirt, die Milchleistung zu fördern, indem er mehr Kraftfutter füttert, führt dies zu einer erneuten Absenkung des pH-Wertes im Pansen. Hinzu kommt, dass die Kuh weniger wiederkäut und dadurch weniger Speichel produziert. Speichel beeinflusst als natürliche Puffersubstanz das Milieu im Pansen positiv.
Auch wenn die Kuh weniger frisst, ist darauf zu achten, dass die Ration genügend strukturreiches Futter enthält. Strukturreiches Futter regt die Tiere zum Wiederkäuen an.
«Besser ist es, strukturiertes Emd statt Rohfaser-reiches Heu zu verwenden», präzisiert Hansueli Rüegsegger, Leiter Milchvieh bei der UFA AG. Denn beim Aufschluss von Rohfaser-reichem Heu entstehe mehr Wärme als beim Aufschluss von strukturiertem Emd.
Lebendhefen im Futter sollen gegen Hitzestress bei Nutztieren helfen
Lebendhefen im Futter können helfen, das Pansenmilieu zu stabilisieren. Unter anderem hemmen sie die Milchsäure-produzierenden Bakterien, fördern die faserabbauenden Bakterien und binden pathogene Keime, begründet Christine Letsch.
Forscher der Bayerischen Landes anstalt für Landwirtschaft (LfL) sprechen den Lebendhefen die positive Wirkung nicht ab, weisen jedoch darauf hin, dass diese von der Gestaltung der Ration und der Nährstoffdichte abhängig ist.
An die Wasserversorgung der Milchkühe auf der Weide denken
Ein sehr wichtiger Faktor bei der Fütterung in der Sommerhitze ist, dass Kühe immer genügend frisches Wasser zur Verfügung haben.
Am besten eignet sich eine beschattete Trogtränke. Bei Schalentränken ist zu kontrollieren, ob der Wasserdurchfluss genügend gross ist. Empfohlen wird ein Durchfluss von 20 Litern pro Minute.
Hochleistungskühe nehmen an heissen Tagen weit über 100 Liter Wasser auf. Beim Wasserbedarf kommt es auf die Zusammensetzung der Futter ration an. Kühles Wasser ist bei Hitze von Vorteil. Doch wichtiger als die Wassertemperatur ist die Wasserqualität. Weidefässer sollten regelmässig auf Verschmutzung kontrolliert und gereinigt werden.
Während der grössten Hitze am Nachmittag sollte man die Kühe im kühleren Stall lassen. Die intensive Fütterungsphase ist wenn möglich in die kühleren Abend- und Morgenstunden zu verlegen, rät Ueli Aeschbacher von der Meliofeed AG.
Energiedichtes Futter verwenden und Mineralstoffgaben erhöhen
Das Ergänzungsfutter sollte stärkereich sein und eine hohe Energiedichte aufweisen. Mit Hilfe Pansen- stabiler Fette stellt das Ergänzungsfutter der Kuh Energie für die Milchproduktion zur Verfügung, ohne dass es zu einer Übersäuerung des Pansens kommt.
Johanna Besier, Koordinatorin Wissensaustausch bei Agroscope, Kompetenzbereich Tiere und tierische Produkte, weist darauf hin, dass sich die Landwirte auf einem sehr schmalen Grat zwischen der bedarfsgerechten Fütterung und einer potenziellen Überversorgung der Tiere bewegen.
Auch eine angepasste Fütterung kann die Auswirkungen der Hitze auf Milchkühe nicht immer kompensieren. Da die Tiere bei Hitze mehr Wasser aufnehmen und mehr schwitzen, scheiden sie auch mehr Mineralien, Vitamine und Spurenelemente aus.
Hansueli Rüegsegger empfiehlt eine Erhöhung der Mineralstoffgaben um 20 bis 25 Prozent. Die Milchviehberaterin Annelise Hever rät, auf einen phosphorreichen Mineralstoff zu wechseln, da die Phosphor-Absorption unter Hitzestress verringert werde. Das freie Anbieten von Viehsalz ist bei Hitze deshalb besonders wichtig.