Kurz & bündig
- Schadnager wie Ratten und Mäuse übertragen Krankheiten wie Salmonellen, Botulismus oder Leptospiren und richten Schäden an der Bausubstanz an.
- Frühzeitige Erkennung und gezielte Bekämpfung sind zentral beim Hygienekonzept.
- Durch Prävention und die Zusammenarbeit lassen sich Befall und Schäden nachhaltig reduzieren.

Schadnager wie Ratten und Mäuse haben es in sich: als Vandalen der Bausubstanz, Verunreiniger von Futter und Einstreu durch Kot und Urin und vor allem als Überträger von Krankheiten. Sie finden als Kulturfolger des Menschen in den warmen Ställen Futter, Wasser und ideale Lebensbedingungen. Gerade im Herbst steigt der Druck, den Winter «am Schärme» zu verbringen.

Sind sie erst einmal eingezogen, werden die Schädlinge durch ihre rasche und ganzjährige Fortpflanzung schnell zur Hundertschaft. Bei Ratten sind es rund sechs Würfe mit 4 bis 16 Jungtieren pro Jahr, bei Mäusen gar bis zu acht Würfe mit 3 bis 14 Jungtieren.

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Übertragung von Krankheiten und Schäden an der Bausubstanz

Ratten können Geflügel direkten Schaden zufügen: durch Bisswunden oder indem sie Eier öffnen und kleine Küken töten. Da eine Vielzahl an Materialien zum Nestbau genutzt wird, entstehen Schäden an der Bausubstanz. Häufig werden ganze Wandbekleidungen abgetragen, Zwischenwände und Isolationen besiedelt und Kabelstränge benagt, was zu Kurzschlüssen und Bränden führen kann. Schadnager sind Überträger verschiedener Krankheiten: Salmonellen werden häufig über Nager eingetragen und können sich ohne gezielte Bekämpfung hartnäckig in Gebäude und Umgebung halten. Der Nachweis der Serovare (Variationen innerhalb von Unterarten von Bakterien oder Viren) S. Typhimurium und S. Enteritidis im Geflügel führt zur Keulung. Gelangen Kadaver ins Futter oder verbleiben in der Einstreu, sind Fälle von Botulismus mit hoher Mortalität möglich.

Leptospiren (Bakterien) finden sich im Urin der Nager und können den Menschen über kleinste Hautwunden infizieren, während Toxoplasmen über unzureichend gekochtes Geflügelfleisch übertragen werden.

Futter und Einstreuvorräte sind vor dem Eintrag von Kot und Urin durch Nager zu schützen und Kadaver zu entfernen. Kontrolle, frühzeitige Erkennung und Bekämpfung sind ein wichtiger Teil eines erfolgreichen Hygienekonzepts![IMG 5]

Fallen für Mäuse sind meist mechanischer Art und töten per Genickschlag durch einen Bügel. Geschlossene Modelle sind besser als offene wegen der Verletzungsgefahr für Kinder und Haustiere. Für Giftköder sind in jedem Fall geschlossene Köderboxen zu verwenden.

Warum Antikoagulantien mit verzögerter Wirkung?

Ratten sind sozial und kognitiv intelligent, weshalb sie todbringende Fallen schnell zu vermeiden lernen und Köder verweigern, neben denen tote Artgenossen liegen. Gifte mit verzögerter Wirkung sind ideale Rodentizide (chemische Mittel zur Schadnagerbekämpfung), weshalb in der Hauptsache sogenannte Antikoagulantien verwendet werden. [IMG 4]

Strukturell ähnlich dem Vitamin K, das für die Bildung verschiedener Gerinnungsfaktoren notwendig ist, besetzt es zwar die Bindungsstellen, führt aber nicht zur Bildung der Faktoren. Erst nach Stunden sind die körpereigenen Reserven aufgebraucht und der Nager beginnt innerlich zu verbluten. Sein Tod weit weg vom Köder wird von den Artgenossen nicht mit dessen Aufnahme verbunden. Bei versehentlichen Vergiftungen kann als Gegenmassnahme die Gabe von Vitamin K versucht werden. Der Wirkstoff Cholecalciferol (Vitamin D3) ist kein Antikoagulans, sondern führt durch übersteigerte Aufnahme von Kalzium in die Zellen zu Organschäden und Tod. Achtung: Für diesen Wirkstoff gibt es kein Gegenmittel.

