36'000 Hektaren Land beanspruchen die Gewächshäuser in der Provinz Almería. In der flächenmässig fünf Mal grösseren Schweiz beträgt die Gewächshausfläche rund 450 ha oder anders gesagt: Die Gewächshausfläche im fünf Mal kleineren Almería ist rund 80 Mal grösser als diejenige der Schweiz.
Haben die Umweltverbände Angst, dass die Schweiz bald aussehen könnte wie Almería? Man könnte es annehmen, wenn man sieht, dass sie beim kleinsten Folientunnel im Seetal schon opponieren. Oder ist diesen Leuten nicht bewusst, dass Landwirte im geschützten Anbau weniger bis keine Pflanzenschutzmittel einsetzen müssen, weniger Wasser verbrauchen und viel flächeneffizienter wirtschaften können? Wird dann die Vegetationsperiode in einem Gewächshaus mit erneuerbaren Energien (oder noch besser, bisher ungenutzter Abwärme) verlängert, so ist ein Gewächshaus in Punkto Nachhaltigkeit kaum mehr zu toppen. Einzig der landschaftliche Eingriff kann dann noch als Nachteil ins Feld geführt werden.
Damit wären wir wohl auch beim einzig gültigen Argument, das von Umweltverbänden, aber auch von Bundesämtern und Politikern ins Feld geführt wird. Die Landschaft muss erhalten bleiben, lautet das Credo. Das heisst, man will keine neuen Gebäude in der Landwirtschaftszone. Und wenn, dann nur, wenn sie sich gut in die Landschaft einbetten. Das ist bei Gewächshäusern eher schwierig. Etwas sarkastisch könnte man sagen: Ein neues Treibhaus in Almería lässt sich besser in die Landschaft einbetten, die «Landschaft» besteht im Wesentlichen aus anderen Gewächshäusern.
Aber es wäre zu einfach, jegliche Produktions formen, welche landschaftlichen Eingriffe nötig machen, ins Ausland zu verlagern. Dazu zählt das Gewächshaus ebenso wie der Folientunnel, die Windkraftanlage oder ein neuer Hühnerstall. Die Coronakrise hat aber gezeigt, dass es fahrlässig ist, einfach jegliche Produktionsstätten ins Ausland zu verlegen, um vermeintlich günstiger zu produzieren und damit die Landschaft zu erhalten. Dumm nur, wenn uns in einer Krisenzeit niemand mehr beliefern will.
Wir alle tun deshalb gut daran, den Produzenten von Nahrungsmitteln, Energie oder weiteren systemrelevanten Gütern die Rahmenbedingungen für die Produktion so angenehm zu gestalten, dass man gerne in der Schweiz investiert. Ich kann mir gut vorstellen, dass es in Almería für ein neues Gewächshaus gar keine Baubewilligung braucht, während sich unsere Produzenten bereits bei einem Folientunnel wie jenem im Seetal mit einer umfangreichen Standortevaluation oder gar mit einem Zonenplan- oder Richtplanverfahren bemühen müssen. Und dann gibt es Bevölkerungskreise, welche uns vorhalten, dass wir zu teuer seien.
Nein, ich will kein Almería in der Schweiz und auch nicht im Aargau. Das wird auch nie passieren, da wir kaum je für andere Länder produzieren werden. Aber ein Umdenken bei Behörden, Politikern, Gerichten und Umweltverbänden ist definitiv angezeigt. Damit denjenigen, die investieren wollen, die Steine aus dem Weg geräumt und nicht in den Weg gelegt werden. Verbunden mit einem: «Danke, dass Sie in der Schweiz produzieren!»