Das permanente Auslegen von Giftködern steigert also die Umweltproblematik und ist in der Praxis wenig sinnvoll. Für das Monitoring gibt es geeignete Frassköder, die einen Befall schnell anzeigen, damit Rodentizide erst dann und gezielt eingesetzt werden. In Zukunft dürfte es auch immer leichter werden, Bewegungen im Stall und in der Nähe von Fallen direkt über eine entsprechende App digital zu überwachen.

In einem extremen Beispiel eines Rattenbefalls kamen nächtliche Unruhe der Hühner und unerklärliche Wunden an den Unterbäuchen zusammen: Erst nachts und mit Stirnlampe wurde dem Halter bewusst, wie viele Augenpaare ihn ansahen!

Ein professioneller Schädlingsbekämpfer brachte den Stall für mehrere Tausend Franken zwar erfolgreich frei, aber die Ratten zogen auf den Winter hin wieder ein. Die besten Ratschläge zum Finden und Absperren möglicher Zugänge zum Stall erhielt der Halter vom örtlichen Wildhüter, den er daraufhin kontaktierte. Dieser riet neben dem Aufräumen um den Stall zum sinnvollen Ködern und half dem Halter, nichts mehr zu verpassen.

Christina Blumer ist Tierärztin bei der Geflügelpraxis AG in Wohlen AG.

Neue Bestimmungen für Antikoagulantien

Gegen die Antikoagulantien der ersten Generation (FGAR) traten vermehrt Resistenzen auf, was zur Entwicklung einer zweiten Generation (SGAR) an Rodentiziden führte.

Doch auch diese Wirkstoffe stellen sich als schädlich heraus, was als PBT bezeichnet wird (P = persistent, B = bioakkumulativ, T = toxisch). Sie werden vermehrt in Wildtieren entlang der Nahrungskette gefunden und sind für den Menschen direkt toxisch, insbesondere für die embryonale Entwicklung in der Schwangerschaft.

Per 1. April 2025 wurden daher alle Zulassungen für Rodentizide zur Abgabe an private Verwender sistiert und viele Produkte sind nur noch während Übergangsfristen und in kleinen Abpackungen erhältlich. Für berufliche Anwender (auch Landwirte) sind derzeit keine Einschränkungen vorgesehen.

Mehr Informationen

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Die Schadnager-Checkliste

Befall frühzeitig erkennen
Gibt es eine Kontrolle oder gar Schäden? Hygienekonzept hinterfragen/ergänzen und die bauliche Substanz regelmässig kontrollieren.

Bausubstanz prüfen und sichern
Wo sind die möglichen Zugänge zum Stall? Lüftungen kleinmaschig vergittern, vermutete Eingänge schliessen, Zwischenwände abdichten, Kabelstränge absichern, Zugang über Futterband/Wasserleitungen/Kotgrube/Wintergarten verhindern.

Sinnvoll und sicher bekämpfen
Wo sind Kot, Geräusche, Geruch, sichtbare Nester oder gar Tiere? Aufräumen und besenrein reinigen zum Entzug von Nahrung und weiterem Nistmaterial, Fallen stellen an Laufwegen und Durchgängen sowie Köderboxen mit Antikoagulantien.

Dokumentation
Wann wurden wo welche Köderboxen/Fallen ausgebracht? Regelmässige Kontrolle der Standorte, Kadaver entfernen und separat entsorgen (Gift!).